Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Montag, 9. Juni 2014

Kapitel No. 4

II. Episode in zwei Szenen!

Tamara de Lempicka by Confetta


IV


Verzeihen Sie, ich bin Carina!
Süßer kann eine, vom Weinen heisere, Stimme nicht klingen. Das muss ein weiblicher Engel sein. Ein zartes Geschöpf. Scheu und fragil. Einer Gazelle gleich. Nicht verscheuchen! Denkt Luise. Diese Dame muss erst einmal behutsam aufgefangen werden!
 Was kann ich denn für Sie tun?
Wieder ein zartes Schnäuzen.
 Wie sind Sie denn auf mich aufmerksam geworden?
Durch Jeanne. Haucht eine gebrochene Seele. Jeanne hat gesagt, Sie können mir vielleicht helfen.
Ein Seufzen wird von Luise nicht unterbrochen.
Könnten wir Du zueinander sagen? Ja? Könnten wir? Das wäre dann einfacher für mich. Jeanne hat gesagt, sie darf Sie beim Vornamen nennen!
Wieder scheint eine süße Nase zu laufen. Da Luise diese Nase nun mit Jeanne in eine - wie auch immer geartete - Beziehung gebracht sieht, vermutet sie, dass diese Nase, zu einem ganz feinen Näschen, gerichtet worden ist.
Irgendwann, vor sicher nicht allzu langer Zeit.
Natürlich können wir Du zueinander sagen. Ich bin Luise. Und Du bist also Carina. Welch hübscher Name. Nomen est Omen. Da bin ich mir sicher.
Luise hüllt ihre  Stimme in warme Farben, ein gütiger Timbre, voll und rund, liebevoll, verständnisvoll, schonungsvoll und, und, und. Luise ist stolz auf diese Gabe, ihrer Sprechstimme diverse Tonarten hinzuzufügen.
Carina taut auf. Ihr Stimmchen gewinnt an Festigkeit. Das Näschen verstummt. Und sie erzählt von Hermann. Ein Autist an ihrer Seite. Sie berichtet von einem stupiden Leben mit diesem grausamen Menschen. Er will es einfach nicht schaffen, ihre Liebe und ihre Leidenschaft zu wecken. Und sie erzählt von Charlie, dem Mann vor Hermann. Sie hat ihn verlassen, weil Hermann ihr solider erschien. Hermann ist sehr reich. Auch Charlie ist reich. Nur wenige Milliönchen auf dem Konto trennen ihn von Hermann. Hermann ist Unternehmer. Familienunternehmen in fünfter Generation. Feinkost. Weltweit. Internat. Gute Erziehung. Stil. Null soziale Kompetenz. Null Komma Null Verführer-Typ. Charlie dagegen, weiß die Frauen zu nehmen. Nachtclubbesitzer. Noble Schuppen. München. Schickeria. Ein glamouröses Leben ist das für Carina gewesen.
It is Monday and I love you!
Hat Charlie eines Montag Morgens zu ihr gesagt. Und schwups, hat der 5-Karäter am schmalen Finger geglitzert. Charlie kennt Jeden, der Rang und Namen hat. Filmstars, Politiker, Sternchen, Banker. Und er kennt Jeanne. Hermann interessiert sich für Nichts und Niemanden und will seine Ruhe. Die Geschäfte beherrscht er, dazugehörige Bankette lässt er über sich ergehen. Um zehn will er ins Bett. Kurz Sex. Dann Schnarchen. Morgens Dusche. Kaffee und Croissant. Und weg ins Unternehmen. Carina verkümmert. Carina leidet. Und zu Charlie kann sie nicht zurück. Charlie hat eine Neue. Und die ist zwanzig. Bildschön. Russin. Und ohne einen Partner an der Seite hat Carina noch nie gelebt. Und somit ist alles ganz ent-setz-lich!
Wieder unterbricht ein Schniefen und Schnäuzen, die Rede aus weiblich-schmollendem Mund. Luise ist nicht erschüttert. Mit munterer Anteilnahme und Optimismus in Sopran, bittet sie um die Geburtsdaten der Protagonisten, dieser soeben gehörten Geschichte.
Alles hat seine Zeit. Jetzt oder Nie. Schwarz oder Weiß. Alles ist Illusion. Alles kommt uns nur so vor. Wie es uns vorkommt und erscheint. Alles ist richtig. Jetzt. In diesem Moment. Denn alles ist Veränderung. Alles fließt. Nichts währt ewig. Auch nicht das Leiden. Auch nicht die Langeweile. Nicht einmal das Nichts.
Und so kann Luise Carina beruhigen. Saturn-Zeit ist Blei-Zeit. Neptun, der Zauberer, schaut schon bald um die Ecke und löst das Grau, durch schillernde Farben, neu keimender Gefühle, ab.
Carina, bald schon, sehr bald, geht’s wieder los mit dem Leben. Mit der Liebe. Mit der soeben verdorrt erscheinenden Emotion.
Ich werde Dich jetzt sicher häufiger benötigen. Danke. Danke so sehr!
Carinas Stimme verstummt. Der Hörer des Telefons legt sich zufrieden zur Ruhe. Luise ist in tiefe Gedanken versunken. Jeanne hat sie empfohlen. Ein weiterer Beweis. Es zahlt sich nun aus. Carina wird rasch wieder zur Beratung rufen.  Mit Klingelton und Ungeduld. Neptun löst Saturn ab. Das lässt Verwirrung ahnen. Da braucht solch ein Geschöpf Rat und Tat und Beistand. Luise ist zufrieden. Carina ist süß. Ein verwöhntes Wesen. Fürwahr. Aber angenehm. Oberflächlich. Sicher. Aber zahlungskräftig. Alles ist gut. Alles ist richtig. Jetzt. In diesem Moment. Denn Zufälle gibt es nicht.
Und dann, also Heute Abend, schreibt Luise ihr Gedicht.
TickTack-TakTik.
Und wartet auf ihren Mann. Auf Lars Dietrich.







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