Paganini´s...

Motto von Paganini, dem Kater:
"Es lebe die totale Subjektivität des Feuilleton!"

Dienstag, 10. April 2012

Sehnsucht und Grenze...

...Neptun/Saturn


Neptun, der blaue Planet
                                                                       

NEPTUN IS CALLING ME!

Das Blau ruft mich zu sich!
Ich sitze am Strand. Ich habe meine Arme um meine langen Beine geschlungen. Mein Kinn ruht auf den Knien. Sie sind spitz. Meine Haut ist noch immer ungebräunt. Bleich, so bleich, summt ein Lied in mir. Der Wind streicht meine Haare aus meinem Gesicht. Eine raue Liebkosung, die mir zeigt, dass Einer mich lieben wollte. Meine Augen, so schwarz, blicken ins Blau hinein. Vor mir das Blau. Ja, das Meer ist blau, so blau! Ein schöner Ruf, ein Appell an meine Seele.
Ich folge!
Die Oberfläche des Wassers spritzt silbriges Glitzern  auf meinen Körper. Noch laufe ich. Noch fühle ich den Sand unter den Füßen. Grauer Sand. Treibsand ohne Erdung.
Nun trägt mich das Wasser, das kalte, das weiche, das warme inzwischen. 
Eine Möwe schreit!
Der freie Ton betäubt meine Ohren. Sie fliegt hinein ins blaue Licht. Weit, weit entfernt von mir. Nah, nah vereint mit Dir.
Ich schwimme. Schwimme. Schwimme!
Es ruft mich. Das Blau. Vor mir. Die blassblaue Linie, an der Meeresrand und Horizont sich küssen. Das Blau zieht mich an. Das Blau saugt mich auf.
Meine Haut ist silbern,. Meine Augen blicken blau. Mein Haar schlängelt blaugrün und schwer. Keine Algen in Sicht. Kein Treibholz, das mich streift.
Nur das Blau in mir!
Ein beseelter Atem. Aus Stille. Das Blau um mich her. Das Blau aus tragenden Wolken.
Und das Blau, das tiefe, unter mir. Neptuns Begehren ist mir willkommen.
Neptun is calling me!


Ich schwimme weiter und weiter. Endlich ein Ziel vor den Augen, eine treibende Kraft in meinem Körper, einen Lockruf und Direktion in meiner Seele.


