Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Sonntag, 22. April 2018

Die wunderbare "Endstation...

...(namens) Sehnsucht"!


Michael Thalheimer und das Stück von Tennessee Williams im Berliner Ensemble
(Die Chefredakteurin berichtet von der Premiere)


@Matthias Horn
Erwartungen hasst er, der Michael Thalheimer. Er hasst sie ungefähr so sehr wie Requisiten, von denen es dann folgerichtig in seinen Inszenierungen fast keine oder sehr viele gibt. Und weil ich vor der Vorstellung, der Premiere von "Endstation Sehnsucht", diesem Psycho-Spiel von Tennessee Williams, natürlich dann doch noch einmal den Film-Klassiker mit dem Raubtier Brando und der verletzbaren, leicht angestaubten Elfe Vivian Leigh gesehen habe, fällt es mir nun, auf dem Weg zum Berliner Ensemble, ziemlich schwer, mir vorzustellen, wie ich durch willentlichen "Wegwurf" meiner nicht steuerbaren Erwartungen, dem eigenwilligen Wunsch des Regisseurs entgegen kommen könnte, in Richtung "weit weg vom Film" zu denken, so wie er sich das, in Vorgesprächen seiner Umsetzung des Stoffs, gewünscht hat.

Ein Stoff übrigens, der wieder einmal vom Intendanten des Hauses vorgeschlagen worden ist.
Drama, Baby, Drama. Aber zeitgenössisch. Oder so.

Thalheimer und dieser, geradezu psychoanalytische, an Freud geschulte Text, Thalheimer und Kazans Filmvorlage, Thalheimer und massenweise auf ihn einstürmende Erwartungshaltungen, wie zum Beispiel auch diese, dass, wenn er schon weit weg vom Film-Klassiker inszenieren will, er dann doch sich selbst (also den Regisseur M. T.) zitieren müsse, indem, am Ende und am Anfang und zwischendurch, Ströme aus Blut die Bretter der Bühne in Scharlach färben. Denn Blut, diesen besonderen Saft, den mag er, der Thalheimer.
Und Trommeln!

Erwartungen, Erwartungen, wie soll ich Euch entkommen!

In die schaukelnden Sitze der S-Bahn geschmiegt, versinke ich in fast delirierenden Vor-Stellungen, getriggert durch das, was man als Thalheimer-Vorurteil in den tiefsten Tiefen seines Theatergänger-Unterbewusstseins abgespeichert hat:
Ein grandioses Nichts aus Grau, das wird die Bühne sein und hie und da die Farbe ROT.

Im Mittelpunkt, sehr konzentriert (hinter Gittern vielleicht) zwei Box-Kämpfende oder zwei Ringende, die sich umschleichen, umtänzeln und auf den K.O.-Schlag warten. Kowalski und Blanche!
Jeder für sich und jeder für den Anderen.
Zwei wie Archetypen, zwei von unterschiedlicher Coleur, das "Animalische" versus "Dekadenz" beispielsweise oder das "Dionysische" (bereits lädiert) gegen das "Apollinische" (sehr lädiert).
Endstation Sehnsucht entpsychologisiert und entschlackt. Herunter gebrochen auf Archaik.
Hach!

@Matthias Horn
Gelb-Schwarz grüßen die wehenden Fahnen. Good bye, my personal  "streetcar named desire". Ich bin da.
Und auf geht´s, zur Realitätskontrolle, nun in den roten Samt des Sesselchens meiner Tribüne gefläzt. Erwachend aus meinen Träumen, hinein in Jene, aus Thalheimers Vision:

Olaf Altmann, dessen "schlichte und ergreifenden" Bühnenbilder dem System Thalheimer einen originären Stempel aufgedrückt haben, findet für "Endstation Sehnsucht" eine, in die bronzene Metallwand eingelassene "schiefe Bahn", einen beklemmenden Raum der Enge, der von Ferne auch an den Querschnitt eines sinkenden Schiffs erinnert, dessen Rumpf noch einmal in den Himmel ragt, bevor vollständig im Dunkel versinkend.
Dieses Bühnenbild ist bestimmend für die Atmosphäre und Spielweise der Inszenierung. Es raubt mir sofort den Atem, erhöht die Spannung und verdichtet die Handlung im wahren Sinne des Wortes. Nein, Naturalismus ist das natürlich nicht, denn den mag der Regisseur auf der Bühne nicht leiden, dafür aber sinnige Chiffre aus den Labyrinthen der Psychologie, also doch wieder irgendwie verwandt mit Formen der Antike, diesem Ur-Pool des kollektiven Unbewussten.

