Der freie Wille zeigt einen Vogel!
Noch ein Blick - kein optimistischer, nein, aber ein grandios tragödischer (gibt es das Wort?) - auf das Thema:
Der Film "Der freie Wille" von Matthias Glasner. Gezeigt auf der Berlinale 2006.
Gekrönt mit dem silbernen Bären für die künstlerische Leistung des Hauptdarstellers Jürgen Vogel!
Um was geht es:
Der frustrierte Küchenhelfer Theo Stoer vergewaltigt an der Ostseeküste eine junge Radfahrerin.
Einige Stunden später wird Theo festgenommen. Das Gericht weist ihn wegen dieser Straftat und zwei weiteren Vergewaltigungen in eine geschlossene psychiatrische Anstalt zum Maßregelvollzug ein.
Nach neun Jahren kommt Theo auf Bewährung in eine betreute Wohngemeinschaft in Mühlheim an der Ruhr.
Und nun beginnt das Ringen um den freien Willen!
Wird Stoer es wieder tun? Wird die Latenz gewalttätiger Fantasien erneut die Fesseln sprengen und das Reich des Virtuellen verlassen? Oder gelingt ihm der Sprung, hinein in das Gefüge eines selbstbestimmten Lebens, mit einer aggressionsfreien Sexualität und einer wohltuenden Beziehung?
Was wird gezeigt:
Jürgen Vogel ist Theo Stoer. Jürgen Vogel verschwindet in Theo Stoer.
Der Zuschauer löst sich mit ihm, für die Laufzeit des Films, in der Handlung auf.
Der Film beginnt mit dem Monster Theo Stoer. Die Vergewaltigung ist nicht filmisch geschönt.
Absichtsvoll dokumentarischer Realismus lässt Weggucken nicht zu.
Rauhe, brutale Gewalt. Entstellte Gesichter. Faustschläge in Dolby-Stereo. Scheussliches Tun eines entsetzlichen Menschen.
Der entlassene, zur Resozialisierung preisgegebene Theo Stoer, ruft Mitleid hervor.
Ein Aussenseiter, ein Einsamer, der nicht recht weiß, wie das gehen soll, mit dem "normalen" Leben.
Und ein Kämpfender. Die Panik in seinem Gesicht, wenn er einer Frau nahe kommt.
Diese Angst, dass es ausbrechen könnte, in ihm.
Sport und Porno als Ventil.
Die Heimatlosigkeit in seiner Haltung. Fast schüchtern und scheu. Unbeholfen.
Dann trifft er die Frau. Sabine Timoteo. Ganz wunderbar!
Sie, eine reine Törin fast, ein Opfer-Mensch, trifft auf den ehemaligen Täter.
Zart. Zärtlich. Zutraulich.
Eine Liebe entsteht. Sie ziehen zusammen. Alles könnte gut sein.
Gäbe es den "freien Willen nicht", der hier in unlösbaren Fesseln liegt!
Je stärker die Bindung und die (wahrhaftige) Liebe von Stoer zu dieser Frau werden, desto stärker beharrt der innere Kettenhund auf seine Befriedigung.
Es kommt erneut zu Vergewaltigungen...!
In der Schluss-Sequenz des Films: Ein Jürgen Vogel/Theo Stoer am Strand.
Er blickt zum Meer hinaus. In die Freiheit hinein.
Eine Rasierklinge. Zerschnittene Handgelenke. Sein Blut.
Das Selbstopfer als letzter Ausweg.
Die freie Verneinung eines Willens über die Gewalt des Schicksals.
Ein weinendes Mädchen. Die ihn gehen lässt...!
Ein Zuschauer, der langsam wieder in seinem roten Plüsch-Kino-Sesselchen erwacht.
Tief drinnen vom Donner gerührt. Erstarrt.
Um dann aus der Film-Nacht aufbrechen zu müssen, hinaus in die Wirklichkeit.
Ein grandioser Film!
Und was sagen Andere:
„Ein Film, der sich in seiner Drastik mitunter hart an der Grenze des Erträglichen bewegt. Wie sich Regisseur und Hauptdarsteller expressiv auf das Monster" einlassen, um den Zuschauer dazu zu bringen, es als Menschen zu akzeptieren, mag Beachtung verdienen; umso irritierender ist das zutiefst pessimistische Menschenbild, nach dem die Figuren nur die Sklaven ihrer unkontrollierbaren inneren "Dämonen" sind. Sexualität wird als Schicksal propagiert, wobei der Film von deterministischen Verhaltensmustern ausgeht, in denen Veränderungen keinen Platz haben und als Ausweg nur das Selbstopfer bleibt.“
P.S.: Redakteurin, Redaktion und der Herr Kater bereiten sich auf eine sehr wichtige Prüfung im Oktober (wenn die bestanden, weiterhin im November) vor!
