Ganz im Ernst. Ein Buch! Menschenlichter im Tollhaus. Protokolle aus der Menschenwelt.
Das Buch wird "erzählt" und „protokolliert“ von einem Engel, der wissen will, wie es ist, ein
Mensch zu sein.
Zur Vorbereitung auf seine Menschwerdung, wird er zunächst ins
„Nebelland der Ideen“ geschickt.
Er landet in der mythischen Vorwelt der
"Edda"!
Hier kommt er spielerisch mit Gestalten aus dem mythologischen Urwissen
der Menschen in Kontakt.
Amüsiert beobachtet der Engel das archaische
Treiben.
Und umso tiefer erschüttert ihn die Unmittelbarkeit menschlicher
Erfahrungen, mit denen er in der Psyche eines realen Menschen konfrontiert wird.
Auf den Spaß des Jonglierens mit Ideen, folgt der blutige Ernst der gelebten
Existenz!
Der Engel wird in insgesamt sieben Leben hineingezogen und verschmilzt
für einige Zeit mit einer Individualität und ihrer jeweiligen
Lebenswirklichkeit.
So findet er sich beispielsweise in einer jungen Frau
wieder, die ihre sterbende Mutter besucht, befangen in einem inneren Konflikt
zwischen Todeswunsch und Erlösungsfantasie.
Oder er begibt sich in „one-eyed
Carlotta“ hinein, die ihre Schönheit als Macht und Fluch erlebt und zu zerstören
sucht.
Und er schildert die Erlebniswelt in „Golo, der Maler“, dessen Hingabe an
seine Bilder weit größer ist, als an die Liebe zu einer Frau!
Diese Reisen in
einen Menschen hinein, verändern auch den Engel.
Bald befindet er sich in einer
Spannung aus Faszination für die menschliche Psyche und dem Wunsch nach
Befreiung von den Anhaftungen eines Egos.
Enstanden ist ein experimentelles,
intensives und extremes Buch über den Menschen!
Und nun Ich (Die Redakteurin):
Mit diesem Buch, entstanden in einer sehr besonderen Lebenssituation, wollte ich den Personen des Buchs Leben geben. Mehr nicht! Ich habe das Buch geschrieben, das mir zu diesem Augenblick Freude gemacht hat.
Es ist nicht "das Buch meines Lebens".
Es ist ein Ein-Fall, den ich mochte. Und den ich immer noch mag!
"Menschenlichter im Tollhaus" eben.
Wer sollte die nicht mögen, wenn er es hier aushalten will!
P.S. Das Buch ist u. a. entstanden, mit einem Film/Theaterstück vor Augen: Der Engel im Zug oder Cadillac unterwegs, im Nebel des Baumes wandernd, als Road-Movie in die MenschenWelt hinein!
Ofri Brin in KunstLeben-Berlin! Seit einigen Wochen angekündigt, mit recht ordentlichen Voranmeldungen als "sicher ausverkauft" vermutet, wird vom Fußball überrascht.
Oder besser: Der Kulturbetrieb wird manchmal vom Fußball Aus-K.O.´t!
"Es konnte doch vor Wochen keiner wissen, dass heute Bayern gegen Madrid...!"
So der geflüsterte Ton im Berliner Kunsttempel, angesichts der spärlichen Besucher.
Die Herren, Ensemble-Mitglieder der KunstLeben-Salonband oder des Managements, haben ALLE glasige Augen, während sie dies murmeln:
"Wir konnten doch nicht wissen, dass Bayern heute..."!
Ja, heute sind wir alle Bayern, nur Ofri bleibt Ofri Brin!
Dieser Abend ist ein ganz gewaltiger Ofri-Abend geworden. Und ein Abend der Salonband.
Und ein Abend von Lüül und ein Abend für eine Handvoll begeisterter Zuschauer, die in der ersten und zweiten Reihe sitzen durften, denn dahinter war starrende Leere.
"Mit dem Zweiten sieht man besser...!"
Aha, so ist das gemeint gewesen!
