Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Donnerstag, 17. Januar 2013

Das wunderbare Liedgut! II. Teil:

"Ein Lied, das nicht mit einem Paukenschlag anfängt, höre ich nicht!"
(Zitat von Paganini, dem Kater)

Die Paganini´s-Redaktion will sich dieser Polemik nicht zu Hundert Prozent anschließen.
Und doch bleibt es unbestreitbar: Wir haben ein Faible für Dramatik wie Donner-Rollen und Blitzeinschlag!
Auch in der Kunst! Also auch in der deutschen Ballade!

Deshalb in loser Folge bei Paganini´s:
"Das wunderbare Liedgut!"


Aus bereits benanntem, aktuellen Anlass, Hier und Heute Teil II, mit einer absoluten No. 1,
seit jeher und für alle Zeiten:

Franz Schubert, Der Leiermann



Paganini, der Kater, in der Redaktionskonferenz, starrt bewegungslos, wie vom Donner getroffen,
in die Gesichter von Redakteurin und Redaktion.

Minutenlanges, betroffenes Schweigen vom Einen zum Anderen!

Dann:
Kinder, schämt Ihr Euch nicht in Grund und Boden?
Findet Ihr es adäquat, diese armen Geschöpfe so VOR-ZU-FÜHREN?
Was kommt noch?
Soll ich Geige spielen?
Soll ich den Zupf-Hansel geben?
Soll auch der schwärzeste aller schwarzen Kater für Euch ein Liedchen trällern?

Und für den Rest des Tages versinkt Paganini, der Kater, in einer rabenschwarzen Depression!


Redakteurin und Redaktion versuchen es - zwecks Ehrenrettung - mit einer zweiten Version
unserer absoluten No. 1 von Teil II "Das wunderbare Liedgut!"




Wir geben zu: Hier versagt unser oben genanntes Kriterium, das "Dramatik wie Donner-Rollen
und Blitzeinschlag" ankündigt!

Aber Melancholie, oh ja, Melancholie lieben wir auch!



P.S. Übrigens gibt es eine Version des Liedes von Sting!

Wegen diverser, beruflicher Verpflichtungen, machen wir mal wieder Blogger-Pause!!!










Montag, 14. Januar 2013

Obsession auf Tod!

Der Tod in Venedig/Kindertotenlieder in der Schaubühne: 

Kann es zu Thomas Manns Novelle noch Bilder nach Visconti geben?





Mit diesem Fragezeichen im Kopf plus einer Prise Urvertrauen an Ostermeier´s Regie-Genie im Herzen, trippelte jüngst die Paganini´s-Redaktion ins Favoriten-Theater.

Im Vorfeld:

Seit Visconti gab es für uns gedanklich nur dies engelsgleiche Antlitz für Tadzio


Björn Andresen


und nur dies virtuos-sensitive Mienenspiel für von Aschenbach.

Dirk Bogarde

Alles andere schien undenkbar und pure Blasphemie!


Würden Josef Bierbichler und Maximilian Ostermann diese Schimären des großen Kinos aus unseren Fantasiewelten vertreiben können oder würden wir aus tiefsten Herzen wünschen, doch lieber zu Hause geblieben zu sein, um die Videothek zu plündern?



"Schwierigkeiten machen mich wahnsinnig" wird der Mann zitiert, der mit diesem Unterfangen durchaus die Traute hatte, sich gegebenenfalls in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. 

Da nutzt es unter Umständen auch nicht, dass gerade Venedig ihn 2011 mit dem goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt hat. 
Ihn, den Regisseur Thomas Ostermeier, einstmals Enfant terrible der Berliner Theaterszene und bei der Preisverleihung gerade mal 43 Jahre alt!


Viele Zweifel folglich lasten schwer auf der Paganini´s-Redaktion, wenn  der Lichtkegel die Bühne erhellt und das Spiel beginnt. Unsere Hoffnung, das sei im Vorfeld angedeutet, liegt zu diesem Zeitpunkt schwerpunktmäßig auf Gustav Mahler. 

"Die Kindertotenlieder werden es schon richten!", so Paganini, der Kater, in der vorangegangenen Konferenz.

Aber, wird ER DIE können, der Bierbichler?


