Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Dienstag, 30. Mai 2017

Das wunderbare Pausenbrot...

...und das wunderbare Wort zum Sonntag (diesmal schon am Freitag)...


Der grandiose Jonas Burgert in einem Interview zu seiner Ausstellung ZAITLAICH,
schwerelos zu schwersten Themen,
die da heißen:

"Wir wissen Alle, dass das ein Baum ist, aber wir wissen nicht, was ein Baum ist..."



Foto@CC

Bei Jonas Burgert empfinden wir, die Paganini´s-Redaktion,  immer dieses gewisse Etwas, 
das der Kunst die "Immanenz von" und den "Vorrang vor Religion, Metaphysik, Esoterik und Philosophie" einhaucht. 

Ein sehr starker, energetischer Künstler, der große Fragen stellt, wobei die Antworten Fragen bleiben...


Samstag, 20. Mai 2017

Mit dem Ende des TT 2017...

...gehen auch die Paganini´s (wegen diverser Projekte) in eine Pause, die vermutlich bis Ende Juli dauern wird...!


Zur TheaterTreffen-Nachlese empfehlen wir TV

Haus der Berliner Festspiele@Paganini´s




Ihnen Allen bis dahin eine schöne, sonnige Zeit!

Übrigens:

Das besondere Sensorium der Kunst-Schaffenden bezüglich Psyche von Individuum und Gesellschaft erkannte schon Freud, explizit in Betrachtung von Arthur Schnitzler:

"„Ich habe mich oft verwundert gefragt, woher Sie diese oder jene geheime Kenntnis nehmen konnten, die ich mir durch mühselige Erforschung des Objekts erworben, und endlich kam ich dazu, den Dichter zu beneiden, den ich sonst bewundert. So habe ich den Eindruck gewonnen, daß Sie durch Intuition – eigentlich aber infolge feiner Selbstwahrnehmung – all das wissen, was ich in mühsamer Arbeit an anderen Menschen aufgedeckt habe.“ 
(Sigmund Freud in:  Erwin Ringel: Die österreichische Seele. 13. Auflage. Europa Verlag, Hamburg/ Wien 2001, ISBN 3-203-81506-0, S. 76.)

Dienstag, 16. Mai 2017

NOCH ZU WARTEN...

...IST WAHNSINN...




Foto@Paganini´s





Ermattet von Alltag und beruflichem Tun, dennoch minimal aufgehübscht und angetan mit Attributen
der Kunst-Interessierten (mit anderen Worten: Schwarz dominiert die Farbe der Kleidung), quälen wir uns durch Rixdorfer Treiben in Richtung U-Bahn, was diesmal gar kein leichtes Unterfangen ist, denn eine sehr kleine Demo - Frieden und Freiheit für Pakistan - und ein Groß-Aufgebot an Polizei, lässt den backsteingepflasterten Weg so holperig und verschlungen erscheinen, wie es das hölzerne Labyrinth vor dem TheaterTreffen-Palast 2017 nicht zu sein vermag. 
Doch eben Dieses gilt es zu erreichen! 
Schwülwarm die Temperatur, diesig und grau der Berliner Himmel, erreichen wir die ebenfalls von Polizisten bewachte U-Bahn-Station Karl-Marx-Straße und verschwinden im Tunnel des Neuköllner Untergrunds. "Wegen eines Polizei-Einsatzes kommt es zu unregelmäßigem Bahn-Verkehr" steht als Fließtext zu lesen. Das erstaunt uns nicht, lesen wir das doch nahezu täglich, seit einigen Monaten, in allen von uns zu betretenden U- und S-Bahnhöfen der Region. Nein, wir nehmen es locker und nicht persönlich. Wir sind Berlin. Die dritte U-Bahn, die anrollt, darf tatsächlich bestiegen werden, gerammelt voll mit buntem Leben, Multi-Kulti ist natürlich Kult - wir sind total politisch korrekt - aber die Fülle, die ist halt doch mehr Multi als Kulti, also eigentlich passen wir da gar nicht mehr rein, in den Waggon. 
Wir sind Berlin und wir sind in der Großstadt, unser tägliches Leben, es ist eben so. 
Und ab rollt der Zug, umsteigen "Berliner Straße" und aussteigen "Spichernstraße". 
Nach fünfzig Minuten Stehen, auf gefühlten 5cm-Privatsphäre-Radius, atmen wir auf. 
Kultur, Großstadt-Kultur, liegt in der Luft! Das jedenfalls imaginieren wir! 
Unser Blick schweift über die gekachelten Wände des endlos erscheinenden Bahnhof-Ganges und bleibt hängen:

NOCH ZU WARTEN IST WAHNSINN

steht da riesenhaft auf einem weißen Plakat in schwarzen Lettern und mit rotem TT-Emblem.