Sprache und Personenführung erscheinen mir (im Vergleich zu Kazan) entmelodramatisiert, dafür roher, rauer, klarer. Jawohl, der Film ist Film, ab hier hat er in meinem Kopf nichts mehr verloren und die großartigen Theater-Schauspielenden, allen voran Cordelia Wege als Blanche - mit zappelndem Fingerspiel und dennoch auch mit Willenskraft - und Andreas Döhler als Stanley - in seiner Verletzbarkeit noch gefährlicher lauernd der Gewaltausbruch - überrennen mein Gedächtnis und knipsen sie aus, die zuvor neu gespeicherten Film-Bilder, die zum Vergleich herhalten sollten. 
Runtergerissen ist das Stück durch Thalheimer auf die Gewalt des nackten Überleben-Wollens widerstreitender Kräfte, am Ende unterliegt die vollständig zerstörte Blanche, dieser Fremdkörper in Stanleys Welt, von diesem niedergerissen und sadistisch zerspielt. Die Realität des Animalischen (Das Recht des Stärkeren) verbittet sich Schönheit, erst recht jene, die der virtuellen Welt der Fantasie entspringt. Lebenslügen indes blühen, hier wie da, was das Zeugs hält und werden notfalls mit der Faust zum scheinbaren Recht geschlagen.
Ein intensiver Abend!
Nichts für zarte Gemüter. Aber etwas für die (momentan ziemlich aufgewühlte) Berliner Theaterwelt!
Nämlich Theater, für das man hier ist, gerne, trotz Allem, in diesem Moloch Berlin!
Der deutsche Titel "Endstation" ist von statischer Endgültigkeit, sanfter mutet da das englische Original an, Bewegung durch die "Motivation des Verlangens" implizierend.
Mit dem Taxi nach Hause! Endstation!
Keine Sehnsucht mehr. Ich bin satt. Für den Moment!




 
Ich war zur Premiere----> HIER

Und ein schönes Gespräch mit Michael Thalheimer:
"Kunst entsteht aus Schmerz"!
http://www.deutschlandfunkkultur.de/regisseur-michael-thalheimer-theater-das-wehtut.970.de.html?dram:article_id=415176
und hier: "Was heutzutage fehlt, ist Moral"!
https://www.morgenpost.de/incoming/article214058527/Was-heutzutage-fehlt-ist-Moral.html


Boncuk, der Kater, mit grünglasigem Blick in der Redaktionskonferenz:

Einmal den Stanley Kowalski geben, ein einziges Mal.
Ach, meine Täubchen!
Ihr würdet den Brando sowas von aus dem Gedächtnis schmeißen, sowas von rausbrennen würdet ihr den, der hat doch abgekupfert, nur eine lausige Kopie gegeben, mit seinem Schleichen und seinem Fauchen. Er wollte sein, ICH aber BIN!
Gääähhh! Grrr!

Sonntag, 8. April 2018

Die wunderbare Antritts-Rede...

...des neuen Herausgebers der "Paganini´s", Boncuk, der Kater!




Boncuk, der Kater. Schnappschuss in der Redaktions-Pause



Sehr geehrte Damen und Herren,


Als ich in dieses Amt berufen wurde, lag mir nichts ferner als dieses Amt.

Ich, der Neuling der Redaktion, auf einmal in den Fußstapfen des größten Literatur-Katers der Nachkriegszeit.

Nein, das hatte ich nicht auf dem Schirm und nicht "in Mind"!

Nein, und nochmal Nein. Ich, Boncuk, der junge Kater,  bin zu Paganini, dem (in jeder Hinsicht) Großen, gegangen und habe an seine Tür geklopft, weil ich lernen wollte, lernen und lernen.