Während der Aufführung:


Nein, ER kann DIE nicht, die Mahler-Lieder, da fehlt´s an Stimme, wirklich, bei aller Liebe zum Bierbichler, auch wenn die Interpretation durchaus innig und anrührend ist.


Nein, der Kater hat geirrt, die Kindertotenlieder reißen hier nichts raus.

Aschenbach bleibt für uns bis zum Ende der Vorstellung Dirk Bogarde und Tadzio der Andresen.
Die Beiden auf der Bühne dienen nur als Chiffren, die irgendwie an diese Gesichter erinnern, oder auch nicht!


Und in den ersten zehn Minuten haben wir schlicht Sehnsucht nach Kino und Visconti.

Oder nach Lesen und Thomas Mann. Oder nach CD-Hören und Mahler!


Und dann plötzlich weckt Ostermeier uns auf und zeigt, dass er immer noch ein Theater-vergötterndes und deshalb Theater-mitreißendes Regie-Enfant-terrible ist!


"Und da hat´s plötzlich Bumms gemacht"! hat Paganini, der Kater, in der Vorstellung gedacht und hernach mitgeteilt!
"Den Mahler, gesungen zumindest, hätt´s nicht gebraucht!"

"Aber der Ostermeier kanns halt trotzdem!"

Und was er kann: Rummetzeln und Rausschnetzeln was er will, an Text, an Liedgut, an Film-Zitaten, ja, auch an Visconti, es entstehen so teils atemberaubende Video-Installationen

Sie zeigen: Ordnung des gedeckten Tischtuchs versus Anarchie des verschlungenen, noch blutigen Filets vom Beaf!
Das Gesicht eines alten, insgesamt unauffälligen Mannes, die Suppe löffelnd und mit den Augen ein "Kind", einen Heranwachsenden, verschlingend.

Sie zeigen Harmonie (die Anmut der vier Geschwister), also das Apollinische und deren verborgene Wildheit, die zum Dionysischen lockt.
Sie zeigen das scheinbar harmlos, unwissende Zusammenspiel, das zwischen Täter und Opfer entsteht, verstrickend und hinabziehend, wie das Geschehen einer antiken Tragödie, wie Zwang des Geschickes, ohne Schuld.

Und doch mit Obsession auf Tod!

Sie zeigen viel!
Tolle Bilder!


Nach der Aufführung:

Viele Kritiken, die nicht unbedingt wohlwollend vor sich hingeschrieben wurden.
Man kann ihnen durchaus folgen. Nur müssen sie zugeben: Sie vergleichen permanent.
Bierbichler mit Mahler-Interpreten, das Stück auf der Bühne mit Thomas Manns Novelle,
das Filmische mit Visconti und so weiter und so fort!

Sie übersehen: Ein sehr eigenwilliges Stück Theater, das den "Tod in Venedig" nutzt, um Theater zu machen!


P.S. Leider spielt BLOGGER-Dashboard verrückt und gehorcht nicht beim Design!
Also bald alles etwas GEORDNETER auf diesem Post!



Sonntag, 6. Januar 2013

Perspektiven: Literatur!


In loser Folge setzt sich Paganini´s nun mit einem neuen Themenkreis auseinander:

"Literatur aus differenten Perspektiven betrachtet"!

Mal seh´n, was dabei rauskommt!

Heute: "Kunst ist etwas Körperliches!"

Ist sie das?

Hierzu Gottfried Benn und seine These:

Kunst ist nicht etwas Geisteswissenschaftliches, sondern etwas Körperliches!
Kunst ist nach der einen Seite ihrer Phänomenologie hin ein Befreiung- und Entspannungsphänomen, ein kathartisches Phänomen, und diese haben die engste Beziehung zu den Organen.

Kunst ist ein zentraler und primärer Impuls!

Der Dichter beispielsweise ist nach Benn gewissermaßen als Dichter genetisch bedingt.
Somit dichtet der Dichter aus einem zu ihm gehörenden Zwang heraus,
wie ein Herz nichts Anderes als zu schlagen versteht, um das Blut kreisen zu machen.

