Joseph-Romane: Lightversion im Deutschen Theater!

Wenig gelesen, dennoch ein Juwel: Joseph und seine Brüder von Thomas Mann.

Joseph-Romane XXL:

"Aus aller gewohnten Modernität und Bürgerlichkeit nämlich so tief ins Menschliche erzählerisch zurückzudringen, übte einen unbeschreiblich sinnlich-geistigen Reiz auf mich aus."
Im Lebensabriß werden von Thomas Mann Gründe genannt, weshalb er sich insgesamt sechzehn Jahre - von 1926 bis 1943 - mit der Joseph-Legende der Genesis beschäftigte. Ursprünglich geplant als kurze Erzählung, ließ der Autor sich derart intensiv auf die Vorlage ein, dass ein "humoristischer Menschheitsroman" entstanden ist. Bestehend aus vier Büchern, zusammengefasst unter dem Titel Joseph und seine Brüder, wurden der Vorlage Thesen beigegeben, die zu deren Verlebendigung, Verwirklichung und Humanisierung führen. Hinzu kommen ein phantasiebewegtes Einfühlen und Hineindenken in das mythische Bewusstsein der altbiblischen und antiken Menschen.
Es geht fort vom Bürgerlich-Individuellen, hin zum Mythisch-Typischen.

"Es ist die mythische Identifikation, die der Antike besonders vertraut war, aber weit in die neue Zeit hineinspielt und jederzeit seelisch möglich bleibt".
(
Th. Mann, Freud und die Psychoanalyse)

Den Geschichten Josephs legt Thomas Mann die Annahme zugrunde, dass Menschen mythische Muster repräsentieren. Josephs Leben wird so zur bewussten mythischen Nachfolge...!
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Joseph-Romane Light-Version:


Im Deutschen Theater Berlin gibt es nun eine sehr gestraffte Bühnenfassung, die wenig berauschende Kritiker-Stimmen auf sich zog. Da Paganini´s sich noch nicht aufraffen konnte, die Vorstellung zu besuchen, kommt hier das Theater selbst zu Wort:

Joseph und seine Brüder
nach dem Roman von Thomas Mann in einer Bearbeitung von John von Düffel

Joseph ist der Lieblingssohn seines Vaters Jaakob, dessen Segen ihm sicher scheint, sehr zum Neid seiner Brüder. Sie erschlagen ihn und werfen ihn in einen Brunnen – so stirbt Joseph seinen ersten Tod. Doch fahrende Händler finden ihn und verkaufen ihn in Ägypten als Sklaven an Potiphar, einen der Eunuchen-Günstlinge des Pharaos. Im Hause Potiphars steigt Joseph schnell auf, weckt aber auch die Liebe von Potiphars Gemahlin, deren Leidenschaft für Joseph bald keine Grenzen mehr kennt. Als sich Joseph ihr im letzten Moment entzieht, bezichtigt sie ihn der Vergewaltigung. Joseph wird ins Gefängnis geworfen und stirbt seinen zweiten Tod. Es ist seine Fähigkeit der Traumdeutung, die ihn aus dem Kerkerdunkel befreit. Er deutet die Träume des Pharaos und wird schließlich zum Ernährer und Wirtschafter Ägyptens. Endlich ist seine Stellung in der Welt so gefestigt, dass er sich seinen Brüdern und seinem Vater zu erkennen gibt, die Seinen zu sich holen kann. Doch er muss auch erkennen, dass er auf seinem Weg ein anderer geworden ist, ein Fremder. Und der Segen seines Vaters bleibt ihm verwehrt.
Thomas Mann hat mit seinem vierbändigen Joseph-Roman einen biblischen Mythos erzählerisch erschlossen, den John von Düffel in seiner Bearbeitung für die Bühne verdichtet hat. Alize Zandwijk, Leiterin des RO Theaters in Rotterdam, inszeniert zum ersten Mal in Berlin.(http://www.deutschestheater.de/home/joseph/)

...In jedem Fall sollte die Diskussion um diese Inszenierung dazu führen, einmal wieder zu diesem Buch zu greifen:

Joseph ist "wohl mein Lieblingssohn, trotz Adrian und Grigorß"
schreibt Thomas Mann in seinen Briefen und fühlt sich berührt durch
"die letzte Melancholie, die seine freundliche Gestalt umgibt"!


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