Zum Beispiel Crazy:
Ein Song, eine Rothaarige, eine Zuckende, eine Fuchtelnde, eine Hyper-Aktive, eine Stampfende und Hyperventilierende, die am Ende des Songs dem Publikum den Rücken zuwendet, um auf einem Stuhl in der ersten Reihe weiterzuhampeln!
Crazy halt, aber WIE!!!
Drei Songs nur von Ofri Brin kommen gegen Bayern auf die Bühne. Einer hätte auch gelangt!
Sieg auf der ganzen Linie! Kein Fowl! Kein gehaltener und kein verschossener ElfMeter!
ANBB - KATZE (featuring Paganini, the big, black cat)
Live: ANBB (Blixa Bargeld & Alva Noto) performing "Katze" on the first night
of the Resonate Festival in Belgrade, Serbia on 16th March 2012.
ANBB - KATZE (featuring Veruschka)
Album "Mimikry" (Raster Noton) 2010
Berliner Zeitung: 20.09.2010
Blixa Bargeld, Carsten Nicolai und Veruschka Gräfin von Lehndorff im Berghain:
Katzenmusik mit Wilhelm Busch
Das schönste Duett des laufenden Popmusik-Jahrs hat sich am Freitagabend auf der Bühne des Berghain ereignet; es bestand aus minutenlangem melodischem Miauen und Maunzen, allerliebst vorgetragenem zärtlichen Schnurren und spitzkralligem Fauchen. "Katze" war der passende Titel des Stücks. Es fauchten und schnurrten und miauten und maunzten: Blixa Bargeld und Veruschka Gräfin von Lehndorff - der alte Industrial-Kater mit dem modeprägenden Mittelscheitel sowie Deutschlands erstes und bis heute tollstes Top-Model, unvergessen seit ihrem Auftritt in Antonionis Film "Blow-Up" und auch mit ihren 71 Jahren immer noch eine atemberaubende Erscheinung. Rechts von den beiden Love Cats knetete der Chemnitzer Krachforscher Carsten Nicolai splittrig sirrende Katzenmusik aus seinen Laptops, wie er es den gesamten Abend tat: schwer aufgeladene elegische Flächen und sachliche Sinustöne; wie zufällig aufblitzende Störgeräusche und stotternde Rhythmen, zu denen Blixa Bargeld in seinem maßgeschneiderten Anzug dann plötzlich wie ein overdresseder Grime-MC wirkt. Anbb heißt das Duo-Projekt von Bargeld und Nicolai, das im ausverkauften Berghain am Freitag erstmals auf einer Berliner Bühne zu sehen war; ein Stück lang von der Gast-Katze Veruschka bereichert...! (Ausschnitt des Artikels v. Jens Balzer)
Tiger, Tiger, Feuerspracht in der Dschungeln dunkler Nacht:
Welches Aug', welch' ew'ge Hand formten Deiner Schrecken Brand?
In welch' Himmeln ungeheuer brannte Deiner Augen Feuer? Wessen
Flügel, wessen Hand wagte sich an diesen Brand?
Welcher Schulter Können wand Deines Herzens Sehnenstrang? Wer, als
Herzens Schlag begann, furchtbar Hand und Fuß ersann?
Welche Kett' und Hammer fand in welch' Esse den Verstand? Welcher
Amboß, welche Welt Deine Todesschrecken hält?
Als der Sterne Speer herab Tränen unserm Himmel gab: Hat vollbracht
er's und bedacht, daß er Lamm und Dich gemacht?
Tiger, Tiger, Feuerspracht in der Dschungeln dunkler Nacht: Welches
Auge, welche Hand wagten Deines Schreckens Brand? (Übersetzung v.Walter A. Aue)
William Blake (* 28. November1757 in London; † 12. August1827 ebenda) war ein englischerDichter, Naturmystiker, Maler und der Erfinder der Reliefradierung. Sowohl sein künstlerisches als auch sein literarisches Werk wurde von seinen Zeitgenossen weitgehend abgelehnt. Erst Mitte des 19. Jahrhundert wurden seine sehr innovativen Arbeiten von den Präraffaeliten entdeckt, fanden allgemein Anerkennung und später auch in der Popkultur Verbreitung. (Wikipedia)
Szenen einer Ehe, nach fast 30 Jahren zusammen leben und arbeiten!
