Die wunderbare Neuerscheinung:

Ernst Jünger, Letzte Worte

Die letzten Dinge, der Blick hinter die Spiegel, das Unsagbare und eigentlich nicht Wagbare, ist immer wieder Thema und Zentrum von Kunst und Künstler.

Voraussetzung ist: Neugier als treibende Kraft, ein sezierender Blick, die Faszination am Erkennen des Unerkennbaren. 

Es folgt: Neu-Gestaltung durch die Kunst als kreativer Akt, losgetreten durch den Wunsch, den Blick hinter die Grenze einzufangen.

Die Spezies des Künstlers, der wie ein Forscher seinem Drang Folge leistet, verkopft und kontrolliert nahezu, obwohl der Grenzgang das Ozeanische (Rauschhafte) zu schauen verlangt, ist durch Ernst Jünger vervollständigt worden.

Er ist einer von Jenen, die spannungsfrei in dieser Ambivalenz, die Verdichtung von gesammelten Materialien, betreiben konnte.

Folglich absolut empfehlenswert, für die Jünger-Liebhaber als auch die Grenz-Sucher und Hinter-die-Spiegel-Schauen-Wollenden, ist ein neues bibliophiles Bändchen, das lapidar betitelt: “Letzte Worte“ heißt.

Das klingt nach „Anekdötchen, Anekdötchen“ und einem gelungenen Präsent für die nächste Birthday-Party: Ein bisschen tiefgründig gebildet und dennoch leichte Kost!

Irrtum! Das Buch ist ein sehr dünnes, wunderschön anzusehendes Stück Buchdruck-Kunst, aber mit Jüngerschem „OHO“!

Ernst Jünger steht drauf und - trotz aller Zitate - Jünger ist auch drin.
Und das macht die Sache so lohnenswert!

Natürlich mag es auch interessieren, was z.B. Goethe als letztes Wort der Nachwelt hinterlassen hat, aber wie Jünger die Zitate sammelt, kategorisiert, was er in ihnen sucht und wie er in seiner angedeuteten Interpretation einen möglichen Blick hinter das Mysterium „Tod“ vormacht, das ist unglaublich spannend und facettenreich, wie die Sache selbst.
Auch wenn Jünger irgendwann findet, das die Sache nicht ganz so viel hergibt, wie er sich erhofft hatte.

In jedem Fall aber: Ein ziemlich verklemmt angegangenes Thema unserer Gesellschaft wird einmal wieder aus neuer Perspektive belebt. Nicht (para-) wissenschaftlich, nicht ( pseudo- ) medizinisch, nicht esoterisch und nicht weh - leidig.

Sondern mit Ernst, mit Staunen, mit Fragen und mit lebens-integrierender Bejahung von Transzendenz im Hier und Jetzt menschlicher Existenz.
Jünger hat Respekt vor diesem Übergang aus Endlichkeit in Unendliches hinein.
Leben und Tod sind für ihn die Kehrseite ein und derselben Medaille.

Zitat E .J., über den gefürchteten, modernen Umgang mit diesem Thema:

Die Uhren gehen dort vor - und wie seinerzeit Tocqueville so können auch wir heute ablesen, was uns blühen wird - eine Welt, die den Tod und die Liebe nicht kennt.

So sammelt er "letzte Worte" und erhebt sie zu einem seiner Forschungsgebiete.
Erforscht werden soll, was die Worte an Unsagbarem transportieren.

Zitat E. J.:

Es war Neigung für skurrile Beschäftigungen und Grenzgänge allein., was mich vor Jahren zur Anlage einer Sammlung letzter Worte bewog. Mehr noch trug dazu bei die Hoffnung auf eine gewichtige Ausbeute an menschlichen Bekundungen über den Sinn der durchlebten Existenz. Die Sonne geht unter, noch einmal umfasst der Blick die durchwanderte Welt im Abendschein. Zugleich beginnt auf der anderen Seite der Vorhang zu zittern.

Diesem Zittern des Vorhangs gilt Jüngers Interesse.
Und das Unsrige!

Ernst Jünger: Letzte Worte. Hrsg. von Jörg Magenau. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2013. 246 Seiten, 22,95 Euro.


Cover@Klett-Cotta


Paganini, der Kater, in der Redaktionskonferenz:

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.
Kein letztes Wort.
Niemals nie ein letztes Wort.
Mein Name ist Hase und keine Engel tragen mich niemals fort!

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