Berlinale 2020 leuchtet "cineastisch"

Puh, es ist geschafft!

Carlo Chatrian hat sein Wettbewerbs-Programm vorgestellt





Und damit sich selbst. Es ist ihm soweit gut gelungen. Vielleicht sogar besser als gut.
Aber das wird sich natürlich erst im Laufe des Festivals - und unter den Argus-Augen der Kritiker - zeigen und beweisen müssen.
Doch immerhin: Den ersten (und damit vielleicht schwersten) offiziellen Auftritt als neuer Berlinale-Kurator und Berliner FilmFest-Gastgeber hat er nun am vergangenen Mittwoch hinter sich gebracht.

Und er hat Eines  gezeigt und dabei ganz und gar nicht verloren: Er steht für sich selbst und seine Profession. Und tritt an, ohne in irgendwelche Stapfen zu treten oder gegen dieselbigen an zu treten.

Er wird einfach anders als Kosslick sein. Und das nur, weil er eben anders ist. Punkt.
Chatrian sucht Filme aus, die seinem künstlerischem Anspruch an filmerische Qualität entsprechen. Er präsentiert diese Filme auf der Berlinale und will sie für sich sprechen lassen.
Kein Motto.
Kein roter Schal, kein Hut, keine Koketterie.

Er beginnt die Pressekonferenz höflich (abgelesen) in Deutsch, ganz ernst und ohne Ironie, wechselt dann in die fließend gesprochene Amtssprache Englisch und erinnert so wenig an die Person Kosslick, dass es ein schier berückendes Erlebnis gewesen ist, wie diskret (und nahezu unabsichtlich wirkend) die "Lösch-Taste" in puncto Wiedererkennungs-Effekt gedrückt wurde.

Ein totales Reset auf das Wesentliche: Die Filme.

Dabei wirkte Chatrian sympathisch, feinsinnig und intelligent auf Fragen parierend, aber durchgehend bar jeder Selbstinszenierung. Die von Kosslick geprägte Exzentrik und "Ich bin ein Original"-Attitude gehören nicht zu ihm. Und Gott sei Dank, er hat nicht einmal ansatzweise versucht, in eine "Konkurrenz" zu treten.
Diese gewählte Schlichtheit. Das hatte Größe. (Bei aller verständlichen und im Ansatz spürbaren Nervosität)

Grauer Anzug, schwarzes Shirt, roter Mini-Bär am Revers. Das muss (und das wird - denken wir) in den kommenden Berlinale-Jahren genügen, um den Eben-Nicht-Zirkus-Direktor des Filmfests auszumachen.

Nein, wir haben Kosslick bei dieser Pressekonferenz (gesehen live im Stream) nicht vermisst.
Nicht, weil wir ihn nicht mehr mögen. Nein.
Es wurde nur von der 1. Sekunde an klar, dass hier ein ganz anderer Ton herrscht, ein neuer Stil. Und dass sowohl Ton als auch Stil nicht in Vergleich treten sondern einfach ab Jetzt zur Berlinale gehören werden.

Und dass sich dagegen kein Widerstand regt und keine Melancholie breit gemacht hat (und auch kein gehässiges Gelächter gegen K.), das kann man Carlo Chatrian gar nicht hoch genug anrechnen.
Seine Selbstverständlichkeit (geboren aus einem sehr professionell anmutenden Selbstverständnis) tut gut!
Ohne Chichi. Und ohne jeden falschen Ton!



Hier geht es zu den Wettbewerbs-Filmen, die "cineastisch" (so Vertreter d. Medien) und ziemlich exquisit anmuten---> BERLINALE

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