Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Dienstag, 31. Mai 2016

Das wunderbare Glück...

...zu sagen, was man denkt!


Natürlich hält eben dies nur für ein Glück, der "echte Brutalität" besitzt und  "nicht einfach einen schlechten Charakter" hat. Denn: "Den haben viele“,
( Ulrich Matthes über Frank Castorf)

Nun, sagen wir, glücklich ist, wer glücklich sich fühlt. 
Und wir denken auch:
Wer, w
enn nicht Er, letzten Endes, sollte sich glücklich fühlen.
Was nicht unbedingt das Gleiche ist, von "sich glücklich schätzen"!

Deshalb, zum - hoffentlich nicht verregneten - Mittwoch, die 
"wunderbare Ansprache" des wunderbaren Frank Castorfs!

Eine Ansprache wohlgemerkt, zum großen Kunstpreis des Landes Berlin, lange her,
also im März diesen Jahres, trutzig abgedruckt, in allen Kanälen der Volksbühne:

Ein kleiner Klick aufs Bild führt zur großen Rede von Castorf, 
benannt "Frühling"

Foto@Paganini´s



Paganini, der Kater, in der Redaktions-Konferenz:
 
Herrjeh, "echt brutal und alterszart".
Hier steht das, im "Tagesspiegel".
Einer, der mit "Irrsinn, Witz, Intelligenz und Wut“ gesegnet ist.
Castorf, der Barbar!
Castorf, der alte Knabe:  Einer, der mit der Maus spielt...!




Hier mehr zur Preis-Verleihung im "Tagesspiegel".

 

Samstag, 21. Mai 2016

Gut, dass davon mal gesprochen wird:

...Wovon wir sprechen, wenn wir vom Schauspielen sprechen!



Die werden es wissen: Herbert Fritsch, Ersan Mondtag, Daniela Löffner.
Mittig Moderatorin Christine Wahl @ Paganini´s




Herrjeh, wie schnell rinnt sie dahin, die Zeit.
Das TheaterTreffen 2016 hat seine 10 bemerkenswerten Inszenierungen gezeigt.
Die Jury hat zugegeben, dass eine veränderte gesellschaftspolitische Situation auch Auswahl-Kriterien verändert hat, Manches wurde bejubelt, Manches verschmäht und hier und da das
wirklich große Welttheater vermisst.

Generations-Konflikte führen zum Theater im Theater, die ehemaligen Enfants Terribles sind mittlerweile wertekonservativ und Bewahrer des Literatur-Theaters:
Da verlässt Claus Peymann schon mal vorzeitig die Premiere junger Kollegen und Castorf plant seinen Volksbühnen-Ausstand mit "Faust II", damit man Goethe nicht nur noch aus dem
Film "Fuck ju Göhte" kennt.

Das Theater also in Zeiten des Wandels und im Wandel der Zeiten stand bei diesem TheaterTreffen zur Debatte. "Theater zwischen Kunst und Sozialarbeit" einerseits.
Und Theater in der Auflösung seiner gattungsspezifischen Grenzen, also Kunst-immanent betrachtet, andererseits. Theater ist nicht mehr nur Theater, sondern auch Installation, Performance oder Skulptur.

Wenn die Gattungs-Grenzen der Künste im Theater nicht mehr erkennbar bleiben, wovon sprechen wir dann eigentlich, "wenn wir vom Schauspielen sprechen"?

Dieser Frage wollten auch wir, die Paganini´s, nicht ausweichen und eilten kurz entschlossen ins 
Camp des TT 2016. Hier gab es ihn, den "Focus: Skulptur/Performance/Schauspiel".

Und hier gab es die illustre Runde aus Herbert Fritsch, Ersan Mondtag und Daniela Löffner.
Drei, die für unterschiedliches Theater stehen und - jeder für sich - ein unterschiedliches Alter mitsamt unterschiedlichen Theater-Wurzeln mit sich bringen.
Eine schöne Runde also, um auf brennende Fragen, wie die oben Genannte, wirklich professionelle Antworten zu erhalten.

Wenngleich an dieser Stelle schon feststeht, dass es genau so viele Antworten geben wird und geben muss, wie Diskussions-Teilnehmer da sind: Also Drei.
Und diese Drei zu erwartenden Erklärungs-Versuche, die das "Schauspielen" umreißen, werden keine Diskussions-Teilnehmer-spezifischen Grenzen haben, sondern sie werden ineinander fließen.

