Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Donnerstag, 31. Dezember 2015

Die wunderbare Mythologie! VIII. Teil:

Die Weltesche, auch Yggdrasil geheißen...!



Gustav Klimt, Lebensbaum


Ja, die wunderbare Mythologie!

In loser Folge will Paganini´s ein Streiflicht darauf werfen, so wie die
Mythologie von jeher das Dunkel unserer (Menschen-)Welt durchleuchtet hat.
Sie fand die Chiffren für das Prinzip, das uns bewegt:
Das Schicksal des Menschen, ein Mensch zu sein!

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ob Esche oder Eibe. Wir wissen es nicht. Und nicht gewusst werden muss es.
Denn Weltenbaum ist Weltenbaum. Und Yggdrasil ist Weltenbaum und damit Lebensbaum schlechthin.
Der Baum aus der Edda:
Riesenhaft, mit seiner Krone den Himmel stützend, mit seinen Wurzeln neun Welten unterwandernd, hinein in die tiefsten Tiefen von Niflheim und Hel.

Eine Esche weiß ich,
heißt Yggdrasil,
Den hohen Baum
netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Tau,
der in die Täler fällt.
Immergrün steht er
über Urds Brunnen.

Stoisch steht Yggdrasil als Mittelpunkt und verbindender Stamm in der Welt. Zur Demut verdammt, ringt er um Unsterblichkeit.
Unermüdlich lässt er die grünen Triebe sprießen, die Wurzeln tiefer und tiefer sich ausbreiten.

Goldene Hirsche fressen sein Grün, schreckliche Würmer und Drachen aus Niflheims Grund,
benagen die Wurzeln.
Ein Adler schaut zu. Zwischen den Augen des Adlers sitzt noch ein Habicht.
Vier Augen sehen eben besser. Doch tun können sie nichts.
Ein Eichhorn flitzt tagein, tagaus den riesenhaften Stamm hinauf und hinunter.
Sehr pfiffig, trägt es Klatsch und Tratsch von Einem zum Anderen: Vom Adler zum Gewürm,
von den Hirschen zu den Nornen, von den Nornen zu den Göttern.
Die Saat geht auf. Zwietracht im Gepäck.
Die Nornen geben dem Baum zu trinken, aus der göttlicher Quelle des Urd.
D
as Leben soll siegen!
Denn sonst wird es dunkelFängt der Baum einst zu beben an, dann ist es so weit:
Ragnarök, die Götterdämmerung, die Befreiung des Fenris-Wolfes.
Und damit - das Ende!

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

...und was lernen wir aus dieser uralten Geschichte?
Nichts, aber auch wirklich Nichts hat sich verändert!
Seit Ur, das der Anfang war !


Wer tiefer in den Nebeln der Esche versinken möchte, der lese das I. Kapitel aus
"Menschenlichter im Tollhaus".

Der "Engel" erholt sich von seinen Reisen (hinein in die Psyche eines Menschen) in
dieser mythologischen Welt und findet sie insgesamt durchaus amüsant! CLICK!


Ein großartiges, frisches, bewegendes und wunderbares 2016 wünschen die Paganini´s!


Donnerstag, 24. Dezember 2015

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt:

Erst 1, dann 2, dann 3, dann 4, dann steht das Christkind vor der Tür!


So war es immer und so wird es immer sein. Ja, die vielen Türchen, die sich seit 24 Tagen
und hellen Nächten tagtäglich mit und ohne eigenes Zutun öffnen lassen. 
Allein das, traditionell, ein Fest! 
Ein Fest für die Kleinen und manchmal auch ein Fest für die Großen!

Und weil die Paganini´s up to date und berlinisch en vogue zu sein wünschen, zieht es uns heute,
am allerheiligsten der heiligen Adventskalender-Abende, in die Volksbühne am 
Rosa-Luxemburg-Platz, um ein ganz besonderes Türchen nicht zu verpassen:

"Wir sind die Guten - Adventskalender von Markus Öhrn!"


Pressetext Volksbühne:
"Frohe Botschaft: In der Adventszeit geht der schwedische Künstler Markus Öhrn gemeinsam mit der Musikerin und Schauspielerin Janet Rothe, dem Künstler und Musiker Makode Linde und den Schauspielern Jakob Öhrmann und Rasmus Slätis, sowie zahlreichen Überraschungsgästen den Pfad der Schmerzen und Erkenntnis und schöpft aus den Traditionen der christlichen Happeningkultur.

