Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Der wunderbare letzte Satz...

...eines Buches: I. Teil!


"Das Buch, dessen letzter Satz keine Kraft besitzt, will ich nicht gelesen haben!
(Zitat von Paganini, dem Kater)

Die Paganini´s-Redaktion will sich dieser Polemik nicht zu Hundert Prozent anschließen.
Und doch bleibt es unbestreitbar: Die Verführungskraft der letzten Zeilen eines Buches, entscheiden
sehr wohl darüber, ob wir es tatsächlich am Ende für lesenswert halten.

Deshalb in loser Folge bei Paganini´s:
"Der wunderbare letzte Satz!"



Teil I beginnt mit den letzten zwei Sätzen von Javier Marias "Mein Herz so weiß":



...Luisa trällert bisweilen im Badezimmer, während ich zusehe, wie sie sich zurechtmacht, in die Öffnung einer Tüt gelehnt, die nicht die unseres Schlafzimmers ist, wie ein faules oder krankes Kind, das die Welt von seinem Kissen aus sieht oder ohne die Schwelle zu überschreiten, und von dort höre ich diesen weiblichen Gesang, zwischen den Zähnen, der nicht angestimmt wird, um gehört zu werden, diesen unbedeutenden, absichts- und ziellosen Singsang, der gehört und gelernt und nicht mehr vergessen wird. Diesen Gesang, der dennoch hervorgebracht wird und weder verstummt noch verklingt, nachdem er erklungen ist, wenn ihm die Stille des erwachsenen Lebens folgt, oder vielleicht ist es männlich.

Oktober 1991







Paganini, der Kater, in der Redaktionskonferenz:

Kinder erzählt mir jetzt nicht, dass das Ding noch nicht verfilmt worden ist.

Nein, kann gar nicht sein, Fischer-Verlag, schaut Euch das Cover an, da rennen die Leute doch hin, das ist doch schau, das ist doch donnerwetter, sex and crime und Alles oder Nichts und ...!

Ich kauf ein! Ich kauf mir die! Ich krieg die Rechte... und setz mich mit dem..... zusammen...dem...ach, wie heißt er denn, dem, der immer mit der, ...ach, wie heißt die denn, die Blonde, die Schöne, die Schöne und der Seriöse, ...also die Hoss, die Nina, und der..., ach, wie heißt der... egal!
Einfach gut! Das Alles! 

Redakteurin und Redaktion legen dem Chef ein Dokument auf den Tisch, das Gehaltserhöhung für sein Team einfordert und verlassen schnurstracks die Redaktionskonferenz!







 

Dienstag, 28. Oktober 2014

Auflösung: Die wunderbare Frage. II. Teil.

Voila..!


Wir wollen uns nicht um die Auflösung der Frage drücken, die unser Herz beschäftigt hat!

Lange haben wir gesucht, reflektiert, diskutiert und - natürlich - intensivst recherchiert.
Nicht Viel - leider - ist dabei heraus gekommen.

Zur Erinnerung hier nochmals die Fragestellung:

...Was haben die Patienten von Gottfried Benn wohl zu diesem Gedicht gesagt...?


Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke...!


Nun, wissen Sie´s inzwischen? 

Wir nicht. Wir hatten viele Antworten.
Nur eine Einzige scheint uns von Sinn erfüllt.
Oder zumindest die Beste aller schlechten Antworten zu sein.

Die Patienten haben sich gesagt:

Das ist Gottfried Benn. Und weil Ja, sehr Viele. 

Zumindest ein Arzt und ein Dichter.

Und uns interessiert, als Patienten, nur der Arzt!


Ganz schön easy, diese Auflösung, nicht wahr?

Aber glaubwürdig. Und vertrauenswert. Also vermutlich richtig!



Cover@dtv

Und da wir die Auflösung zu  "Die wunderbaren Frage. II. Teil" nun gegeben haben,
lassen wir noch eine weitere Stimme zu Wort kommen.