Das Verhältnis zum Wort ist primär, diese Beziehung kann man nicht lernen. Sie können Äquilibristik lernen, Seiltanzen, Balanceakt, auf Nägeln laufen, aber das Wort faszinierend ansetzen, 
das können Sie oder das können Sie nicht!

Das ist das Wort: "Die Kunst muß"!
Es ist wohl vergeblich, darauf hinzuweisen, dass Flaubert die schmerzliche Lage der Künstler schilderte, die durchaus nicht alles machen können, was sie fühlen und möchten, sondern allein das, was Ihnen innerhalb ihres Sprach- und Stilvermögens verliehen war!

Und weiter über die Wirkung von Kunst:

Kunst hat keine geschichtlichen Ansatzkräfte, ihre Wirkung geht auf die Gene, die Substanz - ein langer innerer Weg. Das Wesen der Kunst ist unendliche Zurückhaltung, zertrümmernd ihr Kern, 
aber schmal ihre Peripherie, sie berührt nicht viel, das aber glühend.

Existentielle Gründe sind keine kausalen, verpflichten niemanden, sie gelten nur für den, in dem sie sich als Tatsächlichkeiten erweisen. 

Sie sind nicht übertragbar, auch nicht nachprüfbar, sie suchen sich ihre Legitimation in der Ununterdrückbarkeit der Ausdruckswelt.

(Aus: Gottfried Benn, Ausgewählte Gedichte, Diogenes)


de.wikipedia.org


Und hier noch als Schmankerl ein Gedicht des Herrn Doktor Benn, ein ganz "körperliches":


    Nachtcafé 

    824: Der Frauen Liebe und Leben.
    Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
    rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
    Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende. 

    Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
    winkt einer Lidrandentzündung. 

    Fett im Haar
    spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
    Glaube Liebe Hoffnung um den Hals. 

    Junger Kropf ist Sattelnase gut.
    Er bezahlt für sie drei Biere. 

    Bartflechte kauft Nelken,
    Doppelkinn zu erweichen. 

    B-Moll: die 35. Sonate.
    Zwei Augen brüllen auf:
    Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
    damit das Pack drauf rumlatscht!
    Schluß! He, Gigi! – 

    Die Tür fließt hin: Ein Weib.
    Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
    Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. Kaum Duft. 

    Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
    gegen mein Gehirn. 

    Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.
(Text)

Paganini, der Kater, 
in affektierter Kopf- und Schwanz-Haltung auf dem Schreibtisch posierend:

Ich bin etwas Körperliches! 
Damit wäre bewiesen: Die These "Kunst ist etwas Körperliches" stimmt!

Redakteurin und Redaktion schließen sich dem klugen Kater an, 
zumindest bis es wieder heißt: "Perspektiven: Literatur!"





Mittwoch, 2. Januar 2013

Protokoll-aus-Schnitt!

"Menschenlichter im Tollhaus": Der Engel. Prolog!





Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
Den hohen Baum netzt weißer Nebel


Erwin Olaf by pleter mustered @ flickr


Prolog 


Ich erwache im Nebelland der Menschenlichter. 
Die dichten Nebelschwaden gefallen mir sehr. 
Sie tauchen die Szenerie in ein eigentümliches Licht-Dunkel, überziehen die Atmosphäre mit einem exklusiv anmutenden Odem: Dem Nebelduft der Ideen. 
Nichts scheint greifbar nah oder messbar fern zu sein, alles verschwimmt in der Auflösung winziger Wassertröpfchen, aus denen die Nebel sind. 
„Die Nebel sind schön“, singt es in mir und voll Neugier blicke ich um mich. 
Die Sprache der Menschenlichter, durch die sie auch die Gedanken denken und lenken, wurde mir auf meine Reise mitgegeben und ich fühle den Sog ihrer Anziehungskräfte wundersam auf mich einwirken. Menschenlicht will ich nun werden. 
Und bin doch zunächst nur im Zwischenreich menschlicher Ideenfluchten, aus denen sich Ihre Manifestation erneuert und speist. 
Der Nebel ist schön und der Nebel ist mir vollkommen vertraut: 
Meine Ruhe im Nebel, dieses Auf und Ab des weißlichtigen Gewebes. 
Diese Wärme der alles bedeckenden Feuchte. 
Mein Gefühl des sich Auflösens im Nebellicht, als sei ich Gedicht und Gesicht. 