Täglich für gewöhnlich eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im großen Haus öffnet sich der Vorhang im 3. Stock der Volksbühne für 24 rituelle Minivorstellungen. Jeden Tag neu, jeden Tag näher ran an das alles dominierende Ereignis: Die Heilige Geburt.   
Die Vorstellung ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet."

Paganini, der Kater, ins Ohr der Redakteurin wispernd:
"Nicht unter 18 Jahren!"
Kindchen, da gehn wir hin. das spendier ich meiner Redaktion.
Schweinskram, Kunst und das zur Weihnacht! 
Das ist up to date. das ist paganinisch!
Das ist schick!


Und so sahen unsere staunenden Redaktions-Augen something like this-}


"Hereinspaziert. Hereinspaziert".

Der Zirkus-Direktor, ein schöner Mensch übrigens, der Markus Öhrn mit Zipfelmütze,
wartet schon.
Das Zelt, falsch, der kleine Bühnen-Raum im 3. Stock der Volksbühne,
quillt über.
Kisten und Kästen werden gebracht. Sitzplätze sind längst besetzt, wir müssen stehen.
Das enge Treppenhaus, blutrot gelackt, spuckt einen Weihnachts-Gast nach dem anderen aus. Hinein, in den begehrten Adventskalender!
Der Vorhang aus rotem Samt, geziert durch die goldene "24", tut nur kurz geheimnisvoll.

Dann wird aufgetan, mit Paukenschlag und Donnerhall!
Ein nackter Engel rockt, was das Zeug hält.
Maria ist, quietschbunt mit Ballon-Bauch, auf ein Sofa drapiert.
Vati, quietschbunt, inzestuös und nicht gerade zimperlich, brüllt: Komm raus!
Auch Maria grölt: Komm raus!
Und dann brüllen Beide eine Weile: "Komm doch endlich raus, Jesus!"

Und weil wir in einem Zirkuszelt, falsch, in einem Theater-Theater, nein, einer Freak-Show, ähm, einer Installation, nö, einer Kunst-Satire, quatsch, einer Commedia dell Árte und, oder, und sind, deshalb holt Vati den Jesus mit Beil und Messer aus dem Bauch und obwohl oder gerade weil und deshalb auch, macht das ganze Unternehmen, blutgetränkt mit roter Farbe, unendlich viel Spaß!

Und es berührt!
Und es ist albern!
Und es ist ästhetisch!

Und am Ende sind da auch noch die heiligen 3 Könige, ein Stern von Bethlehem, knallende Zigaretten, ein Baby-Schrei ("...der sieht so komisch aus, der Jesus...." sagt Maria) und viel, viel Lametta und Hallelujah!

Und der Sinn?
Sinn oder Nicht-Sinn?

Später in der U-Bahn:

Ein einsamer Weihnachtsmann (Marke: Student) blickt müde und leer vor sich hin.
Der Sack zu seinen Füßen klingelt bei jedem Ruckeln des Zuges.
Von welchem Event kommt er wohl?
Zu welcher Familie fährt er nun?
Wir wissen es nicht!

Aber wir kennen ihn nun. Den Sinn.

Dabei sind die „Guten“ wahrlich nicht erpicht, in die Riege der künstlerischen Weltverbesserer aufgenommen zu werden.
In einem Interview, das Öhrn mit damaligen Performer-Kollegen im Rahmen der Berliner Festspiele gegeben hat (mit Anders Carlsson und Jakob Öhrman), wird wohl resümiert, dass „Kunst ja gut sein soll, für etwas Gutes instrumentalisiert werden soll. Sogar die allergrausamsten Geschichten auf der Bühne verfolgen die Idee, dass die Welt besser wird, wenn wir uns nur mit dem ganzen Mist auseinandersetzen…“

Doch Markus Öhrn scheint diesen moralischen Impetus eher für ein Deckmäntelchen tiefer Wahrheiten zu halten. Seine nahezu haarsträubende Umdichtung der Weihnachtsgeschichte führt in tiefste Schichten verdrängter Neurosen. „Wir haben unsere Wurzeln im psychoanalytischen Theater. Wir nehmen es so ernst, dass Humor entsteht.“ 

Applaus, Applaus!





Ein wunderbares Weihnachten wünschen, erneut, die Paganini´s!