Neo Rauch und Rosa Loy, in einem gemeinsamen Interview, aus Anlass der ersten gemeinsamen Ausstellung im Essl Museum!
Neo Rauch: Im Schatten des Gatten, das wäre ein Bildtitel, die Frau im
Schatten des Gatten, ja, das sagt doch alles...!
(Schweigen)
Neo Rauch: Es gibt gegnerische Impulse von der Leinwand her...!
Rosa Loy: Ich finde, dass es eher eine Aufforderung ist...! Neo Rauch: Ja, natürlich...! Rosa Loy: Es ist keine Gegenerschaft, es ist eine Einladung, sich
in eine andere Welt zu begeben...! Eine Gegenerschaft ist etwas, was mir an die Wäsche will, was
mich erniedrigt! Neo Rauch: Das ist der Feind, diese Unterscheidung nehme ich
unbedingt vor...!
(Pause) Rosa Loy: Man trifft die Entscheidung, man bleibt zusammen..., und dann bemüht man sich, es wird angenehmer, man macht es sich netter...! Neo Rauch: Man macht sich’s netter, ja, vielleicht...!Durch die gröbsten Untiefen sind wir, hoffe ich, hindurch...! Rosa Loy: Aber das weiß man ja nie...! Neo Rauch: Man weiß es nicht...! Beide: Aber das ist ja auch das Schöne...!
(http://www.youtube.com/watch?v=yDZ8n6kBuK8)
Neo Rauch (Detail) by richard winchell @flickr
Paganini, der Kater, in der Redaktions-Konferenz: "Keine Relevanz, kein Berlin-Bezug, keine Substanz: Dieser Blog schafft sich selber ab!"
...Wir waren 16 Jahre und wir haben ihn (den Song) auswendig gelernt (für alle Fälle) : Irgendwann dem Schuft, der sicher kommen sollte, den Qualm der Zigarette lasziv ins Gesicht blasen und den Song singen. Wir waren vorbereitet. Der Schuft kam. Wir waren nicht mehr 16 Jahre alt. Er war nicht Johnny. Wir hatten keine Klavierbegleitung und so ging auch das Ende schief, wie es nur schief gehen konnte: Undramatisch, ohne Schmelz, ohne Timbre, ohne Johnny und ohne Poesie. Aber mit Zigarette.
Deshalb Hier und Heute:
Der wunderbare Surabaja-Johnny-Du-bist-ein-Schuft-Johnny-Song forever!
Lotte Lenya sings Brecht/Weill (1958)
Die geliebte Interpretation von Element of Crime ist leider von der GEMA zensiert und nicht mehr auf YouTube verfügbar.
Also - noch einmal, weil sooo schön - eine Version von Ute Lemper! (2006)
Und zum guten Schluss und Happy End, die Blixa-Version, rezitiert:
Schreckliches Video, aber so gesprochen, wärs auch gegangen!
Das Blau ruft mich zu sich!
Ich sitze am Strand. Ich habe meine Arme um meine langen Beine geschlungen.
Mein Kinn ruht auf den Knien. Sie sind spitz. Meine Haut ist noch immer
ungebräunt. Bleich, so bleich, summt ein Lied in mir. Der Wind streicht meine
Haare aus meinem Gesicht. Eine raue Liebkosung, die mir zeigt, dass Einer mich
lieben wollte. Meine Augen, so schwarz, blicken ins Blau hinein. Vor mir das
Blau. Ja, das Meer ist blau, so blau! Ein schöner Ruf, ein Appell an meine Seele.
Ich folge!
Die Oberfläche des Wassers spritzt silbriges Glitzernauf meinen Körper. Noch laufe ich. Noch fühle
ich den Sand unter den Füßen. Grauer Sand. Treibsand ohne Erdung.
