Die unbedingte Film-Empfehlung:

First Reformed von Paul Schrader!


First Reformed ereilte uns zufällig, unempfohlen und unbekannterweise beim "kramen" in der Mediathek. Und First Reformed blieb hängen wie eine traumatisierende Erfahrung mit nachträglichem Glückseligkeitsgefühl. 

Kurz: Es war wohl Zeit für uns und diesen Film.

Dieses Stück Kino ist eine formal-inhaltlich-ästhetische Wucht, die jeden umhaut, der nicht bei 3 aus dem "Kino-Saal" rennt. Oder aber er hat First Reformed nicht verstanden (und deshalb nicht geliebt).




Ethan Hawke ist Ernst Toller. Ein Pastor in einer kleinen Kirche der First Reformed Church in einem kleinen Nest im Staat New York. Hier will er zur Ruhe kommen. Hier plant er einen Neuanfang. Oder besser, hier plant er, sich zu sammeln. Und noch besser, hier plant er, sich in Ruhe zu Tode trinken zu können. 
Ein Neuanfang, der eine Buße sein soll. 

Ernst Toller ist ein von innen und außen Gequälter. Er kann jedem vergeben, doch nicht sich selbst. Und (vermutlich) nicht Gott. Seinen Sohn hat er in den Irak ziehen lassen. Er ist tot. Die Mutter und damalige Ehefrau hat ihn verlassen. Tollers Werte und sein Vertrauen sind erschüttert. 

Seine neue Kirche nennt er "Souvenir-Shop". Sie hat einen gewissen historischen Wert. Ein karges, asketisches Leben ohne nennenswerte Bedeutung erscheint ihm für sich selbst als Wohltat. Um die Gemeinde-Mitglieder kümmert er sich gut. Er hilft mit hoffnungsgebenden Gesprächen. 

Eine Hoffnung, die ihn selbst zunehmend verlässt. Er schreibt Tagebuch, um die verschiedenen Enden seiner seelischen Regungen zusammen zu halten. Und er trinkt. Allein. Ein Klopfen an der Tür, ein Appell von einer verzweifelten Frau "Mary", reißt ihn aus der Eintönigkeit und hinein in ein verschlingendes Thema: Apokalypse durch Umwelt-Zerstörung.

Die Konsequenz der Inszenierung durch Paul Schrader, die den Ernst und den ritualisierten Überlebens-Versuch einer Psyche zunächst mit statischer Kamera und trister Farbgebung begleitet, akustisch untermalt von einem sich steigernden  "Brummen" wie fernes Donnergrollen, baut eine Dichte auf, lässt einen Sog entstehen, der ahnen lässt, was sich in diesem Mann zusammenbraut. Und dann - auf einmal - visuelle Brüche, die das Auge des Zuschauers wie durch Blitze zucken machen.

Grandios, einzigartig und unverwechselbar im Kino. Viel wäre zu schreiben. Über Tollers Kampf mit dem Teufel zum Beispiel. Oder einen Sprengstoffgürtel. Und auch über einen Engel. Und einen atemberaubenden Kuss. Am Schluss. 

ANSEHEN!



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