Die Schizophrenie der Pandemie:

Wohl dem, der eine Heimat hat



Chefredakteurin, Profilbild


Der Herausgeber der Paganini´s-Seiten hat mich, die Chefredakteurin, eingeladen, in einem
"kurzen, knappen Feature" einige Worte zu meinen Gefühlen "in dieser Zeit" aufzuschreiben. Ich war nicht glücklich über diese Ehre und bin es auch im Moment nicht, da meine Fingerspitzen nun suchend Buchstaben antippen, um gewünschte Worte zu einem angedachten "Feature" (Puh, Herr Boncuk, Sie Depp von Redaktions-Chef!) entstehen zu lassen.

Was sollte ich sagen, das nicht hundertfach, tausendfach irgendwo gesagt, gefühlt, gedacht und veröffentlich dieser Tage zu lesen steht.

Das TAGEBUCH feiert eindeutig Renaissance, in diesen, unseren Zeiten des Corona-Virus.
Und das mag zu den Tugenden dieser Zeit gehören. Oder auch nicht. Wer weiß das schon.
Zumindest scheint auch diese ZEIT kein Verstummen (vor dem Unaussprechlichen) in sich zu tragen.

Und das gibt Hoffnung. Das macht Mut. Denn hier bleibt doch etwas in seinem gewohnten Wiedererkennungswert unseres modernen Erlebens. Obwohl doch die Besonderheit der Erfahrung einer Pandemie gerade darin liegt, aus der "Gewohnheit" herauszureißen. Was wiederum Anlass zu Bestürzung und Ängsten gibt.

Immer schon übersetzt der Mensch "Gewohnheit" mit "Selbstverständlichkeit".
Im Guten wie im Schlechten.
Und wenn ich nun mit etwas beginne, das ich der Pandemie eventuell als "Gut" gut schreiben wollte, so wäre es die Tatsache, dass rückblickend, vorausblickend und ins Hier und Jetzt hinein blickend, tatsächlich (endlich einmal) ALLES

1.) ...als nicht in "meiner/unserer Hand liegend" erscheint
und
2.)...Gewohnheiten durch diese Aus- und Ausnahme-Zeit erst "bewertbar" werden
und
3.)...damit ein großer Pool an Möglichkeiten sichtbar wird, der sonst gar nicht zur Debatte stünde, da alles wie "gewohnt" (und wie "gottgegeben") immer weiter ginge.

So aber, wie bisher, geht es im Moment nicht mehr weiter!
Ungefragt bleibt, ob wir das wollen oder nicht. 
Das fühlt sich schon irgendwie neu an.
Und dennoch auch irgendwie vertraut.

Zumindest diesen Gedanken, der durch die Greifbarkeit und Sichtbarkeit des pandemischen "Einschnitts" mehr als nur symbolische Realität in meinem (unser aller) Lebensgefühl geworden ist, empfinde ich als interessant und somit auch als Chance.

Dieses "so geht es nicht mehr weiter" kann nun nach individuellen und kollektiven Bedürfnissen gestaffelt,  sowohl global, als auch national oder eben rein privat angeschaut und beantwortet werden. Meine Antworten sind (noch?) nicht da.

Ich warte ab.
Und ich warte überhaupt.
Und ich warte.
Dabei mag ich das Warten nicht und mochte es noch nie.

Doch im Moment ist mir eigentlich ALLES nahezu abgenommen (worden), das ich (schon wieder dieser Begriff) GEWOHNT bin durchzufechten, anzuvisieren und selbstbestimmt und bestimmend aktiv nach Vorne zu bringen.

Selbst am "Scheitern-können" fühle ich mich durch die Umstände gebremst.

Die Zeit, dieser wertvolle Stoff, verrinnt. Ich hatte so vieles vorbereitet, geplant, gewünscht und gehofft.
Nun ist das Meiste völlig für die Katz (Haha, Herr Redaktionschef!) und Keiner weiß so recht, wie es weiter geht. Nicht wirtschaftlich in puncto Job. Schon gar nicht mit der Welt und ihrer Verfassung.

Und das Private?
Na, da weiß es ja Keiner Niemals. Und wusste es noch nie.
Das Private war immer schon mehr oder minder ein Glücksspiel.
Folglich steht es in diesen Zeiten der Pandemie gar nicht zur Debatte.
Oder?

Wohl dem, der eine Heimat hat.
Und Heimat meine ich sehr, sehr umfassend (auch als Wert) gedacht.
Wohl dem, der eine Heimat hat, das ist mein "Gebet" in diesen Tagen.

Daher also die von mir gewählte Überschrift.
Ich empfinde diese Zeit als Qual. Und ich empfinde diese Zeit als Reichtum und Bereicherung.

Und den Rest werde ich, werden wir, noch sehen. Jeder auf seine Art.

Ich wünsche jedenfalls ein donnerndes und sehr optimistisches Glückauf.
Und bleiben Sie auf der Hut!




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