Theater ist Gegenwart...

...und Gegenwart ist Theater...!


So in Steigerungen wahrgenommen und vermittelt bekommen beim Theatertreffen in Berlin:
DAS FEST.


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Der Abend beginnt mit Theorie. Yvonne Büdenhölzer, aparte Leiterin des TT50, beschwört in Ihrer Willkommensansprache zum großen FEST im Haus der Berliner Festspiele, die Gegenwärtigkeit dieser Kunstform, die nicht konservierbar wäre:
"Theater ist Gegenwart"!
Das FEST beginnt also mit dieser Definition.


Es folgt die Gegenwart einer gegenwärtigen Moderation von Sandra Hüller.
Gegenwart ist die Zeit, in der alle Ereignisse stattfinden. So auch dieses:
Die nicht einstudiert wirkende einstudierte Ansage im Plauderton mit folgenden, souverän formulierten Fragen an die eingeladenen Ehren-Gäste, wird durch die Gefährlichkeit der Gegenwärtigkeit von Gegenwart unterminiert.
Etwas Unvorhersehbares passiert.
Sandra Hüller formuliert das, mit bereits schwer werdender Stimme und haltsuchender Bewegung an die Stirn, so:
" Und jetzt passiert gerade das, was nicht passieren sollte...!"
Die Bretter namens Bühne scheinen unter ihren Füßen brüchig zu werden. Der schlanke Körper sackt (bühnentauglich) in sich zusammen. Der Moderatorin schwinden die Sinne in eine Ohn-Macht hinein.
"Ein Arzt, wo ist ein Arzt" ruft der herbeieilende Intendant, die Bühne füllt sich mit hilfreich erscheinenden Personen, das Licht wird gedimmt, die Zuschauer ins Foyer verbannt:
"Wir geben Ihnen für die Zeit der Unterbrechung Einen aus!"
So noch einmal, nun mit fester Stimme, der Intendant.
Und dieser hat noch dazu an diesem Tag Geburtstag.
Doch Gegenwart füllt den Theaterraum und verscheucht Planung und Gedachtes.


In der Zwangs-Pause. Das Theaterpublikum, mit Sektglas in der Hand, hat nur ein Thema:
"War das nun ECHT oder war das THEATER? Am Ende Alles nur inszeniert und einstudiert?"
Ein Hin und Her von Vermutungen und Raunen.
Theaterpublikum unter sich.


Der Abend endet mit praktischer Anschauung. Sandra Hüller hat sich rasch wieder erholt.
Zart und schön führt sie weiter durch die Show.
Wem, wenn nicht ihr, die ihr Gesicht den brüchigsten Charakteren schenkt und somit zum Leben auf der Bühne und auf der Leinwand verhilft, hätte man einen Anfall von Schwäche eher zugetraut und noch eher verziehen?
Und als dann das Ganze vorüber ist, das eigentliche Theater-Programm, das nicht nur Theater war,
da hebt sich der schwere, rote Vorhang und es wird aufgetan:
Das Publikum darf auf die riesige Bühne strömen. Nun wird getanzt werden.
Lars Eidinger, der Schauspieler, legt auf.
Die Zuschauer nehmen ihre Plätze ein.
Das Theater kann beginnen!


Aus dem Programm-Heft:
Das FEST empfängt seine Gäste auf dem Vorplatz mit Livemusik der eigens zur Jubiläumsveranstaltung arrangierten Musikerformation „Theatre Composers Orchestra“, besetzt aus bekannten Theatermusikern.
Auf der großen Bühne geht es weiter mit dem Berliner Kultmoderator und Regisseur Jürgen Kuttner, der in einem Videoschnipselvortrag behauptet: „Vom Theater getroffen“. Er widmet sich den epochalen Eigenheiten des Theaters, Querverbindungen zwischen Ost und West sowie Diskussionen rund um das Theatertreffen. Gemeinsam mit Sandra Hüller erinnern sich darüber hinaus Künstler, die das deutschsprachige Theater geprägt haben, an ihre Theatertreffen-Momente. Im Anschluss an das Bühnenprogramm lädt das Theatertreffen zum Fest auf die Bühne ein. Es spielen das „Theatre Composers Orchestra“. Ab 23 Uhr folgt „Autistic Disco“ mit Lars Eidinger.
http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/theatertreffen/tt13_programm/

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