Nun trägt mich das Wasser, das kalte, das weiche, das warme inzwischen.
Eine Möwe schreit!
Der freie Ton betäubt meine Ohren. Sie fliegt hinein ins blaue Licht. Weit,
weit entfernt von mir. Nah, nah vereint mit Dir.
Ich schwimme. Schwimme. Schwimme!
Es ruft mich. Das Blau. Vor mir. Die blassblaue Linie, an der Meeresrand und
Horizont sich küssen. Das Blau zieht mich an. Das Blau saugt mich auf.
Meine Haut ist silbern,. Meine Augen blicken blau. Mein Haar schlängelt
blaugrün und schwer. Keine Algen in Sicht. Kein Treibholz, das mich streift.
Nur das Blau in mir!
Ein beseelter Atem. Aus Stille. Das Blau um mich her. Das Blau aus tragenden
Wolken.
Und das Blau, das tiefe, unter mir. Neptuns Begehren ist mir willkommen.
Neptun is calling me!
Ich schwimme weiter und weiter. Endlich
ein Ziel vor den Augen, eine treibende Kraft in meinem Körper, einen Lockruf
und Direktion in meiner Seele.
Noch vor wenigen Minuten habe ich an
diesem Strand gesessen.
Dieser Strand, der hinter mir gelassen, ganz verlassen scheint. Wie Erinnerung,
die keine Erinnerung mehr haben will. Erinnerung ist wie der Sand, der durch
die Sanduhr rinnt. Jedes Jetzt und jede Zukunft zerrinnt zu einer Erinnerung.
Weißer Sand wird grauer Sand. Beschmutzter Sand. Beschmutzter Sand ist
zerronnener Sand.
Die Tage eines dahin ziehenden Lebens sind zerronnene Tage. Durch das Grau der
Realität befleckt. Ein für Alle Mal. Befleckt.
Das Blau. Die Reinheit. Die Auflösung. Meine Rettung! Der Ruf des Himmels und
das Locken von Meer aus Mehr.
Eine kleine Welle will von mir getrunken sein. Sie spült sich in meinen Mund
hinein. Sie schmecktsalzig wie die
Träne eines Engels.Das Meer weint nicht
um mich. Das Meer ist mit mir und in mir. Meine Arme sind müde. Kurz nur. Meine
Beine verlässt die Kraft. Für den Moment eines Wimpernschlags meiner
Augen.
Meine Augen halten fest!
Das Blau zieht sie an sich heran. Bald ist die Linie erreicht. Bald bin ich
Eins. Mit dem Himmel und dem Meer. Hinauf ins Mehr.
Es komme, was wolle!
Ich trinke Wasser. Das Wasser ist blau. Das Wasser ist keine Träne. Ich komme
aus diesem Wasser. Es ist mein Ursprung. Ich werde getragen.
Mein Kopf ist anderer Ansicht. Er wendet sich nach hinten. Er wendet meine
Augen hinweg von Blau und hinein in Grauaus Strand. Weit, weit hinter mir. Eine feine Linie. Aus Sand. Aus Grau.
Aus Einerlei. Aus Enttäuschung. Aus Verunreinigung. Von Blau. Die blaue Blume
welkt. Dort. Am Strand.
Mein Herz schlägt!
Mein Herz hat ein Eigenleben. Mein Herz, so rot. Will zurück an den Strand.
Grau, so sagt es, ist Sicherheit. Mein Herz, so weiß. Es schlägt im Takt von
Auf und Ab. Wie Wellen. Die kommen und gehen. In der Einheit mit Monden aus
Himmelslicht.
Mein Herz, so weiß. Es gewinnt!
Meine Arme fassen Mut. Meine Beine fühlen, wie ihnen der Fischschwanz wächst.
So leicht, so frei. Fühle ich mich im Blau aus Einerlei. Ich tausche nicht
mehr. Nixenschwanz gegen Beine, die tanzen. Füße, die bluten, bei jedem
Schritt. Wenn sie Boden unter sich haben. Keine Umkehr!
