"Border" und die Larve vom Baum der Erkenntnis...

Nun gibt es den Film "Border" von Ali Abbasi nicht nur im Kino, sondern auch in den Mediatheken



Nach der Flut hymnischer Kritiken ist Anschauen für die Meisten der Cineasten ein Must Do. Auch die Anderen werden irgendwann auf den Trailer stoßen und sich anschließen, bevor sie aus Neugier geplatzt sind. Und einige Wenige nur, werden die filmische Umsetzung und Ausmalung einer Short-Story von John A. Lindqvist nach wenigen Minuten ausknipsen.

Das Menschen-Auge, sofern unflexibel und in Sachen Andersartigkeit nicht trainiert, kann Anstoß an einem ästhetischen Mangel der beiden Protagonisten nehmen, die selbst in dem Glauben "hässliche Menschen mit Chromosom-Fehler" zu sein,  aufgezogen wurden. Gerade dies allerdings ist ein großer Vorzug des Films, denn "schön" erscheinen diese Wesen (Trolle) nur, wenn sie sich in ihrer Welt (dem See, dem Wald, dem Wind) bewegen, balgen und - ja - frei und glücklich sein dürfen. Ansonsten erblickt der Zuschauer (aus seiner gewohnten Perspektive) das, was gemeinhin "verwahrlost aussehender Mitmensch" genannt wird. Ein "Fantasy-Drama", das sehr realistisch daher kommt und gerade deshalb extrem glaubwürdig nach Schuld, Sühne sowie Moral unserer Geschichte als Mensch fragen darf.

Fragen, die sich im Lauf des Plots sehr eindringlich auch "Tina" stellen wird, in ihrer wachsenden Selbst-Erkenntnis als Wesen einer nicht-menschlichen Spezies. Zu ihrem "Erwachen" - aus lügenhaft gesponnenen Identitäten heraus - braucht es den Anderen, den Polaren, der ihr dennoch gleicht und der sie berührt.

Die eigentliche Verführung beginnt mit Larven. Frisch gesammelt vom Baum, streckt seine klobige Hand das sich krümmende Tierlein in den Mund der Frau. "Du weißt, dass Du es willst", sagt der undeutlich artikulierende Mann mit den bräunlich verfärbten Zähnen und schwups, verschwindet die Leckerei im Gaumen der Auserwählten.

Ein Mann und eine Frau naschen vom Baum der Erkenntnis. In diesem Fall stehen der Baum und das Paar bereits außerhalb eines Paradieses.
Und die Erkenntnis besteht im Erkennen des Anderen als des Spiegels des Eigenen.
Die Larven sind als Bonbon für diese Zwei geschaffen worden!
Mit dieser erkannten Wahrheit ist der "Apfel" auch schon vom Baum gefallen und das Erkennen von Gut und von Böse in der Welt...

Ein Film, der sich stringent einer Zuschreibung zu bestimmten Genres, sowohl inhaltlich als auch ästhetisch, völlig verweigert. Selbst die Moral-Keule wird rasch wieder eingepackt bzw. ausgetauscht.
Allein schon wegen seiner Originalität ist "Border" sehenswert. Gestört hat uns allenfalls die anfängliche Verwunderung, dass unsere Erwartungen, getriggert durch die Vielzahl gelesener Rezensionen, allesamt durchkreuzt wurden.

Also: möglichst unvoreingenommen zurücklehnen und wirken lassen!



Mehr zum Film im guten, alten WIKIPEDIA--->

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