Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Freitag, 6. Dezember 2013

Der wunderbare Buchanfang: XII.Teil

"Ein Buch, das nicht mit einem Paukenschlag anfängt, lese ich nicht!"
(Zitat von Paganini, dem Kater)

Die Paganini´s-Redaktion will sich dieser Polemik nicht zu Hundert Prozent anschließen.
Und doch bleibt es unbestreitbar: Die Verführungskraft der ersten Zeilen eines Buches entscheidet
sehr wohl darüber, ob wir es tatsächlich zu Ende lesen, oder frühzeitig zur Seite legen.

Deshalb in loser Folge bei Paganini´s:
"Der wunderbare Buchanfang!"


Diesmal ein Buch, das nicht geschrieben werden wird und noch keinen Arbeitstitel erhielt:




 I


Und wie geht es Ihnen heute?

Das fragt mich ein schöner Mund. 

Ein schöner Mund, den ich im Moment nicht sehen kann. 

Aber da ich den Mund kenne, weiß ich um seine Schönheit. Ich habe den Mund bereits sehen dürfen. Den Mund und sein Lächeln. Und die großen, leicht auseinanderstehenden Zähne in diesem Mund. Zähne, die wunderbar weiß glitzern, wenn das Lächeln zum Lachen wird.  
Dieses Lachen nenne ich in Gedanken „mein Fest“.

Für Sie gibt es hier nur wenig zu Lachen, nicht wahr?
Hat mir dieser Mund einmal zugeflüstert, als er sich, wie im Moment, verhüllt hatte.

Ich wußte nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich wollte mich nicht verraten. 
Aber ich wollte diese Worte, die aus einer weichen Kehle in einen schönen Mund hineinflossen, vermutlich um mir etwas Gutes zu tun, so auch nicht in diesem gläsernen Raum, der meine Zuflucht ist, hängen lassen. 
Solche Worte hängen dann sozusagen ungewollt über meinem Kopf in der Luft. Das stört mich. Worte sind geheime Zeichen. Sie stören nicht immer. Sie stören nur manchmal sehr, so sehr, will ich meinen, wenn sie alles mit einem vollständig falschen Duft durchdringen. Wenn die Luft über meinem Kopf nicht mehr aseptisch, sauber und gereinigt ihre Neutralität wie Seifenlauge, die über weiße Fliesen fließt, ausbreiten kann, wortlos und rein. Wenn die Luft  ihren Odem, diesen Odem zur Bekämpfung störender Eindringlinge, nicht ohne Worte, die die Wahrheit verfälschen, weitertragen darf. 

Dann beginnt für mich ein Leiden. Ein Leiden, das wenig Anlass zum Lachen gibt.


Also habe ich es nicht ganz so weit kommen lassen und die Worte Lügen gestraft.
Ich habe nämlich in den schönen Mund, den ich nicht sehen konnte, in diesem Augenblick, hineingelacht.

Haha!

Und dann haben ihre Augen, ihre sehr schönen Augen, kurz einen noch schöneren und wärmeren Blick erhalten. 




Montaje Erwin Olaf - Solange Moraga



Dieses Buch wird leider nie geschrieben werden. Wir mögen es. 
Ein Mensch wird auf verlassener Strasse aufgelesen und auf eine Quarantänestation gebracht. 
Ein anderes Buch hat sich vorgedrängelt. Nun also hier wenigstens die ersten Zeilen. 


(Dies ein Nachtrag zu 2013 bei Paganini`s )


Ansonsten gilt: Ferien!!!!!





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