Mit dem Schillern des Schwanzesist die
Linie so nah. Die Linie. Keine Grenze. Die Linie. Der blaue Schnitt.
Unendliches Begehren. Neptuns Liebeslied.
Neptun is calling me!
Ich trinke Wasser. Ich trinke und trinke!
Nicht so viel Wasser. Bitte. Meine Augen verlieren die Richtung. Die
Zielgerade.
Meine Augen fallen ins Wasser hinein. Ich halte sie offen. Das Salz brennt
nicht. Nach einem Schlag mit dem Schwanz des Fisches. Die Augen sehen die
Tiefe. In den Ohren ein Rauschen.
Neptuns Liebeslied!
Meine Nase atmet Meeresblau. Mir schwinden die Sinne. Ich lasse mich fallen.
Ich lasse das Fallen zu.
Das Fallen ist Steigen.
Hinauf, hinauf, in himmlische Höh!
Mein Fischschwanz lässt mich gleiten. Hinunter. In die Tiefe. In Neptuns
Sehnen. Hinein. In ein Glitzern und Leuchten. Meine Augen wollen sehen. Sie
sind weit offen.
Eyes wide shut!
Seine Augen suchen mich. Ichfühle die
Wärme seines Blickes auf meiner kalten Haut. Komm, sagt sein Blick. Komm!
Nun spüren meine Augen das Salz. Mein Mund will kein Wasser mehr trinken. Meine
Nase hat Sehnsucht nach Luft. Nicht H2O! Das Meer aus Mehr macht mir Angst. Es
raubt mir den Atem. Es macht mich nicht frei!
Meine Beine zappeln sich los vom Schwanz. Meine Füße wollen tanzen. Meine Arme
strecken sich. Da oben leuchtet ganz schwach ein Licht. Ein weißlich-graues
Rund. Wie ein Schatten. Eine Ahnung aus Leben.
Neptun is calling me!
Ich will nicht mehr Folge leisten!
Wenn Sehnsucht einen Namen hat. Dann ist das Konkrete nicht weit.
Das Konkrete ist grau. Wie der Sand.
Meine Füße kennen den Weg. Sie paddeln wie der Mensch im Wasser. Keine
Schwimmhäute zwischen den Zehen. Der Weg wird schwer. Diese Straße musst du
gehen. So ist meinen Füßeneingetrichtert
worden.
Sie sehnen den Tanz herbei!
Nicht das Blau aus Meer! Meine Füße tanzen das Wasser entzwei.
Das Meer teilt sich. Mein Körper schnellt zwischen den Wassern nach oben. Mein
Kopf schwebt über dem Rund aus mattem Licht. Die Nase schüttelt Blau aus sich
heraus.
Ich atme. Mein Herz, so rot, macht Bum!
My Eyes wide open!
Mein Ich erfüllt mit Panik und Herzschlag. Weit, weit entfernt vor mir die
Linie. Der blaue Schnitt. Wo das Lau des Himmels mit dem Kalt des Wassers
verschmelzen.
Was soll ich da?
Mein Kopf sucht Richtung. Rechts. Links. Vorne. Hinten. Mein Haar sitzt wie
angegossen.
Es bereitet sich vor.
Da! Die Linie aus feinem Grau. Davor das Blau. Mein Kompass ist gerichtet. Mein
Herz sammelt Mut. Meine Seele befreit sich von Neptuns Umklammerung.
Der Wind hat sich gedreht!
Ich lasse mich auf den Rücken gleiten. Die Wellen sind mir der Delfin. Mein
Kopf lässt sich in den Nacken fallen. Die Augen verdrehen sich und zeigen ihr
Weiß. Rückwärts schwimmend, entlassen sie die graue Linie nicht aus ihrem
Schwarz. Rettung im Blick.
Ich kann wieder loslassen!
Ich schwebe auf dem Wasser. Wie ein freier Fall. Meine langen Beine machen das
Wasser zu Perlen. Leuchtfeuer. Nicht weit sichtbar. Nur schön. Die Nase spürt
den Hauch aus Winden, die wehen. Mein Mund ist geöffnet. Auf den Lippen
trocknet das Salz.