Noch vor wenigen Minuten habe ich an diesem Strand gesessen.
Dieser Strand, der hinter mir gelassen, ganz verlassen scheint. Wie Erinnerung, die keine Erinnerung mehr haben will. Erinnerung ist wie der Sand, der durch die Sanduhr rinnt. Jedes Jetzt und jede Zukunft zerrinnt zu einer Erinnerung. Weißer Sand wird grauer Sand. Beschmutzter Sand. Beschmutzter Sand ist zerronnener Sand.
Die Tage eines dahin ziehenden Lebens sind zerronnene Tage. Durch das Grau der Realität befleckt. Ein für Alle Mal. Befleckt.
Das Blau. Die Reinheit. Die Auflösung. Meine Rettung! Der Ruf des Himmels und das Locken von Meer aus Mehr.
Eine kleine Welle will von mir getrunken sein. Sie spült sich in meinen Mund hinein. Sie schmeckt  salzig wie die Träne eines Engels.  Das Meer weint nicht um mich. Das Meer ist mit mir und in mir. Meine Arme sind müde. Kurz nur. Meine Beine verlässt die Kraft. Für den Moment eines Wimpernschlags meiner Augen. 
Meine Augen halten fest!
Das Blau zieht sie an sich heran. Bald ist die Linie erreicht. Bald bin ich Eins. Mit dem Himmel und dem Meer. Hinauf ins Mehr.
Es komme, was wolle!
Ich trinke Wasser. Das Wasser ist blau. Das Wasser ist keine Träne. Ich komme aus diesem Wasser. Es ist mein Ursprung. Ich werde getragen.
Mein Kopf ist anderer Ansicht. Er wendet sich nach hinten. Er wendet meine Augen hinweg von Blau und hinein in Grau  aus Strand. Weit, weit hinter mir. Eine feine Linie. Aus Sand. Aus Grau. Aus Einerlei. Aus Enttäuschung. Aus Verunreinigung. Von Blau. Die blaue Blume welkt. Dort. Am Strand.
Mein Herz schlägt!
Mein Herz hat ein Eigenleben. Mein Herz, so rot. Will zurück an den Strand. Grau, so sagt es, ist Sicherheit. Mein Herz, so weiß. Es schlägt im Takt von Auf und Ab. Wie Wellen. Die kommen und gehen. In der Einheit mit Monden aus Himmelslicht.
Mein Herz, so weiß. Es gewinnt!
Meine Arme fassen Mut. Meine Beine fühlen, wie ihnen der Fischschwanz wächst. So leicht, so frei. Fühle ich mich im Blau aus Einerlei. Ich tausche nicht mehr. Nixenschwanz gegen Beine, die tanzen. Füße, die bluten, bei jedem Schritt. Wenn sie Boden unter sich haben. Keine Umkehr!
Mit dem Schillern des Schwanzes  ist die Linie so nah. Die Linie. Keine Grenze. Die Linie. Der blaue Schnitt. Unendliches Begehren. Neptuns Liebeslied.
Neptun is calling me!
Ich trinke Wasser. Ich trinke und trinke!
Nicht so viel Wasser. Bitte. Meine Augen verlieren die Richtung. Die Zielgerade.
Meine Augen fallen ins Wasser hinein. Ich halte sie offen. Das Salz brennt nicht. Nach einem Schlag mit dem Schwanz des Fisches. Die Augen sehen die Tiefe. In den Ohren ein Rauschen.
Neptuns Liebeslied!
Meine Nase atmet Meeresblau. Mir schwinden die Sinne. Ich lasse mich fallen. Ich lasse das Fallen zu.
Das Fallen ist Steigen.
Hinauf, hinauf, in himmlische Höh!
Mein Fischschwanz lässt mich gleiten. Hinunter. In die Tiefe. In Neptuns Sehnen. Hinein. In ein Glitzern und Leuchten. Meine Augen wollen sehen. Sie sind weit offen.
Eyes wide shut!
Seine Augen suchen mich. Ich  fühle die Wärme seines Blickes auf meiner kalten Haut. Komm, sagt sein Blick. Komm!
Nun spüren meine Augen das Salz. Mein Mund will kein Wasser mehr trinken. Meine Nase hat Sehnsucht nach Luft. Nicht H2O! Das Meer aus Mehr macht mir Angst. Es raubt mir den Atem. Es macht mich nicht frei!
Meine Beine zappeln sich los vom Schwanz. Meine Füße wollen tanzen. Meine Arme strecken sich. Da oben leuchtet ganz schwach ein Licht. Ein weißlich-graues Rund. Wie ein Schatten. Eine Ahnung aus Leben.
Neptun is calling me!
Ich will nicht mehr Folge leisten!
Wenn Sehnsucht einen Namen hat. Dann ist das Konkrete nicht weit.
Das Konkrete ist grau. Wie der Sand.
Meine Füße kennen den Weg. Sie paddeln wie der Mensch im Wasser. Keine Schwimmhäute zwischen den Zehen. Der Weg wird schwer. Diese Straße musst du gehen. So ist meinen Füßen  eingetrichtert worden.
Sie sehnen den Tanz herbei!
Nicht das Blau aus Meer!
 Meine Füße tanzen das Wasser entzwei. Das Meer teilt sich. Mein Körper schnellt zwischen den Wassern nach oben. Mein Kopf schwebt über dem Rund aus mattem Licht. Die Nase schüttelt Blau aus sich heraus.
Ich atme. Mein Herz, so rot, macht Bum!
My Eyes wide open!
Mein Ich erfüllt mit Panik und Herzschlag. Weit, weit entfernt vor mir die Linie. Der blaue Schnitt. Wo das Lau des Himmels mit dem Kalt des Wassers verschmelzen.
Was soll ich da?
Mein Kopf sucht Richtung. Rechts. Links. Vorne. Hinten. Mein Haar sitzt wie angegossen.
Es bereitet sich vor.
Da! Die Linie aus feinem Grau. Davor das Blau. Mein Kompass ist gerichtet. Mein Herz sammelt Mut. Meine Seele befreit sich von Neptuns Umklammerung.
Der Wind hat sich gedreht!
Ich lasse mich auf den Rücken gleiten. Die Wellen sind mir der Delfin. Mein Kopf lässt sich in den Nacken fallen. Die Augen verdrehen sich und zeigen ihr Weiß. Rückwärts schwimmend, entlassen sie die graue Linie nicht aus ihrem Schwarz. Rettung im Blick.
Ich kann wieder loslassen!
Ich schwebe auf dem Wasser. Wie ein freier Fall. Meine langen Beine machen das Wasser zu Perlen. Leuchtfeuer. Nicht weit sichtbar. Nur schön. Die Nase spürt den Hauch aus Winden, die wehen. Mein Mund ist geöffnet. Auf den Lippen trocknet das Salz.
Ich nehme das Kristall mit nach Hause!
Das Grau ruft mich zu sich!
Ich schwebe auf Wasser. Ich bewege meine Arme wie Flügel. Mein Kinn ruht auf der Brust. Sie ist weich. Sonnen spiegeln sich auf meiner Haut. Das Licht summt ein Lied in mir. Der Wind streift eine Strähne lockiges  Haar in mein Gesicht. Eine Liebkosung, wie Schabernack. Da ist einer, der spielt mit mir. Meine Augen, so wachsam, blicken ins Lachen hinein.
Vor mir das helle Grau.!
Ja, das Leben ist grau, so grau! Kein schöner Ruf, kein Appell an meine Seele.
Ich folge dennoch.  Ich folge gerne!
Das Wasser kann meinen Körper kaum noch tragen.  Noch einmal schwimme ich. Noch fühle ich keinen Sand durch das Blau hindurchschimmern. Nun versinkt das Meer in der Erde.
Ich falle auf Grund. Ich spüre Boden unter den Füßen.
Eine Möwe schreit. Der schrille Ton befreit meine Ohren. Sie fliegt hinein ins blaue Licht. Weit, weit entfernt von mir.
Ich laufe. Laufe. Laufe!
Es ruft mich. Die Heimat!
(2010)