Von Paganini, dieser grauesten aller grauen Eminenzen zu lernen, galt als das Größte in unseren Reihen:
In den Reihen der schwarzen, Berliner Katzen mit Migrationshintergrund!

ER, Paganini,  gab mir eine Chance. Er hielt mich für würdig.
Und nun, wo er uns Alle für immer allein gelassen hat, nun, wo sein Herz nicht mehr für uns schlagen darf, da wird mir erst schmerzlich bewusst, was er uns war, was er uns gab, was er uns ALLEN noch lange bedeuten soll:

Paganini, der Kater, ist ein Vorreiter gewesen, ein Wegbereiter in Sachen Integration, in Sachen Erneuerung und in Sachen Egalität!

Die Chefredaktion der Paganini´s in weibliche Hand zu übergeben, war ein letzter, intensiver Willensakt dieses Geistes.
Er hat daran knabbern müssen. Doch daran ist er nicht gestorben.

"Das ist mein Vermächtnis", hat er zuletzt gesagt, "diesen allgemeinen Niedergang bestmöglich zu organisieren!"

Die Erneuerung weiter einzuleiten, indem er mich, den Deutsch-Türken einer jungen Generation, zu seinem Nachfolger bestellt hat, ist eine große, frische, nonchalante Tat.

Lassen Sie uns, werte Damen und Herren,  in aller Offenheit miteinander sprechen.
Paganini, der Kater, war immer ein Freund offener Worte.
In dieser Tradition will ich die Redaktion in ein noch offeneres Offen hinein führen.

Ich bin der Ansicht: Alles ist gut. Paganini, der Kater, ist tot, das ist der Lauf des Lebens.
Ich bin nun da. Und ich nehme es an. Dies schillernde Los, der Nachfolger von Paganini, dem Kater, zu sein!

Und sind wir auch nicht mehr die Alten, so sind wir, die Paganini´s, doch Seite an Seite solidarisch und guten Mutes!

Ein besonderer Dank gilt mir der hilfreichen Unterstützung durch die Chef-Redakteurin, die selbstverständlich weiterhin (auf Augenhöhe mit mir) die Geschicke der Redaktion leiten wird.

Auf gute Zeiten

Ihr

Boncuk, der Kater!



Dienstag, 3. April 2018

Es lebe die Erneuerung...

Paganini, der Kater, nimmt Abschied und ernennt Boncuk, den Kater, zu seinem würdigen Nachfolger!


 
Boncuk, der Kater


In einer einzigartigen Stichwahl siegt der bilingual aufgewachsene, gebürtige Türke, mit  deutschem
Pass, in der herbei gerufenen Redaktionskonferenz, über den, mittlerweile überalterten bzw. verstorbenen "Paganini", den Kater.

"Ist er tot oder lebt er ewig" titelten manche Feuillletons bezüglich "Paganini", dem bisherigen Chef der Paganinis- Redaktion.

Teilte der Ex-Chefredakteur noch vor Kurzem mit: "Ein Teil von mir ist tot, ein Anderer im Ruhestand", stellte er in den vergangenen Wochen weiter unmissverständlich klar:

"Da ist bald ein Anderer, zutiefst Involvierter, von mir nicht nur Akzeptierter, und der heißt "Boncuk", und ist ein Türke und schon lange in Berlin und atemberaubend schön!
Und ich weiß, Er ist der Beste. Nach Mir!"

Paganini, der hoch verehrte Kater und ehemalige Chefredakteur der Paganini´s, ist mittlerweile verstorben und würdevoll beerdigt. Wie von Kater Paganini gewünscht, weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Der Rest ist Schweigen!

"Boncuk", der Kater, nimmt nun sein Amt an und hält "einfach mal eine Weile inne" und
will sich "erst später zu den Vorfällen in der Redaktion und deren medialen Konzeption" äußern...

Wir bitten um Verständnis!

Eines allerdings ist jetzt schon klar: Unser Berliner Kultur-Blog wird ganz im Geiste des wunderbaren Namensgebers "Paganini", dem Kater,  weiter geführt werden!


 
 
P.S. Boncuk spricht sich Bonschuk und heißt auf deutsch "Perle".
Wie  sagte doch einst Paganini, der Kater: "Nomen est Omen"!