"#BOOK!" ist ein Roman über:
Cover mit Person in Abwehrhaltung |
- Eine Frau, die sich nach dem traumatischen Erleben einer gewaltvollen, sexuell motivierten (Un-)Tat vorsichtig zurück ins Leben wünscht, hinein in ein Authentisches, Neues wohl, das ihr nicht mehr durch den Übergriff eines Anderen genommen werden kann. Ihr Denken ist sowohl reflektiert als auch in magischen Vorstellungen von Ursache und Wirkung befangen. Einerseits gibt ihr das die Möglichkeit, sich mithilfe von Selbstverantwortungs-Wünschen aus der Ohnmacht zu lösen, andererseits verstrickt sie sich damit immer wieder in unguten (Mit-)Schuldgefühlen. Als Hilfe zum Weg in ein Neues hinein, nutzt sie Twitter, das ihr als Möglichkeit erscheint, sich aus einer Distanz heraus in die Auseinandersetzung mit Welt zu begeben.
- Einen Mann, der ohne allzuviel Nachdenken belastet, seine Kunst auf der Social Media Plattform ausstellt und sich in der Rolle als "Liedchen pfeifender" Lebenskünstler am wohlsten und unbehelligsten fühlt. Er fürchtet Nähe, Verstrickung und Verantwortung Anderen gegenüber und sucht für sich eine Lebensform, die ihm einerseits (zumindest zeitweise) Zweisamkeit erlaubt, ohne sich dadurch einer Schwere und Unkontrollierbarkeit aussetzen zu müssen.
- Eine Social Media Plattform (hier: Twitter, bevor es X wurde), diesen Marktplatz unzähliger Selbstdarstellungsmöglichkeiten und (virtueller) Interaktionen, die sich wenig die Frage stellt, inwieweit diese Selbstdarstellungen zum echten Menschen hinter der Maske führen oder inwiefern die entstehende Kommunikation einem tieferen Interesse am Anderen entspricht. Wer laut ist, wird gesehen, mal so, wie man gesehen zu werden wünscht, mal so, wie Gruppeninteressen einen zu sehen wünschen. Zunehmende Lautstärke in Kombination mit zunehmender Ideologisierung spiegelt eine Gesellschaft wieder, die viel von Diskurs redet, der dieser allerdings kaum noch gelingt. Das Interesse an Diskurs ist ersetzt durch Gewinnmaximierung durch Follower-Zahlen und Lobbyismus.
- Mensch, Kunst und Künstlichkeit in einer (unkontrollierten) Öffentlichkeit. Eine sehr selbstbewusste "Allwissende Erzählstimme" unternimmt den Versuch, dem entfesselnden Tosen auf Social Media etwas Ordnendes entgegen zu setzen. Damit führt sie ihre Protagonisten zurück ins "Private":
"Und wäre da nicht das blau zwitschernde Vögelchen, called Twitter, dann hätten Klara Goldwater und Golo Friedrichs einander nie kennen gelernt. Und sie hätten sich nie so kennen gelernt, auf diese seltsame Art und Weise, die ein Kennenlernen in gewisser Weise eher vorgaukelt, als dieses tatsächlich stattfinden zu lassen. Und doch ist es ein Kennenlernen besonderer Art, in der die Virtualität wohl einen Freiraum mit sich bringt, der allerlei Füllmaßnahmen durch diverse Möglichkeiten beinhaltet, die da Projektion, Wunsch, Traum, Vorurteil etca p.p. heißen. Und doch … und doch lernen sich Klara und Golo, wie so viele in Social Media, zuerst durch ihre Präsentationen kennen, durch ihre eingleisig oder vielgestaltig anmutende Selbstdarstellung, soweit sie in mehr oder minder dürftigen Tweets möglich ist. Twitter ist also ein riesenhaftes Netzwerk, das den Globus umspannt.
„Ein Spinnennetz“, sagt Golo in seinem Atelier zu Mephisto.
„Ein Spinnennetz ist das“, denkt Klara vor dem Badezimmerspiegel und zieht den Kajal nach.
Doch wer ist die Spinne und wer ist das zappelnde Insekt?"
(#BOOK!, S. 95)
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