Vielleicht gibt diese noch einen kleinen, realen Einblick in das Spannungsgefüge
Arzt und Dichter, Gottfried Benn und Patienten, Tod und Leben, Engel und Teufel und, und, und...:

Hans-Dieter Göring

"Gottfried Benn (1886–1956): Stets ein Gefangener der Resignation"


...Benn hat wiederholt geäußert, dass ihn sein Beruf innerlich nie beschäftigt habe und nur dem Broterwerb diene. Die Äußerungen von Zeitgenossen reichen von der Vermutung, er sei „Mediziner und nicht Arzt“ gewesen bis zur Schilderung eines mitfühlenden hilfsbereiten Arztes, der ärmere Patienten kostenfrei behandelte, ihnen in Zeiten wirtschaftlicher Not sogar MedikamenteNahrungsmittel und Kohlen bezahlte. Seine Zweifel an der Medizin seiner Zeit hat Gottfried Benn in den Essays „Irrationalismus in der Medizin“ und „Medizin in der Krise“ formuliert. Er wurde in seiner Skepsis durch das Buch des Schweizer Psychiaters Eugen Bleuler „Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin“ und die „Philosophie des Als-ob“ von Hans Vaihinger, der ebenso wie Benn von Nietzsche beeinflusst war, bestätigt. Benn verfasste aber auch eine Reihe streng wissenschaftlicher Arbeiten. 
Als Dichter wurde Gottfried Benn 1912 durch seinen ersten Gedichtband „Morgue und andere Gedichte“ mit einem Schlag bekannt. Mit ihren schockierenden Sujets aus Sektionssaal, Operationsraum und Kreißsaal brachen diese frühexpressionistischen Gedichte mit allen gültigen ästhetischen Normen. Die anscheinend emotionslose Schilderung konkreter Krankheitsbilder, von Obduktionen, Ausschabungen und Operationen, die Erschütterung und Verzweiflung dennoch nicht verhehlte, begegnet dem Leser in „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“, „Schöne Jugend“, „Kleine Aster“, „Kreislauf“, „Cürettage“, „Saal der kreißenden Frauen“ und anderem. Im Gedicht „Arzt“ findet sich die ungeheuerliche Zeile „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“. Sein mit griechischer Mythologie, medizinischen und naturwissenschaftlich-philosophischen Termini und Modeworten gespicktes Vokabular wird in seinen Gedichten zu einer faszinierenden Wortmagie von oszillierender kalter Spannung verknüpft. Gleichgültig, ob er anfangs die Apokalypse der Pathologie oder später Rausch und Trauer in Worte fasste, immer blieb Benn ein Gefangener der Resignation...
 http://www.aerzteblatt.de/archiv/51939/Gottfried-Benn-(1886-1956)-Stets-ein-Gefangener-der-Resignation





Donnerstag, 23. Oktober 2014

Die wunderbare Frage. II. Teil:

...Was haben die Patienten von Gottfried Benn wohl zu diesem Gedicht gesagt...?


Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke
Der Mann:
Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße
und diese Reihe ist zerfallene Brust.
Bett stinkt bei Bett. Die Schwestern wechseln stündlich.
Komm, hebe ruhig diese Decke auf.
Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,
das war einst irgendeinem Mann groß
und hieß auch Rausch und Heimat.
Komm, sieh auf diese Narbe an der Brust.
Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?
Fühl ruhig hin. Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.
Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.
Kein Mensch hat so viel Blut.
Hier dieser schnitt man
erst noch ein Kind aus dem verkrebsten Schoß.
Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht. – Den Neuen
sagt man: hier schläft man sich gesund. – Nur sonntags
für den Besuch läßt man sie etwas wacher.
Nahrung wird wenig noch verzehrt. Die Rücken
sind wund. Du siehst die Fliegen. Manchmal
wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht.
Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett.
Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort.
Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.




„Es ist kein Leben dies tägliche Schmieren u. Spritzen u. Quacksalbern u. abends so müde sein, daß man heulen könnte. […] Ja, ich bin unbeschreiblich müde u. abgelebt wieder mal augenblicklich, darüber ist nichts zu sagen, die Sinnlosigkeit des Daseins in Reinkultur u. die Aussichtslosigkeit der privaten Existenz in Konzentration.“ (Gottfried Benn Gottfried Benn: Ausgewählte Briefe. Mit Nachwort von Max Rychner. Limes Verlag, Wiesbaden 1957)


...Die Auflösung zur "wunderbaren Frage. II. Teil" folgt in Kürze hier:
Bei den Paganini´s...!