Saturn, die Grenze





4 Kommentare:

  1. "Das Licht summt ein Lied in mir." Wunderschön! So ähnlich geht es mir auch, Licht, Schatten, alles hat für mich Klangfarbe. Herzliche Grüße in die Hauptstadt.

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    1. Ja, ganz lieben Dank! Farben, Töne, Emotionen fließen doch gerne ineinander. Alles wird Metapher für irgend etwas Anderes!Schöne Grüße zurück!

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  2. So very beautiful, thank you. Und aus ekstatischer Entgrenzung ins neptunische Blau, mit Eyes Wide Shut und Nixenschwanz, der Nixenleib nur noch Resonanzkörper waltender Mächte, "Versinke denn! Ich könnt' auch sagen: steige!", zurückkehren, um Bilder festzuhalten, denn Benennen ist Grenzen finden, wie: "Erinnerung, die keine Erinnerung mehr haben will." Phantastisch. "Daß einer mich lieben wollte", that touch so very touching to imagine.

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    1. ...ich könnte auf die Knie fallen, Maestro, so sehr danke ich Ihnen für die schöne Begleitmusik zu meinem , sagen wir, "Versuch..."!
      "Der Nixenleib nur noch Resonanzkörper waltender Mächte...etca.p.p.", wissen Sie, da ist Ihre "Klaue des Löwen" und wenn die "streichelt" statt zu "tachteln", dann tut das so sehr gut!
      Mille Grazie a Lei!!! ("Tachteln" im Sinne konstruktiver Kritik ist allerdings sicher auch eine feine Sache, manchmal!)

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