Und so fließen denn - auf einer imaginären Skala - die Definitionen und Umschreibungen  zur Fragestellung von "älter" (Schauspielertheater) über "jünger" (Literatur-Theater) zu "ganz jung" (Theater als Performance).

Personifiziert durch

1). den "älteren" (sorry, alles ist relativ!) Herbert Fritsch:

Theater ist die Quelle aller Künste und die modernste aller Künste.
Der Schauspieler ist das Zentrum und steht im Zentrum des Theaters!


2.) die "jüngere" Daniela Löffner:

Schauspielen ist die Begegnung einer anderen Biografie als meiner eigenen.
Schauspielen ist das Erzählen einer Figur!


3.) den "ganz jungen" Ersan Mondtag:

Der Schauspieler ist die Person, die auf der Bühne steht und diese Person  muss Dinge tun können.
Der Schauspieler ist so wichtig wie jedes Requisit auf der Bühne!

Die tendenzielle Entwicklung von Theater und Schauspielen, aufgezeigt im hinreißenden Impuls-Vortrag zur Diskussion von Doris Kolesch (Theaterwissenschaftlerin), wurde so von Mondtag 
bewahrheitet und veranschaulicht:

Schauspieler und Stimme stehen zunehmend nicht mehr im Zentrum des Schauspiels.
Sie werden zu einer Plattform!

Und die Paganini´s sind, trotz dieser irgendwie schauerlichen Erkenntnis, rundum zufrieden
und froh nach Hause in die Paganini´s-Redaktion gegangen.
Denn wie sagt doch ein uraltes Theater-Sprichwort:

Es lebe die Vielfalt!






 Wir waren hier:

Impuls I / Wovon wir sprechen, wenn wir vom Schauspielen sprechen

Camp
Focus Skulptur / Performance / Schauspiel
14:00
Impuls
von DORIS KOLESCH (Theaterwissenschaftlerin)
14:15
Wovon wir sprechen, wenn wir vom Schauspielen sprechen
Mit den Regisseur*innen HERBERT FRITSCHDANIELA LÖFFNERANNA-SOPHIE MAHLERERSAN MONDTAG
Moderation CHRISTINE WAHL


Freitag, 13. Mai 2016

Der wunderbare Mondtag...

...zum gelungenen Sonntag! (Diesmal schon am Freitag)


Er ist gefunden: Der Shooting-Star der vergangenen Theater-Saison und der Regie-Star des jungen, innovativen Theaters: Ersan Mondtag.
Kein Feuilleton, das nicht mit einem Porträt aufwartet.

"Tyrannis", die Inszenierung, mit der er zum Theatertreffen 2016 geladen wurde, ist Stoff der hingerissenen und verstörten Kritiken und Rezensionen. 

Das Publikum der Premiere, im Rahmen des Berliner TheaterTreffens, blieb gespalten: 
Fifty "Buh" und Fifty "Bravo".

Doch wovon lebt ein gelungener Sonntag mitsamt eines gelungenen Montags (der in diesem Fall auch wie ein Sonntag ist)?
Er lebt (und sie leben) von: gelungener Inspiration, die durch die Tage trägt.
Und Inspiration sowie Quellen der Inspiration gibt es noch und nöcher, wenn es um
Ersan Mondtag geht.
Hat es das in der Geschichte der Theater-Kritik schon einmal gegeben?
Keine Rezension, die nicht von Namen, Namen, Namen möglicher Inspiratoren wimmelt:

"Zugleich aber ist der Raum nicht realistisch – eher cineastisch, mit Lynchs surrealer Verfremdungen des Trivialen, Hitchcocks Farbkompositionen, Kubricks Lichtregie. Zuletzt ist das Setting aber auch mehr als cineastisch: ..."
(http://www.staatstheater-kassel.de/)

Mondtag nennt als einen Inspirationsquell dieser Arbeit Beethovens 3. Sinfonie. Eher unerwartet. Kaum überraschend ist dagegen sein Faible für Kafkas Albtraum-Szenarien sowie gut gemachte Horrorfilme.
und
Mondtag hat einen bedrückenden Nachtmahr komponiert, der den Assoziationsreigen von David Lynch bis Francis Bacon öffnet," www.tagesspiegel.de/kultur/theatertreffen-berlin-tyrannis-eine-schrecklich-stumme-familie/13557224.html)