Ich nehme das Kristall mit nach Hause!
Das Grau ruft mich zu sich!
Ich schwebe auf Wasser. Ich bewege meine Arme wie Flügel. Mein Kinn ruht auf
der Brust. Sie ist weich. Sonnen spiegeln sich auf meiner Haut. Das Licht summt
ein Lied in mir. Der Wind streift eine Strähne lockigesHaar in mein Gesicht. Eine Liebkosung, wie
Schabernack. Da ist einer, der spielt mit mir. Meine Augen, so wachsam, blicken
ins Lachen hinein.
Vor mir das helle Grau.!
Ja, das Leben ist grau, so grau! Kein schöner Ruf, kein Appell an meine Seele.
Ich folge dennoch.Ich folge gerne!
Das Wasser kann meinen Körper kaum noch tragen. Noch einmal schwimme ich. Noch fühle ich
keinen Sand durch das Blau hindurchschimmern. Nun versinkt das Meer in der
Erde.
Ich falle auf Grund. Ich spüre Boden unter den Füßen.
Eine Möwe schreit. Der schrille Ton befreit meine Ohren. Sie fliegt hinein ins
blaue Licht. Weit, weit entfernt von mir.
Ich laufe. Laufe. Laufe!
Es ruft mich. Die Heimat!
...wenn die „jungen Wilden“ von einst, eines der
renommiertesten
und etabliertesten Theater der Stadt bespielen!
Tatsächlich: Das Publikum kommt in die Schaubühne, wie es
sich zuvor in der Wohnlandschaft geräkelt hat: In Label-Jeans und
Designer-Schwarz!
…das waren noch
Zeiten, als wir abends die „Baracke“ des deutschen Theaters stürmten, jung und
wild, mit flammendem Zorn und Sehnsucht und Trotz und Melancholie hinter dem
Herzen!
Der junge Regisseur,
die jungen Stücke und die jungen Schauspieler, in diesem Ambiente, das aus
Anarchie und Lust am Provisorium gezimmert schien, eine „Baracke“ eben, die
lange Zeit „Theater-Heimat“ war!
Inzwischen ist
Paganini´s mit Ostermeier älter geworden, ein wenig zwickt und zwackt das
Wissen, dass dieser im „KaDeWe“ Austern schlürfen könnte, wann immer er wollte…!
Aber auch in der „Schaubühne“
gibt es Abende, die den historischen Zeiten gewachsen sind, ohne nachzuäffen,
was Vergangenheit…!
Dennoch: Stark und dicht, noch immer, die Inszenierungen von
Thomas Ostermeier in der Schaubühne!
"Ein Buch, das nicht mit einem Paukenschlag anfängt, lese ich nicht!"
(Zitat von Paganini, dem Kater)
Die Paganini´s-Redaktion will sich dieser Polemik nicht zu Hundert Prozent anschließen. Und doch bleibt es unbestreitbar: Die Verführungskraft der ersten Zeilen eines Buches entscheidet sehr wohl darüber, ob wir es tatsächlich zu Ende lesen, oder frühzeitig zur Seite legen.
Deshalb in loser Folge bei Paganini´s: "Der wunderbare Buchanfang!"
Zu Ostern sehr stimmig, der erste Absatz von Thomas Mann, "Der Erwählte":
WER LÄUTET?
"Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang erfüllten Lüften! Glocken, Glocken, sie schwingen und schaukeln, wogen und wiegen ausholend an ihrem Balken, in ihren Stühlen, hundertstimmig, in babylonischem Durcheinander. Schwer und geschwind, brummend und bimmelnd,- das ist nicht Zeitmaß noch Einklang, sie reden auf einmal und alle einander ins Wort, ins Wort auch sich selber: an dröhnen die Klöppel und lassen nicht Zeit dem erregten Metall, daß es ausdröhne, da dröhnen sie pendelnd an am anderen Rande, ins eigene Gedröhn, also daß, wenn´s noch hallt "In te Domine speravi", so hallt es auch schon "Beati, quorum pecta sunt peccata", hinein aber klingelt es hell von kleineren Stätten, als rühre der Meßbub das Wandlungsglöcklein."