"Ach, wie spannend", denken wir, denn wir sind wohlgemut unterwegs, die Anfahrt muss sich lohnen und wir haben nichts Geringes vor. Nein, nichts Geringeres als die Teilhabe an einer Diskussions-Runde mit dem Titel "Was ist Demokratie" und da wir sie täglich zu leben glauben, ihr aber ebenso täglich eine Krise droht, haben wir uns für solch ein Gespräch, das einer jeden POLIS zu Ehren gereicht, mit freiem Geist und gutem Gewissen entschieden. 
Doch zunächst zupft uns die Zukunft am schwarzen Ärmel: FutureLeaks schickt einen Abgesandten, um uns hineinzulocken, in das Zelt des "Mondiale-Projekt" der Berliner Festspiele und der UdK. 
Oh, nein, darauf fallen wir nicht herein, wir sind vorgewarnt, darüber haben wir in nachtkritik.de gelesen, Mitmachtheater oder so ähnlich, nein, nichts für uns. 
Puh, der Herr lässt gnädig locker und uns ziehen. 
"Noch zu warten ist Wahnsinn" hämmert in uns seinen Takt: war das nun wirklich richtig, die Teilhabe an der "Enthüllungsplattform aus der Zukunft" zu verweigern? 
Nie werden wir das wissen können! 
Doch Ausreden für Unterlassungs-Sünden sind jeweils zahlreich zur Stelle, wir müssen ja hin, zur großen Debatte, hinein ins CAMP, dem Labor und Amphi-Theater-Gestell für das TT-Begleit-Programm, in dem GEDACHT werden soll. Gedacht und Angedacht wird die KRISE (im Singular und im Plural) im LOOP, Jahr für Jahr zum TT! 
Ein wenig wehmütig denken wir an die gemütlichen Stunden, damals, vor vielen Jahren, im Spiegelzelt, in dem der gut gelaunte TT-Flaneur sein Weinchen trinken konnte, zu Musike und Kabarett. 
Nein, das Leben ist Anstrengung, das Theater ist es manchmal auch und die Debatten um Selbiges fordern geradezu Anstrengung als Muss. 
Nein, wir wollen uns da nicht drücken, wir leben in Zeiten der Krisen und denen kommen wir nur bei, wenn wir darüber sprechen. Erst vor wenigen Tagen wurde hier, im Camp des TT, die Krise der Kultur-Kritik beschworen, genauer gesagt, die Krise der Groß-Kritiken und mittlerweile auch der Klein-Kritiken und so weiter. Am Ende dieser Veranstaltung durften dann doch Einige aufatmen, denn resümierend heraus gekommen ist: 
Es gibt gar keine Krise der Kultur-Kritik. Höchstens eine Krise der dazu gehörigen Print-Medien. 

Wie gut, dass davon mal gesprochen war! In diese Richtung also gehen heimlich unser Hoffen und unser Wünschen und suchend schauen wir nach dem Schild, das uns zur Demokratie-Lehr-Stunde weisen will.

NOCH ZU WARTEN IST WAHNSINN

raunen uns Stimmen zu, es ist höchste Zeit, sich dem Thema zu widmen. Doch das CAMP steht verwaist, die geschlossene Glas-Tür bewacht ein Host. Wir haben uns, so erfahren wir von diesem Gentleman auf Anfrage, im Tag geirrt. 
Wir sind zu spät gekommen. Alle Mühe umsonst. 
"Noch zu Warten ist Wahnsinn gewesen" denken wir. Doch wir wollen dem Missmut den Raum verweigern, wenn wir die Krise der Demokratie heute nicht verhindern können, dann eben nicht.
Psychisch inzwischen ein wenig lädiert, lockt uns das grelle Pink der zur TT-Bar führenden Treppenstufen in lichte Höhen. Unser schwarzer Stiefel schwebt sekundenlang über einer Ameise, die fleißig ihren Weg zu gehen glaubt - NOCH ZU WARTEN IST WAHNSINN -, doch wir lassen sie ziehen.

