Der wunderbare Buchanfang: XXXVII.Teil!
"Ein Buch, das nicht mit einem Paukenschlag anfängt, lese ich nicht!"
(Zitat von Paganini, dem Kater)
Die Paganini´s-Redaktion will sich dieser Polemik nicht zu Hundert Prozent anschließen.Und doch bleibt es unbestreitbar: Die Verführungskraft der ersten Zeilen eines Buches entscheidet sehr wohl darüber, ob wir es tatsächlich zu Ende lesen, oder frühzeitig zur Seite legen.
Deshalb in loser Folge bei Paganini´s:"Der wunderbare Buchanfang!"
Diesmal ein Buch, waghalsig und verblüffend, wie die Katze im Sprung.
Brigitte Kronauer, "Die Tricks der Diva"
Im Gebirg`
Hornochse! Das böse, sehr böse Wort. Immerhin ist Schluß mit der Stolperei. Er hat die tückischen Baumwurzeln hinter sich. Zwischen den Felsbrocken, auf dem steilen, aber sonst ganz braven Weg darf er sich fühlen wie ein Tier, das für seine lauernden Muskeln endlich Auslauf bekommt, der kleine Lackaffe.
Bon Boncuk, der Kater, präsentiert B. Kronauer
Allein der Titel "Die Tricks der Diva" würde uns, der Paganini´s-Redaktion, genügen, um vor Begeisterung das Schnurren im Chor zu beginnen. Und dies kleine Buch, voll mit sehr kurzen Kurzgeschichten, hat wahrlich noch vieles zu bieten, das diese Titel-Entzückung ins Unendliche potenziert. Dazu nämlich ein zweites, kleines Buch, voll mit ebenso kurzen Kurzgeschichten, genannt "Die Kleider der Frauen".
Darinnen, in diesen beiden Sammlungen kurzer, präziser, unvergesslicher und unglaublich glaubwürdiger Geschichten, finden sich weitere Überschriften, die zum Hinknien schön, schon als Titel wie Miniaturen zu lesen sind: Zum Beispiel "Stille mit finsterer Figur" oder "Wirre Witwen, wissende Witwer" sowie auch "Fräulein Welziehn im Reich der Fische".
Die konkrete, schillernde, Fantasien anregende und gleichsam sich klaren Vorstellungen entziehende Wirkung, findet sich ebenso in der literarischen Ausmalung der dazu gehörigen Short-Story wieder. Nichts scheint gesichert, der Leser oder die Leserin fühlen sich in der ständigen Gefahr, aufs Glatteis geführt zu werden, das eigentlich (bei genauer Betrachtung) überhaupt nicht (und nie) vorhanden war. Ätschbätsch! Freut sich die Kronauer in ihrem Schreiben. Ätschbätsch! Ich bin doch gar nicht so böse (wie IHR denkt!).
Schaurig-schön zeigt sich ein unterschwelliges, nicht zu erklärendes Grummeln in den gesammelten Geschichten der "Tricks der Diva", das wie ein heranziehendes Gewitter eine Spannung in der Atmosphäre, im Ton der jeweiligen Erzählung entstehen lässt, aus dem sich weder Leser noch Protagonisten befreien können. Auch dieses deutet sich nur an und entlädt sich nicht wirklich. So sind sie, die feinen (abgefeimten) "Tricks". Artifiziell wie die Natur (das Leben). Nicht greifbar hinein ziehend in dieses Irgendwas und im Irgendwo ausspuckend, als sei nichts passiert.
Ein Blick in den Spiegel genügt dann manchmal. "Mir würde gefallen, wenn man die Sammlung als sehr lückenhafte Biographie in autobiographischer Form über eine gewisse unzuverlässige Rita lesen würde." "Die Kleider der Frauen" sind mehr als nur Beiwerk. Sie zeugen von Charakter.Nicht nur von "Ritas" aufsaugenden und wieder ausspuckenden Blicken, sondern auch vom "Charakter" des Angedeuteten, des Erinnerten einer Begebenheit. Alles changiert wie ein seidener Stoff, die Finger gleiten darüber, benommenes Schwelgen setzt ein - schon ist es wieder vorüber - und fast ist nichts gewesen.
Brigitte Kronauer beherrscht die Tricks der Literatur par excellence und weiß um sich. Als Meisterin einer Sprache, die sich was traut und dennoch so lässig bleibt, wie der Kater beim Anblick einer - sich in Sicherheit wähnenden - Maus.
Unbedingte Lese-Empfehlung!
Und doch bleibt es unbestreitbar: Die Verführungskraft der ersten Zeilen eines Buches entscheidet sehr wohl darüber, ob wir es tatsächlich zu Ende lesen, oder frühzeitig zur Seite legen.
Deshalb in loser Folge bei Paganini´s:
"Der wunderbare Buchanfang!"
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