Zusammenleben! VI. Teil:
Von Künstlern und Kritikern!
Josef Hader zeigt seine Affinität zur Theater-Welt auch hier metaphorisch, Daniel Kehlmann gibt den sensiblen, dünnhäutigen Dichter und reagiert ohne theoretische Meta-Ebene ganz aus dem genialen Bäuchlein heraus.
Folgender Zusammenleben-Dialog entspinnt sich bei dem gemeinsamen Besuch des
Theaters in der Josefstadt und dessen Archiv:
K.: Man sollte es tun, eine Sammlung herausgeben, von schlechten Kritiken zu Klassikern...!
Die Sprache, das Pathos damaliger Publikationen, die gibt´s nimmer...!
H.: Nein, die gibt´s nimmer!
K.: Das hat die Frankfurter
Schule vermasselt...!
Schweigen!
K.: Zum Thema gehört auch - und das soll nicht wehleidig klingen - aber zum Thema gehört,Schweigen!
was man sich eigentlich bieten lassen muss, als Schriftsteller von den Kritikern, über die vielen, vielen Jahre hinweg, ohne dass man eine Möglichkeit zum Einspruchsrecht hat...!
H.: Aber ich verhelfe mir mit dem Gedanken, der Kritiker gehört zum Kaschperletheater dazu,
er ist nicht eine Instanz, der ich zubillige, Urteile zu fällen, sondern er ist Teil des Kasperltheaters und ist die böse Großmutter oder ist das Krokodil und muss halt draufschlagen...!
K.: Aber die Leute glauben´s ja trotzdem...!
H.: Naaaaaaein!
K.: Ich glaub schon!
H.: Ich glaub´s nicht. Man liest doch aus dem niedrigen Instinkt heraus, zu lesen, wie der Kritiker das wieder niedermachen will und nicht weil man´s glaubt...!
K.: Aber es gibt eben schon das komische Phänomen, zum Beispiel mit einem Kollegen, also einem anderen Schriftsteller, darüber zu reden, der sagt dann, wie übel ihm wieder durch Kritiker mitgespielt worden ist und die sind alle so unfair und alles eine Frechheit und so weiter und dann kommt die Rede auf etwas Anderes und dann sagt er: "Das soll ja nicht gut gewesen sein, so liest man"...!
Durch die Nacht: Daniel Kehlmann und Josef Hader!
http://www.youtube.com/watch?v=2DTnKFo58ps |
Wir sehen in diesem Dialog: Ein wahrlich weites Feld tut sich da auf und zitieren - uns verbeugend - zum wiederholten Mal den guten, alten Freund des Herrn Paganini:
Und so sehen wir betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen!
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