"Bringt ja nix, den Frust am schwächsten Glied in der Kette abzulassen" sagt Paganini, der Kater.
"Und darauf ein Prost!" Das sagen wir, die Paganini´s-Redaktion.





Montag, 15. Mai 2017

Wie ungerecht ist sie, die Liebe...

...zumindest in diesen Zeiten, in Berlin, in zwei Theatern, die dem Schicksalsrad zum Opfer fallen, der Veränderung (Erneuerung) entgegen sehen:


Der Eine, Castorf (Volksbühne mitsamt Fritsch und Allem Drum und Dran), wird geliebt, beweint (ohne Krokodils Tränen) und schon jetzt vermisst....

Der Andere, Peymann, wird als überfällig erklärt, teils verspottet, teils bedauert...

Aus einer ganz besonderen Perspektive heraus, könnte man allerdings zu der Ansicht tendieren, 
dass Dercon - der Feind und derzeit eher verhasste Gehasste - am Abschieds-Glück der
Volksbühne Anteil hat:

Das Berliner Ensemble wird unter der Intendanz von Oliver Reese neu erblühen.
Als THEATER!


Die Volksbühne wird untergehen.
Als THEATER.


Und nicht vergessen werden sollte Peymann als - von uns - sehr geliebter und verehrter 
Thomas Bernhard- Interpret.

Der Eine ist damals ohne den Anderen kaum mehr denkbar gewesen!




Eine Lebensleistung, die zählt und die es bedingungslos anzuerkennen gilt!




Sonntag, 14. Mai 2017

Apropos:

...Herbert Fritsch


Der "Klappentext" zu seinem jüngsten Werk "Pfusch" liest sich wie ein Manifest.
Ein sehr kluges Manifest, ein sehr eigensinniges Manifest und ein sehr durchtriebenes Manifest.

Endlich wieder ein Manifest!

Dadaismus, Realismus, Existentialismus, Surrealismus. 
Was wären die gewesen, ohne Manifest?

Ohne Leit-Ansagen und Leit-Aussagen.
Ohne den Rahmen, der Wildes zusammenhält?


             "Klappentext" zu "Pfusch":



...Wie Fritsch selbst sagt, entziehe der Zusammenbruch des konventionellen deutschen Pfuschs einer von ihm abgelehnten Geisteshaltung endlich den wirtschaftlichen Boden. 
Dadurch habe der neue Pfusch die Chance, lebendig zu werden. 

Fritsch erhebt den Anspruch, den neuen deutschen Spiel-Pfusch und Kunst-Pfusch zu schaffen. 

Dieser neue Pfusch brauche neue Freiheiten. 
Freiheit von den branchenüblichen Konventionen. 
Freiheit von der Beeinflussung durch kommerzielle Partner. 
Freiheit von der Bevormundung durch Interessengruppen. 

Fritsch habe von der Produktion des neuen deutschen Pfuschs konkrete geistige, ästhetische, formale und wirtschaftliche Vorstellungen. 
Er postulierte: 
Der alte Pfusch ist tot. 
Ich glaube an den neuen. 
(www.volksbuehne-berlin.de/praxis/pfusch/)




Oh, was für eine wunderschöne, neue, visionäre, konfrontierende, extremistische, autonome und anarchistische Kunst-in-der-Gegenwart-Festschreibung wäre/ist DAS!

 Schmankerl zum Thema: vimeo.com/214378207

Sonntag, 7. Mai 2017

Das wunderbare "rumgerührt":

"Gerührt" und "geschüttelt" sind nun Gemüt und Hände des Herbert Fritsch!


Chefredakteur, Paganini, der Kater, hat sich die Übergabe des Theaterpreis 2017 der Stiftung Preußische Seehandlung angeschaut. Mit feuchten Augen haut er diese Zeilen in die Tasten des Redaktions-LapTop.