Assoziationen an Horrorfilme und Computerspiele, David Lynch und Brüder Grimm, aber auch an Kleinbürgerenge à la Fassbinder und das verschämte Personal von Christoph Marthaler stellen sich bei der geduldigen Betrachtung von Mondtags Zimmerweltträumen ein..."
(http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/theatertreffen/tt16_programm/tt16_programm_gesamt/tt16_veranstaltungsdetail_160981.php)

Und, und, und...!

Ersan Mondtag nannte selbst "den frühen Bob Wilson samt Philippe Glass, Max Ernst und vor Allem Max Beckmann" als inspirierende Künstler seiner Aufführungen. So geschehen in der Pressekonferenz zum TheaterTreffen.

Wer, wenn nicht er also, könnte an diesem Pfingstfest 2016 besser geeignet sein, einen gelungenen Sonntag zu inspirieren. 

Und so empfehlen wir: Stöbern, schauen, staunen Sie, zu Ihrem inspirierten Pfingst-Wochenende, 

auf

http://www.mondtag.com/
("Einst gab es hier eine sehr Theater-affine Homepage", Red. 2019)

Max Beckmann, Vor dem Maskenball
www.flickr.com/photos/wm_archiv/15097384695






Ein weiterer Gedanke inspiriert den Mann: "In 10 Jahren bin ich Intendant.
Wenn der Ostermeier geht."

Na, schau`n wir mal!

Sonntag, 8. Mai 2016

Theater in diesen Zeiten:

...But Is That Art?


TT-Plakat 2016 by Paganini´s


Das Schönste an Festivals ist fast immer das Rahmenprogramm. 
Hier kann man Mensch sein, sich zeigen und schauen, mitschwofen, mitreden, mittendrin sein obwohl man nicht dazu gehört, kann den Mund auftun, kann schweigen und manchmal auch 
Mit-Denken! 
So in aller Leichtigkeit gelebt und erlebt z. B. bei der Berlinale: 
Wir erinnern an Elsterman´s Late-Night und Ähnliches.

Aber Film ist Film und Theater ist Theater.
Und das Theatertreffen in Berlin, Mai für Mai, steht eben nicht für Kino sondern für Theater.
Der große Unterschied: Kino fragt nicht, was Kino ist. Kino IST!
Und Theater fragt Jahr für Jahr, was Theater ist. Denn Theater ist Theater.
Und damit diese Frage, was ist Theater und wie ist Theater und wie sollte, könnte, müsste es sein, um Theater zu sein, auch wirklich von allen Seiten und Perspektiven diskursiv diskutiert werden kann, dafür gibt es dann zum Theatertreffen in Berlin einen gesonderten Raum, einen Denkraum und in diesem Jahr ist es DAS Camp:

DER THEATERTREFFEN DENKRAUM.

Yes, Sir, Yes, denken Wir, die Paganini´s-Redaktion  und eilen zum Mit-Denken in das Bildungs- und Ausbildungs-Zentrum des TT 2016!
Wir sind schon im Vorfeld auf politisch korrekt geeicht und wundern uns deshalb überhaupt nicht, dass ein Camp wie ein echtes Camp mit körperlicher Ertüchtigung zum Austreiben falscher und Eintreibung der richtigen (oder keiner) Geister beginnt: Yoga mit Anja Beyer.
Keiner muss Yes, Ma´am, Yes sagen. Wir sind die GUTEN!

Wir gehören zum Theater 2016. Und zum Theater 2015 gehören wir auch. Wie schön!
Und so, mit freiem, offenen Geist gehen wir denken.
Oder besser: wir gehen hören, was andere denken.
Und da geht es eben um Theater in diesen Zeiten, also um "Theater in Zeiten der Krise".
Und da gilt es anzudenken, ob das Theater nicht selbst zur Krise wird:
Kann ein Präsentations-Raum noch Kunst-Raum sein?
Sollte Theater nicht die Sozialarbeit den Sozialarbeitern überlassen?