Wir bitten um Nachsicht, wenn bis dahin kein donnernder "DER MENSCH IST FREI!"-Post (oder sonstiges von Unterhaltungswert) nachgereicht werden kann!
Adieu, bis später!
Der Mensch im Spannungsfeld zwischen Determination und Selbst-Bestimmung.
Der Film "Der freie Wille" von Matthias Glasner. Gezeigt auf der Berlinale 2006.
Gekrönt mit dem silbernen Bären für die künstlerische Leistung des Hauptdarstellers Jürgen Vogel!
Um was geht es:
Der frustrierte Küchenhelfer Theo Stoer vergewaltigt an der Ostseeküste eine junge Radfahrerin.
Einige Stunden später wird Theo festgenommen. Das Gericht weist ihn wegen dieser Straftat und zwei weiteren Vergewaltigungen in eine geschlossene psychiatrische Anstalt zum Maßregelvollzug ein.
Nach neun Jahren kommt Theo auf Bewährung in eine betreute Wohngemeinschaft in Mühlheim an der Ruhr.
Und nun beginnt das Ringen um den freien Willen!
Wird Stoer es wieder tun? Wird die Latenz gewalttätiger Fantasien erneut die Fesseln sprengen und das Reich des Virtuellen verlassen? Oder gelingt ihm der Sprung, hinein in das Gefüge eines selbstbestimmten Lebens, mit einer aggressionsfreien Sexualität und einer wohltuenden Beziehung?
Was wird gezeigt:
Jürgen Vogel ist Theo Stoer. Jürgen Vogel verschwindet in Theo Stoer.
Der Zuschauer löst sich mit ihm, für die Laufzeit des Films, in der Handlung auf.
Der Film beginnt mit dem Monster Theo Stoer. Die Vergewaltigung ist nicht filmisch geschönt.
Absichtsvoll dokumentarischer Realismus lässt Weggucken nicht zu.
Rauhe, brutale Gewalt. Entstellte Gesichter. Faustschläge in Dolby-Stereo. Scheussliches Tun eines entsetzlichen Menschen.
Der entlassene, zur Resozialisierung preisgegebene Theo Stoer, ruft Mitleid hervor.
Ein Aussenseiter, ein Einsamer, der nicht recht weiß, wie das gehen soll, mit dem "normalen" Leben.
Und ein Kämpfender. Die Panik in seinem Gesicht, wenn er einer Frau nahe kommt.
Diese Angst, dass es ausbrechen könnte, in ihm.
Sport und Porno als Ventil.
Die Heimatlosigkeit in seiner Haltung. Fast schüchtern und scheu. Unbeholfen.
Dann trifft er die Frau. Sabine Timoteo. Ganz wunderbar!
Sie, eine reine Törin fast, ein Opfer-Mensch, trifft auf den ehemaligen Täter.
Zart. Zärtlich. Zutraulich.
Eine Liebe entsteht. Sie ziehen zusammen. Alles könnte gut sein.
Gäbe es den "freien Willen nicht", der hier in unlösbaren Fesseln liegt!
Je stärker die Bindung und die (wahrhaftige) Liebe von Stoer zu dieser Frau werden, desto stärker beharrt der innere Kettenhund auf seine Befriedigung.
Es kommt erneut zu Vergewaltigungen...!
In der Schluss-Sequenz des Films: Ein Jürgen Vogel/Theo Stoer am Strand.
Er blickt zum Meer hinaus. In die Freiheit hinein.
Eine Rasierklinge. Zerschnittene Handgelenke. Sein Blut.
Das Selbstopfer als letzter Ausweg.
Die freie Verneinung eines Willens über die Gewalt des Schicksals.
Ein weinendes Mädchen. Die ihn gehen lässt...!
Ein Zuschauer, der langsam wieder in seinem roten Plüsch-Kino-Sesselchen erwacht.
Tief drinnen vom Donner gerührt. Erstarrt.
Um dann aus der Film-Nacht aufbrechen zu müssen, hinaus in die Wirklichkeit.
Ein grandioser Film!
Trailer:
Und was sagen Andere:
„Ein Film, der sich in seiner Drastik mitunter hart an der Grenze des Erträglichen bewegt. Wie sich Regisseur und Hauptdarsteller expressiv auf das Monster" einlassen, um den Zuschauer dazu zu bringen, es als Menschen zu akzeptieren, mag Beachtung verdienen; umso irritierender ist das zutiefst pessimistische Menschenbild, nach dem die Figuren nur die Sklaven ihrer unkontrollierbaren inneren "Dämonen" sind. Sexualität wird als Schicksal propagiert, wobei der Film von deterministischen Verhaltensmustern ausgeht, in denen Veränderungen keinen Platz haben und als Ausweg nur das Selbstopfer bleibt.“
Wir bitten um Nachsicht, wenn bis dahin kein donnernder "DER MENSCH IST FREI!"-Post (oder sonstiges von Unterhaltungswert) nachgereicht werden kann!
Adieu, bis später!
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