In loser Folge setzt sich Paganini´s nun mit einem neuen Themenkreis auseinander:
"Literatur aus differenten Perspektiven betrachtet"!
Mal seh´n, was dabei rauskommt!Heute: "Kunst ist etwas Körperliches!"
Ist sie das?
Hierzu Gottfried Benn und seine These:
Kunst ist nicht etwas Geisteswissenschaftliches, sondern etwas Körperliches!
Kunst ist nach der einen Seite ihrer Phänomenologie hin ein Befreiung- und Entspannungsphänomen, ein kathartisches Phänomen, und diese haben die engste Beziehung zu den Organen.
Kunst ist ein zentraler und primärer Impuls!
Der Dichter beispielsweise ist nach Benn gewissermaßen als Dichter genetisch bedingt.
Somit dichtet der Dichter aus einem zu ihm gehörenden Zwang heraus,
wie ein Herz nichts Anderes als zu schlagen versteht, um das Blut kreisen zu machen.
Das Verhältnis zum Wort ist primär, diese Beziehung kann man nicht lernen. Sie können Äquilibristik lernen, Seiltanzen, Balanceakt, auf Nägeln laufen, aber das Wort faszinierend ansetzen,
das können Sie oder das können Sie nicht!
Das ist das Wort: "Die Kunst muß"!
Es ist wohl vergeblich, darauf hinzuweisen, dass Flaubert die schmerzliche Lage der Künstler schilderte, die durchaus nicht alles machen können, was sie fühlen und möchten, sondern allein das, was Ihnen innerhalb ihres Sprach- und Stilvermögens verliehen war!
Und weiter über die Wirkung von Kunst:
Kunst hat keine geschichtlichen Ansatzkräfte, ihre Wirkung geht auf die Gene, die Substanz - ein langer innerer Weg. Das Wesen der Kunst ist unendliche Zurückhaltung, zertrümmernd ihr Kern,
aber schmal ihre Peripherie, sie berührt nicht viel, das aber glühend.
Existentielle Gründe sind keine kausalen, verpflichten niemanden, sie gelten nur für den, in dem sie sich als Tatsächlichkeiten erweisen.
Sie sind nicht übertragbar, auch nicht nachprüfbar, sie suchen sich ihre Legitimation in der Ununterdrückbarkeit der Ausdruckswelt.
(Aus: Gottfried Benn, Ausgewählte Gedichte, Diogenes)
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Nachtcafé
824: Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.
Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.
Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.
Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.
Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.
B-Moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! –
Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. Kaum Duft.
Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.
Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.
(Text)
Paganini, der Kater,
in affektierter Kopf- und Schwanz-Haltung auf dem Schreibtisch posierend:
Ich bin etwas Körperliches!
Damit wäre bewiesen: Die These "Kunst ist etwas Körperliches" stimmt!
Redakteurin und Redaktion schließen sich dem klugen Kater an,
zumindest bis es wieder heißt: "Perspektiven: Literatur!"
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