Der hohe Rat hatte mich vor meiner Reise gefragt, ob ich bereits eine Vorstellung davon habe, in welchem Land ich zuerst abgesetzt werden wolle.

„Ich will zum Menschenlicht, ins Tollhaus!“ hatte ich unwissend geantwortet.

„Und in welche Mythologie willst du zuerst hineinspringen, um Dich mit ihrer Ideenwelt vertraut zu machen, aus der sie sich erfinden und zu finden glauben, im ewigen Auf und Ab der Gezeiten?“ fragten sie weiter.

Und da ich erneut keine Antwort wusste, nicht einmal eine Antwort zu erahnen verstand, beschloss sich der Rat untereinander und teilte mir mit, dass ich mich überraschen lassen sollte, denn eigentlich sei die eine Mythologie der Menschenwelten mit jeder anderen Mythologie identisch.

„Alles Eins!“ Sagten sie mir, „alles ein und dasselbe, geh zu den Nebeln! 
Sie werden Dir vertraut erscheinen!“

Nun stehe ich hier. Ich bin eine Entität aus reiner Energie, somit existent und doch körperlos, aber durch das Wallen des Nebels sehe ich langsam die Umrisse einer nebelig erscheinenden Körperlichkeit entstehen. Die mit mir reisende Sprache des menschlichen Denkens gibt mir für alles die richtigen Namen hinzu. Auch für jeden neu erworbenen Körperteil. Ich weiß dadurch, dass ich hier stehe. 
Ich stehe auf Füßen und ich gestikuliere mit meinen Händen. 
Ja! So weiß ich! So weiß ich es, ohne die Bewusstheit des Wissens! 
Mir gefällt das Kennenlernen mir unbekannter Seinszustände. Für dieses Geschenk fühle ich tiefe Dankbarkeit. Ich kann das Neuland intuitiv erfassen und benennen, ohne etwas lernen zu müssen. 
Ich bin einfach ein zeitloser Teil dieser Nebelwelt geworden. Ich schaue mich weiter um. 
 Noch gibt es nicht viel zu sehen.

Ich stehe vor einem hohen Stamm, es ist wohl der Stamm eines Baumes. Was sonst! 
Der Stamm ist so hoch, dass ich in die Endlosigkeit eines Baumstammes hinauf zu schauen glaube.