Michael Thalheimer, Regie-Genie in Sachen archaisch-asketischer Ästhetik, polarisiert durch Provokation:
Es ist mir zu einfach, einen Flüchtling auf die Bühne zu stellen und das Publikum applaudieren zu lassen! Vor einigen Jahren gab es auf allen deutschen Bühnen Koch-Shows. Die waren in.
Nun ist es die Flüchtlings-Welle!
Und:
Der Flüchtling braucht das Theater nicht. Ich habe eher den Eindruck, dass das Theater den Flüchtling benötigt!

Jens Hillje, Co-Intendant des Maxim-Gorki-Theaters und Mitbegründer der legendären Baracke am DT, ist da verständlicherweise anderer Ansicht. Sein Haus steht für gesellschaftliche Aktualität und politische Reflektion:
Es gilt, geflüchtete Menschen als Bürger der Stadt wahrzunehmen. Es geht darum, ein Verhältnis zum Individuum aufzubauen, das ein Anrecht auf Theater hat! Das Stilmittel des Humors erlaubt ein Spiel mit Klischees auf der Bühne.

Die Dramaturgin Stefanie Carp der geladenen Inszenierung "Schiff der Träume" gibt Einblick in die schwierigen Fragen, die sich für die interne Diskussion stellten:
Wie vermeiden wir Zurschaustellung und falsche Betroffenheit? Wie gehen wir mit der Selbstzensur um? Wie schaffen wir es, nicht den falschen Leuten ins Horn zu blasen?
Ihr Resümee:
Wichtig ist einfach, bis zur Schmerzgrenze in die Konflikte hinein zu gehen!

Wie diffizil der freie Umgang mit dem Thema ist, zeigt sich heute auch durch Thalheimer, der sich dann doch rechtfertigen zu müssen glaubt:
Ich fühle mich in die falsche Ecke gedrängt. Als Privatmann engagiere ich mich sehr stark für Flüchtlinge. Aber das Theater schafft sich ab, wenn es Sozialarbeit machen will.

Nein, man ist sich nicht spinnefeind in dieser Runde. Man ist nur konträrer Ansicht.
Und schließlich pflichten dann doch alle bei, wenn Thalheimer sagt:

Theater ist ein Konflikt in sich selbst.
Letztlich gibt es nur gutes Theater und schlechtes Theater!

Die Paganini´s-Redaktion zumindest hat sich für dieses Schlusswort entschieden.
Wir hätten auch eine gefühlte Million anderer Schlussworte wählen können.
So ist es eben. Das Theater mit dem Theater.


Weiß das Kino eigentlich, wie gut es Kino hat?
 

 Wir waren hier:

Theater in Zeiten der Krise / But Is That Art?

Camp

Focus Arrival Cities – Willkommensland Deutschland?
14:00
Focus Jury: Theater in Zeiten der Krise
Zwei Juror*innen – Zwei Statements
Impulse von BARBARA BURCKHARDT und PETER LAUDENBACH
14:30
But Is That Art?
Gespräch über Theater zwischen Kunst und Sozialarbeit
Mit DIRK BAECKER (Soziologe), STEFANIE CARP (Dramaturgin), JENS HILLJE (Ko-Intendant Maxim Gorki Theater), MICHAEL THALHEIMER(Regisseur)
Moderation CHRISTINE WAHL

Sonntag, 1. Mai 2016

Das wunderbare Dosen-Futter...

...namens Theater in der Mediathek zum gelungenen Sonntag!


Shakespeare, Ostermeier, Eidinger: Die Drei mögen sich. Und erschließen das Phänomen namens


RICHARD III.





Eigentlich sind wir der Ansicht, dass Theater ins Theater gehört und nicht ins TV.
Die Tickets für diese Inszenierung sind allerdings rar und unsere Ungeduld inzwischen zu groß.
Wir haben uns also in die Arte-Mediathek geschlichen.
Der Wiedererkennungs-Effekt der Ostermeier-Inszenierungen hilft über den Mangel an 3D hinweg.
Durchaus empfehlenswert.

Denk an mich Morgen in der Schlacht und lass dein stumpfes Schwert fallen. 
Verzweifle. Und stirb! 

Ach, Shakespeare! Ach, Thomas Ostermeier! Was für ein grandioses Ende!





Einen wunderbaren Sonntag (auf den Spuren des Bösen) wünschen die Paganini´s!