Der wunderbare Buchanfang: XXI. Teil


"Ein Buch, das nicht mit einem Paukenschlag anfängt, lese ich nicht!"

(Zitat von Paganini, dem Kater)


Die Paganini´s-Redaktion will sich dieser Polemik nicht zu Hundert Prozent anschließen.
Und doch bleibt es unbestreitbar: Die Verführungskraft der ersten Zeilen eines Buches entscheidet
sehr wohl darüber, ob wir es tatsächlich zu Ende lesen, oder frühzeitig zur Seite legen.

Deshalb in loser Folge bei Paganini´s:
"Der wunderbare Buchanfang!"

Hier und Heute, da "Ein Roman ohne Held", aber mit viel Welt,


William Makepeace Thackerey, "Jahrmarkt der Eitelkeit"



VOR DEM VORHANG

Während der Direktor des Marionettentheaters vor dem Vorhang auf seiner Bühne sitzt und den Jahrmarkt überschaut, befällt ihm bei dem Anblick des bunten, geräuschvollen Treibens auf dem Marktplatz ein Gefühl tiefer Wehmut. Da wird gar viel gegessen und getrunken, geliebt und kokettiert, gelacht und geweint, geraucht, betrogen, geprügelt, getanzt und gefiedelt; da drängen sich Raufbolde umher, Stutzer liebäugeln mit den Mädchen, Spitzbuben greifen in fremde Taschen, Polizisten spähen nach allen Seiten, Marktschreier (Marktschreier von meiner eigenen Art, hol sie der Kuckuck!) preisen vor ihren Buden ihren Kram aus voller Kehle an, und Bauernburschen gaffen nach den Tänzerinnen in ihrem Flitterstaat und nach den armen, alten, geschminkten Akrobaten, während die Langfinger sich hinten an ihren Taschen zu schaffen machen. Ja, das ist eben Jahrmarktstreiben, und ein Jahrmarkt ist sicherlich nicht der Ort, wo die Gesetze der Moral herrschen, auch nicht einmal ein besonders lustiger Platz trotz allem Lärm und Spektakel. Man sehe sich die Gesichter der Künstler und Possenreißer an, wenn sie von ihrer Arbeit kommen, und den Hanswurst, der sich die Schminke von den Backen wäscht, bevor er sich mit seiner Frau und den kleinen Hanswursten hinter der Bühne zum Mittagessen hinsetzt. Gleich wird der Vorhang wieder aufgehen, und dann wird der arme Kerl wieder einen Purzelbaum schlagen und rufen: Seid Ihr alle da?
 

Cover@Anaconda

WIKIPEDIA:
Jahrmarkt der Eitelkeit (Originaltitel: Vanity Fair, or, a Novel without a Hero, 1847/1848 in Fortsetzungen im Londoner Satiremagazin „Punch“ erschienen; deutsch 1849) ist ein wichtiges Werk des englischen Schriftstellers William Makepeace Thackeray, der neben Charles Dickens als der bedeutendste Vertreter der Literatur des Viktorianischen Zeitalters gilt. Der Gesellschaftsroman bietet ein facettenreiches, alle sozialen Klassen einschließendes Bild der Londoner Gesellschaft zu Anfang des 19. Jahrhunderts und zeichnet sich durch seinen Stil und seine präzise Darstellung der handelnden Figuren und ihrer Charaktere aus. (https://de.wikipedia.org/wiki/Jahrmarkt_der_Eitelkeit




Paganini, der Kater, in der Redaktionskonferenz:

OHO, haben wir nun fertig? Sind wir hiermit durch, mit dem Lieblingsthema der Chefredkteurin?
Tod hier. Tod da. Tod in allen verfügbaren Variationen? 
NEIN, NEIN, das verscheucht uns nicht den letzten Leser, nein, nein, auch nicht die allerletzte Leserin! 
Da muss ich nicht einschreiten, GOTT SEI DANK muss ich DA nicht einschreiten...!
Nun also Vanitas. Eitelkeit. Alles ist eitel, alles vergeht. Bravo, Bravissima.
Ein dreimal Hoch auf die Neuerungen unseres "Feuilletons"!

Und ein hysterisch zuckender, schwarzer Schwanz verschwindet, samt Kater, unter dem Sofa in den Räumen der Paganini´s-Redaktion...

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