Ich spüre wie meine Haut durch die, um den Stamm herum liegende Atmosphäre, von einer angenehmen, warmen Feuchtigkeit durchtränkt wird. Die Feuchtigkeit liegt wie Tau auf meinen Armen, auf meinem Hals und auf meinem Haar, das sich unter der Feuchte zu kräuseln beginnt. 
Ich schaue auf die Rinde des seltsamen Holzes. Einen Augenblick lang folgt mein Blick einer tropfenden Spur von herb duftendem Harz, das den Stamm entlang, seinen Weg zur Erde bahnt, in der die riesenhaft zu denkenden Wurzeln dieses Baumes ihre Heimat finden. 
Die Rinde des Stammes ähnelt der einer Birke, zartes Silber rollt sich in stillem Schönhetsverlangen und Lust an sich selbst und Eitelkeit vielleicht, zu zarten Locken. 
Ich will ein Vogel sein, ich Sphärenkind, und möchte hinauf fliegen, geleitet von der schnurgerade verlaufenden Spur des Baumstammes, in die höchsten Höhen, um den Charakter des Baumes an seinem Laub identifizieren zu können. Die Höhe lockt mich, bis mir auf einmal Flügel wachsen, weil ich ein Adler zu sein wünsche. Mein Wunsch wird mit meinem Gedanken Wirklichkeit. 
Und weil der Gedanke wetterwendischer Existenz entspringt, trage ich als Adler einen Habicht zwischen meinen Augen auf der Stirn. Er gehört zu mir, wie das Wetter der Leben zu diesem Stamm. Doch das weiß ich noch nicht, das ahne ich nur. Ich spanne meine Flügel und spüre wie die Lüfte des Ahnens mich tragen .Ich schlage die Flügel voll Ungeduld solange, bis ich lerne, dass mich die Winde halten, auch und wesentlich lieber, ohne meinen Krafteinsatz. Und nun sitze ich auf einem Zweig, in einem Grün, aus sich im Wind wiegendem, biegenden Wald aus Ästen und Blättern. Elfen kichern im Laub und als eine von ihnen ein kokettes Niesen beginnt, höre ich den mahnenden Donner über uns. Alles verstummt um mich her, ein seliges Lächeln auf den Lippen. 
Der Nebel wird stärker und die Elfe, direkt links von mir, breitet die Arme aus und fängt den Nebel mit ihrer kleinen, schnellen Zunge auf wie Nektar, der aus himmlischem Blau von Fortunas Füllhorn in exzessiver Geberlaune ausgeschüttet wird. Ich bin der Adler der Weisheit, in meinen Stirnfedern nistet der Habicht und ich weiß dennoch nichts. Ich kenne nun den Stamm des Baumes, ich weiß, dass die Götter der Menschenlichtahnen über diesem thronen, der Stamm in einer schwarzen Erde steckt und die Wurzeln in untere Regionen münden, zwischen denen der Fluss Lethe, schwarz wie Teer, träge fließen könnte. Doch ich verstehe nichts. Und Lethe gehört eigentlich, so weiß die Sprache in mir, in eine andere Mythologie.
 Eichhörnchen will ich nun sein, um den Stamm hurtig herunterhüpfen zu können. Rot und leicht, wie ich auf einmal bin, gelingt es mir und ich spüre eine unendliche Freude am Schabernack in mir. Ich rase dem Duft der schwarzbraunen Erde, dem Humus, entgegen, ich lecke am Harz, den ich schon kenne und sitze am Ende des Stammes, auf einem kleinen Gebirge von hölzernen Wurzeln, die in die Erde drängen wie dicke, fettleibige Würmer. Ich knabbere ein Stück Rinde, mit leisem Knacken meiner flinken Zähne und plötzlich drängt der Verwünschungen ausstoßende Kopf, des sicher bösen Drachens, zwischen den Wurzeln durch ein Erdloch empor. 
Der Drache hat ein Stück wider- und widergekäute Wurzel zwischen den langen, gelben Zähnen, die in seinem, durchs Fluchenmüssen geöffneten Maul,  sichtbar für Eindruck auf mich sorgen. 
Ich sorge mich auf einmal um den Baum und will sofort wieder hinauf in die Lichte der ewigen Höhen, vorbei an den goldenen Hirschen, die die feinen Triebe abreißen und verächtlich und seitlich in meine Richtung spucken. Zum Adler hinauf will ich also und Adler sein und doch bin ich nun nicht mehr in der Lage einen freien Wunsch zu entfalten und zum Flug zu veranlassen. 
Ich bin nur helle Haut, durchlässig und dünn, als ich auf meine plötzlich gewachsenen Hände und Arme blicke, die an meiner Zweibeinergestalt, in ewiger Ratlosigkeit, hinabhängen. 
Ich reibe mir die Augen, fühle die Feuchtigket der Erde unter meinen nackten Füßen, spüre den Tau über Gesicht, Nacken und Wangen tropfen und weiß, ich bin nun nichts weiter als Menschenlicht-Körper 
Und vor mir, so weiß ich jetzt auch, steht die Weltesche aus der Edda. 
Im Reich der Weltesche stehe ich ehemaliges Engelsgeschöpf, nicht von der irdischen Welt kommend und doch in die Welt wollend, wartend auf kommende Wunder. 
Aus der Ferne höre ich das Heulen von Fenris, dem gefangenen Grabeswolf. Es wird Zeit! 
Die Nornen sollen mir erlauben, einige Leben zu finden, in die ich hineinspringen will, um ein Menschenlicht zu sein. Wohlan! Ein Blatt fällt aus unendlichen Höhen vor meine Füße. 
Menschenlicht ist Menschgedicht. 
Ist es das? 
Und hinab - oder hinan - oder wohin? - geht’s nun ins Tollhaus. Licht aus! 
Spot an! Voila Menschenlicht- Klappe- die Erste!


Weiter im Buch geht´s hier: AMAZON!