Alljährlich lockt der Bachmann-Preis...

…und 14 Tapfere kommen!





 So natürlich auch „Heuer“, wie man zu sagen pflegt und wir waren dabei. Denn wir haben TV geglotzt, als Stream via Internet. Boncuk, der Kater, ist im Vorfeld getrieben von der Devise: 
“Ich bewerbe mich nur dann, wenn ich sicher sein kann, dass ich den Preis bekomme!“ 
Und da die Redaktionsmitglieder, also ME, bedenklich mit dem Kopf mal nach rechts und dann wieder nach links wippten, entschied er weise, dass er seine besten Texte zunächst noch schreiben wolle, bevor er sie vor Publikum und Kritiker-Instanzen einem „allzu erwartbaren Misston“ überlasse.
Zufrieden also begannen für uns die Tage der deutschen Literatur mit einem Glas Schampus in Hand und Pfote und einem Staunen darüber, wie vorhersehbar zumindest so eine Bachmannpreis-Eröffnung zelebriert wird:

 Weiß und heiß ist der Raum des „Theaters“ (der Manege), die stilvolle Askese wird durch zwei Säulen mit der Aufschrift „LITERATUR“ sinnig ästhetisiert. Cool Jazz als auflockerndes Element der notwendigen Rituale, wie sie in der Vorstellung und im Einzug der Jury-Mitglieder bestehen und später im Lose ziehen der, bis auf Eine, eher lässig gekleidet zu nennenden Dichterschar. Die große Dame, die hier durch modischen Schnickschnack aus der Rolle fiel, sorgte auch bei der Lesung Ihres (von Walser und Houellebecq) inspirierten Textes für Aufsehen.


Die Jury wählt alljährlich klug aber diskret durchdachte Mode-Kombinationen aus "leger" und "amtlich" für die Außenwirkung. Allein Gomringer, als Künstler-Kritikerin, darf durch T-Shirt-Aufdrucke a la „Hallo Mama“ ihrer Exotik Ausdruck verleihen. Heißer noch als die Scheinwerfer der Fernseh-Teams, glüht diesmal das Herzblut des Festredners Zaimoglu, verewigt in den (mit selbigem) nieder geschriebenen Worten zur Literatur: „Wir schreiben, wir lesen, wir kämpfen. Wir stehen bei den Verlassenen!“ 
Ob diese Predigt in Leidenschaft den 14 tapferen Gladiatoren eine ruhigere Nacht vor dem Lese-Marathon schenken konnte, bleibt ein Geheimnis.
Und dennoch treten sie tatsächlich alle an, Keine und Keiner scheut, vor dem selbst gewählten Parcours. Wir wollen egoistisch bleiben. Wir wollen genießen und Freude Freude sein lassen, auch wenn sie einmal der Schadenfreude nahe kommen sollte. Ein langes Gesicht, das Grund hat, ein langes Gesicht zu sein, angesichts vielleicht eines tadelnden oder gar verständnislosen Kritiker-Statements, kann auch manchmal Freude bereiten. Muss aber nicht. Jedenfalls nicht zwingend.

Dass ein öffentlich „zur Schau“ gestelltes Wett-Lesen mit anschließendem „Tribunal“ als unmenschlich zu erachten sein mag, da  es sensible Seelen quälen könnte, wird von uns als Gedanke schnöde hinweg gewischt.
Der Mensch ist sowieso ein Guter nicht. Erstens! Und hier winken Preise und Publicity. Zweitens! Und Drittens ist das „Vorlesen“ eine uralte Tradition der Menschheit. Und Viertens: Wann gibt es das  im Fernsehen, so penetrant durchgezogen, 3 Tage TEXT, den es auf sich wirken zu lassen gilt. Und obendrein ein Text-Diskurs, der erlaubt, den Literaturkritikern bei der Arbeit zuzusehen. Und vielleicht kann man auch etwas lernen. Beispielsweise, weil in diesen 3 Tagen ein kleiner, aber vielleicht auch repräsentativer Überblick über gegenwärtiges Schreiben geboten wird. 

Vermittelt durch die Schreibenden in ihrer jeweiligen Lesung. Und weil zu hören ist, dass die Literaturkritik das Präzise und das Radikale will. Und diese Begriffe dann trotzdem sehr unterschiedlich ausgelegt werden, obwohl das doch so klare Begriffe zu sein schienen.
Für uns. Bis zu diesen Tagen in Klagenfurt.


Am letzten Tag der tddl haben auch wir unsere klaren Favoriten heraus gehört und nun wird noch als Zugabe die freudvolle Regung des „Mitfieberns“ möglich. Bov Bjerg und Joshua Groß. Die wollen der Kater und die Redaktion ganz oben auf dem Siegertreppchen sehen. Wir halten den Sieg für aussichtsreich, doch die Jury schlägt noch in den letzten Abstimmungs-Minuten Haken über Haken. 

Groß fliegt aus allen Pokalen raus und Anna Stern bekommt „überraschend“ den 3Sat-Preis. Wiesooo?
Joshua Groß wurde doch in den anderen Wahlgängen viel häufiger genannt und die Jury war doch so gar nicht zimperlich in ihrer Diskussion und sorgte bei Stern für besagtes langes Gesicht. 
Da schlägt´s aber 13, da verstehe Einer die Logik. 
Um Namen zu kurz und um Namen zu lang zuvor auch die Short-List. So will es uns scheinen.

Wallung des Zuschauer-Bluts bis zur letzten Minute. So soll das doch sein. Im gelungenen Fernsehen.
Wir sind also reich beschenkt worden, von diesem (stets im Vorfeld aufs Neue als fragwürdig eingestuften) kulturellen und öffentlichen Event und sagen „Danke“!

Aber nun ist es auch erst einmal wieder gut.




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