am Pin-Brett in der Küche der Paganini´s-Redaktion:
der wahre vogel
fang eine liebe amsel ein
nimm eine schere zart und fein
schneid ab der amsel beide bein
amsel darf immer fliegend sein
steigt höher auf und höher
bis ich sie nicht mehr sehe
und fast vor lust vergehe
das müßt ein wahrer vogel sein
dem niemals fiel das landen ein
Paganini, der Kater: "...und ich krieg ihn doch...!"
Dies Bild hing als Posterin unserer ersten, eigenen Wohnung.
Es hatte seinen Platz - über einem taubenblauen Zweisitzer - und
wir fühlten uns Boheme.
Dann zogen wir nach Berlin.
Das Poster zog mit und hing in der Küche einer WG.
Dann kam die dritte Wohnung und es fand sich kein rechter Platz.
In der vierten Wohnung hat sich Paganini seiner angenommen.
Das Poster ist pfutsch, das Bild bleibt.
Retten Sie die Esoterik vor dem Ausverkauf! „Ihr Lieben, heute bin ich wieder für Euch da, exklusiv und
für 50 Cent pro Anruf aus dem Festnetz!“
Die Stimme aus
lächelndem Mund gehört zu einem Produkt, die „Lieben“ in der Anrede sind die
potentiellen Kunden, die das Produkt konsumieren sollen.
Die Erde ist eine Münze, welche die Himmelskörper für sich
kreisen lässt!
Ptolemäus trifft auf die Regeln des Verkaufsfernsehens und
keiner wundert sich!Verzeihen Sie, lieber Leser, die Polemik meiner ersten
Zeilen. Aber auch ich verkaufe hier ein Produkt. Das Produkt heißt: „Retten Sie
die Esoterik vor dem Ausverkauf!“ Das Gute daran: Es
wird Sie gar kein Geld kosten. Sie müssen sich nur auf die Reise begeben! Die
Reise ist eine Suche nach dem Essentiellen. Sonst nichts!
Das zu Findende liegt tief in Ihnen selbst. Sie müssen nur
buddeln! Oder Stille aushalten! Oder sich selbst!
„Puh“, höre ich so Manchen aufstöhnen. „Puh! Das klingt
anstrengend!“
Zappen wir doch lieber gleich mal wieder ins Esoterik-TV
hinein. Da ist es doch, da kann man das
alles im TV-Shop bestellen. Zum Beispiel: „Mächtiger Kristallschädel - stärkt
die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele“. Jawohl, den gibt es heute im
Sonderangebot! Um rund 50 Euro reduziert!
Bestellen, überweisen, frei Haus kommen lassen und ins
Wohnzimmer stellen. Ja, vielleicht werden Sie sich auch einmal im Schneidersitz
davor hinsetzen. Aber seien Sie ehrlich, das gute am Schädel ist doch, dass er
ein „Produkt“ ist, ein „Konsumgut“. Er
wird vonALLEINE für SIE arbeiten!
Gehen Sie in sich und gestehen Sie: Sie sind ein perfekter
Esoterik-Kunde!
Nun gut, warum nicht! Die Erde ist eine
Münze und lässt die Himmelskörper für sich kreisen. Sie kreisen halt ein bisschen
mit! ...u.s.w. und so fort! (Aus dem Originaltext einer Kolumne der Paganini´s-Redakteurin für ein Wiener Hochglanzmagazin Ende 2011)
STILLE:
Könnte die Paganini´s-Redaktion sich etwas wünschen, so wäre es das "Pausieren" der Begriffe "Esoterik" und "Spiritualität" für die kommenden Jahre. "Esoterik" als Antipode zur "Exoterik" ist mittlerweile unbekannt, Esoterik als "Suche", völlig transformiert und deformiert, zur Aufforderung des raschen "Findens" im bunten Pool einer Kaufhaus-Angebots-Welt geworden. Die Schuldigen und die Opfer dieser Tatsache werden immer wieder neu definiert, gesucht und gefunden, sei es im Versagen der Kirchen, sei es in der Labilität der Gesellschaft, sei es in der raffinierten Verkaufsstrategie der Esoterik-Branche.
