Die wunderbaren "Wolken und Kastanien"

Renatus Deckert bezaubert mit Sonntags-Geschichten

Bon Boncuk schmökert hier in "Die Nacht, in der die Mauer fiel",
Herausgeber Renatus Deckert, Suhrkamp


Sonntags-Lächeln und Sonntags-Tränen, einmal im Monat verdankt die Paganini´s-Redaktion dieselbigen Renatus Deckert und seinen Texten. Im Sinne einer literarischen Entschleunigung, eines Atemholens, eines Innehaltens im Chor des penetranten Geschreis der Welt, ziehen die Geschichten seines Blogs "Wolken und Kastanien" uns als Leser mit sich, tatsächlich schwerelos wie weiße Wolken am blauen Himmel und doch immer wieder verweilend, über einem Ort oder einem besonderen, oft auch historischem, Ereignis:

Einmal im Monat erzähle ich Ihnen, was mir durch den Kopf geht oder am Herzen liegt. Ich schreibe über Begegnungen und Gedichte, Kirschkerne und Schreibmaschinen, Bücher und verwitterte Steine, Engel und rote Johannisbeeren. Über Wolken und Kastanien.(Renatus Deckert)

Die erste Geschichte, die wir - neugierig geworden durch eine Twitter-Notiz - zu lesen begannen, hat den, kriminalistische Herangehensweise implizierenden, Titel "Wer war Peter G.?"
Hier wurden wir bekannt, mit den für "Wolken und Kastanien" typischen Umwegen, Assoziationen und Sprüngen, die durch Setzung eines Grundgedankens oder eines grundlegenden Ausgangs-Erlebnis zu einer wundervoll sinnstiftenden "Reise" über mehrere Stationen führt. 
Renatus Deckert steigt zum Beispiel in Berlin-Mitte aus der S-Bahn, will ein wenig schlendern und schon geht es los:

Plötzlich sah ich das Straßenschild. Ich las „Almstadtstraße“, und in diesem Moment fiel mir Adolf Endler ein. Zwei Jahre vor seinem Tod hatte er mir aus seinem Leben erzählt, das voller Brüche und Zick-Zack-Wege war. (R. D.)

Über Endler kommt der Autor auf die DDR, von dort führen ihn seine Schritte zu einem Antiquariat, er wühlt versonnen in einer Bücherkiste und findet Taschenbücher, die in den 80ern in der DDR erschienen sind. "Da stieß ich auf Peter G.!" Dessen Initialen nämlich finden sich in genau den 3 Exemplaren, die er für sich ausgesucht hat. 

En passant werden Begegnungen mit Helga Schubert und Wolfgang Kohlhaase erinnert, nach diesen ein Essay über Jürgen Fuchs und anschließend dessen "Vernehmungsprotokolle" gelesen und bumms, da ist man mittendrin im hoch spannenden, lehrreichen und auch furchtbaren Nachspüren der Person des Major Peter G., Fuchs erstem "Vernehmer" im Stasi-Gefängnis.

Mit dieser Geschichte, die auf brillante Art und Weise ein dunkles, ostdeutsches Kapitel aufschlägt, mit eigenartiger Leichtigkeit etwaige Widerstände im Leser / in der Leserin überwindet, indem er das Schreckliche in einen großen Humanismus überführt und immer in der Liebe zur Literatur enden lässt, mit dieser Suche nach Peter G. also, waren wir, die Paganini´s-Redaktion, an "Wolken und Kastanien" verfallen, wie es die Redaktions-Kater an ihre geliebten Leckerlis sind ...

Wer mehr über Renatus Deckert und über die Geschichten seines literarischen Blogs erfahren möchte, der schaue hier bei "Wolken und Kastanien" auf Steady vorbei.

Seien Sie sicher, Sie kehren nie mehr zurück!




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