Die wunderbare "Parallelwelt"...

...des Kay Voges


Nicht gesehen im Berliner Ensemble von der Chefredakteurin....

 
 
In jedem Leben zeigt sich zumindest 1 Mal ein Mysterium. Und gerade mit diesem Blick darauf, hebt sich kurz der Schleier. Oder hebt sich zuerst ein Schleier und dann erscheint uns das Mysterium?
 
Ich erinnere mich, dass ich als Kind, in einer wachen Nacht, in der ich mich fremd und einsam und unverstanden fühlte, plötzlich den Umriss einer Frau zu sehen glaubte, die sich liebend über mich beugte. Irgendwann, wusste ich in diesem Augenblick, bin ich ganz. Ganz bei mir, ganz frei, ganz warm. Und Jahrzehnte später, es ist noch gar nicht so lange her, da war so ein Tag, an dem mir Alles richtig schien. Alles leicht und gut, weil genau so, wie es sein soll. Und ich erinnerte mich an diese längst vergessene Nacht meiner Kindheit und glaubte zu wissen, dass ich das damals selbst gewesen wäre, diese Frau, diese Erwachsene, die sich über das Kind gebeugt hatte. Besuch aus einer anderen Dimension als der von uns Gedachten, Besuch aus der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Besuch von mir bei mir.
 
Und nun bin ich ungewollt nicht zu Besuch in der Theater gewordenen Parallelwelt von Kay Voges und Aexander Kerlin gewesen, da schlicht zu spät. Die schnöden Gesetze der Materie halten mich diesmal fest. Das Taxi oder besser die Taxen, scheiterten am Thema Pünktlichkeit und sie scheiterten am Thema Verkehr in Zeiten des Berlin-Marathon und ich war, genau genommen, nicht dabei.
 
Dennoch behaupte ich, in einer Parallelwelt natürlich existent gewesen zu sein, und in der Nicht-Anwesenheit auf das Event bezogen gelebt zu haben, wie es sich vielleicht nicht einmal die Macher der "Parallelwelt" umständlicher gedacht haben können. 
 
Nicht anwesend und doch dabei, das kann sehr wütend machen.
So wütend, wie das Leben selbst und das macht ja bekanntlich nicht immer Spaß!
 
 
  
@Birgit Hupfeld
 

Ich habe mich wütend gefühlt, weil ich geboren wurde, und ich habe mich wütend gefühlt, dass ich nicht richtig krabbeln konnte (mit 2 Monaten) und ich bin wütend, noch immer, weil ich nie geheiratet habe und keine Kinder bekommen wollte und dennoch selbst irgendwann nur noch krabbeln werde und obendrein auch sterbe.

All diese Stationen eines durchschnittlichen Menschenlebens sind in mir lebendig, als ich den Taxifahrer bitte, mich wieder nach Hause zurück zu fahren, obwohl das Berliner Ensemble in schwarz-gelb mit "Die Parallelwelt" nahezu hämisch zu mir winkt. Die Zeit des Einlass in die Vorstellung allerdings ist verronnen und meine physische Abwesenheit vom Schicksal beschlossen.

"Doch was ist wirklich? Alles was sich messen lässt? Welche anderen Wirklichkeitsräume gibt es und welchen Einfluss haben sie auf unser Leben? Was ist mit Traum und Fantasie? Welche Rolle spielen Gedanken und Vorstellungen? Erschaffen wir die Welt in unserer Vorstellung oder können wir uns nur vorstellen, was der Fall ist? Was aber ist der Fall? "(BE zum Stück)

Ich werde es nun nicht erfahren. Mir schwirrt der Kopf, von all den vorbereitend gelesenen, nahezu existentiell erscheinenden Überlegungen. Nichts wie zurück. Zurück ins überschaubare Rixdorf.

Diese dummen "Parallelwelten" konnte ich nicht sehen (obwohl ich eine PREMIEREN-KARTE ergattert hatte) und nun feiern alle diese Premiere und ich weiß, da ist mir wirklich was entgangen oder vielleicht hätte mir das alles nur weh getan oder mich nur begeistert oder mich fertig gemacht.

Aber ich kann das nicht mehr frei entscheiden und nicht beurteilen.
Denn ich war Hier, aber nicht DORT!
Und das ist Shit.

Und wahrlich nicht beneidenswert!
 
 

Ich war zur Premiere/Uraufführung leider nicht ----->HIER

"Vom Tod bis zur Geburt":
https://www.kulturwest.de/schwerpunkt/detailseite/artikel/kay-voges-theater-und-digitalisierung/
 

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