Berlins "Bad Boy" ...

...hautnah!


Berlin von unten: Ben Becker liest aus dem Berliner Cliquenroman „Blutsbrüder“ im Babylon!

FNFreiheit@flickr.com


Anfang der 30er Jahre lebten in Berlin infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse Tausende Jugendliche auf der Straße. Zuflucht fanden sie in selbstorganisierten Cliquen. Davon erzählt der 1932 erschienene und 1938 verbotene Roman "Blutsbrüder" von Ernst Haffner. Einiges erinnert daran an heute. Nicht nur deshalb ist dieses Buch eine großartige Wiederentdeckung.

Der Schauspieler Ben Becker liest bei der Buchpremiere aus "Blutsbrüder", der so kraftvoll wie kaum ein zweiter deutschsprachiger Roman aus den 1930er Jahren erzählt.

Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30, 10178 Berlin 
Präsentiert von tip Berlin und METROLIT. In Kooperation mit FluxFM und dem internationalen Literaturfestival Berlin. 

Ernst Haffner, Blutsbrüder, Metrolit, € 19,99



Wir, die Paganini´s-Redaktion waren da:


"Ist hier jemand vom Tagesspiegel"? 

Mit dieser Frage beginnt Ben Becker die Lesung von "Blutsbrüder".
Seine Stimme hat den Text bereits als Hörbuch für die Ewigkeit interpretiert.
Nun blickt er vom Podest aus suchend ins Publikum.
Keiner outet sich als Tagesspiegel-Schreiberling.

"Dabei hab ich den tatsächlich abonniert. Das ist schon komisch:
Da geht man morgens zum Briefkasten, holt die Zeitung hoch und 
liest dann zum Frühstück, dass man ein Arschloch ist!"

Gelächter, Geräusper, ein Schluck aus dem Wasser-Glas und los geht´s mit dem Buch.

Ben Becker ist sicher Einer, der zu Berlins beliebtesten Entertain-Begabten gehört.
"Rampensau" nennt man sowas. In diesem Fall liebevoll gemeint. 
Der kann gar nicht anders, als ne Bühne füllen. Und wenn keine da ist, dann kreiert er sie sich!
So gesehen eine Stunde vor Beginn.

Wir, die Paganini`s, sitzen im Starßencafe neben dem Babylon und genießen den Feierabend.
Herr Becker tritt, Bierflasche (?) in der einen und Zigarette in der anderen Hand balancierend, auf den
Vorplatz der Spielstätte. 
Zwei, drei Herren klatschen ihm abwechselnd auf die Schultern, ein Fotograf darf für die Presse ein Foto schießen. 
Ben Becker wirkt "very privat", ganz, ganz lässig und ist dennoch alle-nur-denkbaren-unsichtbaren-Räume-füllend präsent.
So schiebt er seinen Körper, im Anzug mit offenem Hemdkragen steckend, mit leicht parodistischem Zuhäter-Charme, an Passanten vorbei und ins Dunkel der Kneipe hinein.
Nein, er will nicht angesprochen werden. Signalisiert das. Er will noch entspannen.
Aber. Schauspieler und Selbstinszenierer ist er eben dennoch!

Wie könnte da die Lesung etwas Anderes als kurzweilig geworden sein. 
Zumal es ein großartiges Buch ist, aus dem gelesen wurde.
Very Berlin und ganz was Besonderes. 
Aber: Darüber ausführlicher irgendwann an anderer Stelle bei Paganini´s.
Bis dahin bitte selber lesen!

Oder erstmal Ben Becker im O-Ton über "Blutsbrüder":
http://greatest-berlin.de/stadtleben/story/ben_becker_im_interview/110808






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