Aber: Jede Zeit und jede Kultur hat und hatte die "Esoterik" und die "Spiritualität", die zu ihr passt!
Eine Neu-Besinnung und -Definition dieser derzeit inflationär und nahezu beliebig gebrauchten Begriffe täte Not!
Berlin ist nicht nur Hauptstadt, es ist auch eine Hauptstadt der Esoterik. Hier gibt es ganze Straßenzüge, die sich an diese verschrieben haben und hier wird auch das erfolgreichste Esoterik-TV-Format produziert.
"Alles ist Energie", ja, was sonst und deshalb läßt sich in postmodernen Zeiten auch alles "energetisiert" produzieren, bewerben und an den Mann bringen, was denkbar ist.
Nur die "Suche" und die "Stille" mußten ausrangiert werden. Stille, gemiedene Horrorvison, empfunden als die "Stille nach dem Schuss". Suche, gemiedene Horrorvision, empfunden als "Manko".
"Mir fehlt doch nichts, ich hab doch alles"!
Reichtumsring! Astro-TV!
STILLER:
Der "Stiller" von Max Frisch, ist weit davon enfernt, ein esoterischer Roman genannt zu werden.
Vorangestellte Zitate sind aus "Entweder-Oder" von S. Kiekegaard entnommen. Stiller ist der moderne Mensch. Charakter. Individuum. Scheiternd an Zwängen und Scheiternd an der Freiheit der Wahl!
Legendär der Trotz des ersten Satzes, die Postulierung der Verneinung von Anerkennung jeglicher Determination:
"Ich bin nicht Stiller!"
Wer dann?
"Wir haben die Sprache, um stumm zu werden".
"Je genauer man sich auszusprechen vermöchte, umso reiner erschiene das Unaussprechliche".
Stiller begibt sich, nach einem als unauthentisch empfundenen Leben und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch, auf die Suche nach dem eigentlichen Ich. Dafür wandert er sogar ins Gefängnis, penetrant seinen Namen leugnend.
Am Ende des Buches berichtet er von einem Erlebnis:
Er hat versucht sich zu töten. Die Pistole streift nur sein Ohr. Er verliert dennoch das Bewusstsein. Ihm erscheint sein "Engel"!
" Es war, fade gesprochen, eine große Verblüffung., etwa, wie wenn man von einer Mauer springen würde, um sich zu zerschmettern, aber der Boden kommt nicht, er kommt nie, es bleibt Sturz, nichts weiter, ein Sturz, der auch wieder gar keiner ist, ein Zustand vollkommener Ohnmacht bei vollkommenen Wachsein, nur die Zeit ist weg, wie schon gesagt, die Zeit als Medium, worin wir zu handeln vermögen; alles bleibt wie gewesen, nichts vergeht, alles bleibt nun ein für allemal."
Und weiter:
"Kann man denn hierüber sprechen? Ich kann lediglich sagen, daß es dieser Schrecken ist, was ich meinen Engel nenne..."
Und noch weiter:
"Es blieb mir die Erinnerung an eine ungeheure Freiheit: Alles hing nur von mir ab; ich durfte mich entscheiden, ob ich noch einmal leben wollte, jetzt aber so, daß ein wirklicher Tod zustande kommt. Alles hing nur von mir ab, ich sagte es schon. Näher bin ich dem Wesen der Gnade nie gekommen!"
Max-Frisch-Ausstellung in der AdK
Zum 100. Geburtstag von Max Frisch 2011 entstand in Zürich eine Ausstellung, die jetzt in Berlin zu sehen ist.
ESOTERIK(BETRIEBSAMKEIT):
Alles ist da! Man muss sich nur zu bedienen wissen! Lebensfreudemesse 2011...!