Preisverleihungs-Gala Preußische Seehandlung@Paganini´s


Oh, oh, oh, Abschiede tun wahrlich weh. Auch wenn der Mann es versteht, noch  

                                     "im Alter eine Tür zu öffnen, hinter der es ein Licht gibt".
(Castorf in seiner Fritsch-Laudatio)

Da ist sie nun gewesen. Die gefühlte LIEBE, inszeniert und ausgeführt mit allerlei Zutaten und Mitteln der Theater-Maschinerie, in der sich kaum Jemand so frei, so erschaffend und beschwingt zu bewegen weiß, wie Herbert Fritsch. 
Verführend die Liebe der Schauspieler zu ihrem Regisseur, berührend die Liebe des Regisseurs zu seinen Schauspielern und melancholisch anrührend die Liebe des Intendanten zu seinem Schauspieler und seinem Haus-Regisseur.

Ja, die 

"Rentner-Avantgarde" 
(Fritsch in seiner Dankesrede) 

frotzelt, verzaubert und macht die Taschentücher naß, was das Zeug hält und was die Theater-Luft gerade hergibt. 

Der scheidende Intendant -rotzig und lebens-skeptisch- hält die Laudatio auf den Gefährten. 
Herbert Fritsch ist der Preis-Gekürte. 
Und Schauspieler wie Sebastian Blomberg, Sophie Rois und Corinna Harfouch variieren im furiosen Stakkato:

Her-bert, Herr-berrt, Herr-Bert, Heeer-beeert und so weiter...

Natürlich quietschbunt kostümiert in der clownesken Körper-Theater-Manier des Geehrten.
Auch Claus Peymann mischt im Geiste mit, da gleich zu Beginn von Frank Castorf - nun ja - beschworen:

"Wir sind ja nun Freunde, im Alter, da sind wir auf einmal gute Freunde, der Claus und ich..."

Und geirrt hat er natürlich, dieser Peymann, damals, als er (so Castorf) dem Fritsch nach dessen 
erster Inszenierung zugerufen hat:

"Herbert, bleib Schauspieler"!

Doch, dem Theater-Gott sei es gedankt, der Herbert Fritsch hat weiter gemacht, als einer der originärsten und einzigartigsten Regisseure Deutschlands. 
Und so wurde er Heute also folgerichtig mit dem Theaterpreis der Stiftung Preußische Seehandlung ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Immerhin!

Als Fritsch den Preis entgegen nimmt, nach über eineinhalb Stunden Befeuerung und Befeierung, tippt er sich ans Herz und dann an die Stirn:

"Gerührt und berührt bin ich auch. Vor Allem aber umgerührt"!

Durch das Ganze. Das soeben Erlebte. Diese Hommage, dieses Bühnen-Feuerwerk, dies Durcheinander an wild wuchernden Gefühlen widersprüchlichster Art. 
Diese große Dankbarkeit für die Intensität an Erlebnissen an der Castorf´schen Volksbühne. 
Diese Traurigkeit, dass das nun vorbei ist.

"Die sind nun alle weg. Die Stücke. Mit diesen Schauspielern entstanden. 
Die sind nun einfach weg."

Er, Herbert Fritsch, habe das immer bewundert, im Variete: 
Den Todes-Sprung. 
Aus höchster Höhe hinab auf eine winzige Matratze. 
Er selbst habe sich das zum Vorbild genommen. Oft. 

"Man kann es vielleicht gar nicht. Aber man macht es einfach. Man tut es eben trotzdem".

Und so gehen die Taten des Regisseurs Fritsch natürlich auch nach der Volksbühne weiter. 
Zunächst an der Schaubühne. 
Und weil er ja Verständnis hat, für Diejenigen, die einfach etwas tun, was die gar nicht können, deshalb will er auch nichts sagen, über Einen, der kein Theater führen kann. 
Und es in Kürze trotzdem macht!

Unter donnerndem Applaus, eingerahmt von seiner bunten Truppe, geht er am Ende quietschvergnügt in die Knie, einmal rechts und einmal links.

"Ich stelle ein so riesengroßes DANKESCHÖN in diesen Theater-Raum, 
dass der ganz davon angefüllt wird und abzuheben beginnt.
 In Richtung Himmel. Über Berlin"!





Paganini, der Kater, ist HIER gewesen --->